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Verschollen

Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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Verbliebenen und die Nahkämpfer zogen ihre Schwerter und Äxte, die Schützen legten Pfeile auf die Sehnen. »Leise jetzt«, sagte Johann und sein Befehl wurde flüsternd weitergegeben. Dann hob er den Arm und sie schlichen vorwärts. Tristan blieb mit Martin und Noldan bei Johann, der nun nicht mehr an der Spitze schwebte, sondern sich unter die Schützen mischte. Statt seiner hatte Katmar die Führung übernommen, neben sich einige Kämpfer mit großen Schilden, mit denen sie die gesamte Gasse abdecken konnten. Langsam rückten sie bis zu deren Ende vor, von wo ihnen der Schlachtenlärm entgegen schallte. Metall auf Metall, das Gebrüll der Monster und Schreie von Menschen. Tristan erschauerte, er hatte Angst.
    Johann beschwor eine kleine Leuchtkugel, sandte sie zuerst nach oben und dann hinaus auf den Platz, damit auch die andere Gruppe sie sehen konnte. Dann ließ er sie mit einem hellen Blitz verschwinden. Das Zeichen.
    Katmar hob sein Schwert und brüllte einen Schlachtruf, die anderen Paladjur stimmten ein und gemeinsam stürmten sie vor auf den Platz. Auch Tristan trat aus dem Schatten der Gasse, doch bei dem Anblick der sich ihm bot, erstarrte er.
    Er hatte schon nachgestellte mittelalterliche Schlachten im Fernsehen gesehen und auch den einen oder anderen Film, der die blutigen Gemetzel realistisch darzustellen versucht hatte. Aber das hier war für ihn trotzdem ein Schock. Die Geräusche waren schon schlimm genug gewesen, doch zu sehen wie Menschen und ihre Gegner aufeinander eindroschen, Blut spritzte und gelitten und gestorben wurde, war beinahe mehr, als er ertragen konnte.
    Wolfsmenschen und riesige, halbnackte Kreaturen drangen gegen die Mauer des Fürstenpalastes vor. Das mussten die Oger sein. Sie hatten feiste Gesichter, fleischige Hälse und fette Leiber, die jeden Sumo-Ringer magersüchtig erschienen ließen. Ihre eckigen Schädel waren kahl, die Augen winzig, aus dem Unterkiefer ragten gewaltige Hauer und eine dicke runde Nase thronte über dem Maul. Selbst an die drei Meter groß, schlugen sie mit Keulen um sich, die so dick waren wie Baumstämme. So langsam und schwerfällig sie sich auch bewegten, was sie mit den Keulen trafen, wurde meterweit durch die Luft geschleudert.
    Soldaten in Uniform leisteten hier und da auf dem Platz Widerstand, doch die heftigsten Kämpfe gab es am Tor und dorthin drangen die Paladjur direkt vor. Die Nahkämpfer fielen einigen überraschten Ogern, die sich nach Johanns Blitzlicht umgesehen hatten, in den Rücken und hackten nach den mannsdicken Beinen. Die Schützen nahmen vor der Gasse Aufstellung und feuerten Salve um Salve auf die Monster, die zu Dutzenden fielen. Auch die Nahkämpfer richteten ein gewaltiges Blutbad an und Johann tat sein Übriges, in dem er Blitz- und Feuerzauber in die Menge feuerte. Sie hatten schon den halben Weg bis zum Tor geschafft, ehe die überrumpelten Monster sich auf die neuen Angreifer eingestellt hatten.
    Tristan stand noch immer an der Einmündung der Gasse und bekam das alles nur wie durch einen Nebel mit. Immer wenn ein gequälter Schrei an seine Ohren drang, zuckte sein Kopf herum. Wo er auch hinsah, überall waren Blutlachen und Tote und wimmernde Verletzte, auf denen die Kämpfer ohne Rücksicht herumtrampelten. Die Hand, die sein Schwert hielt, zitterte. Er wusste nicht, was er für einen Anblick erwartet hatte, aber er hatte sich als tapferen Helden in den Kampf stürzen sehen. Nun starrte er nur entsetzt auf das blutige Treiben, erfüllt von lähmender Furcht, in die Kämpfe verwickelt zu werden.
    »Tristan!«, schreckte Johann ihn auf. »Hilf der zweiten Gruppe mit Lähmzaubern, damit sie schnell bis zu den Gardisten am Brunnen durchkommen.« Er deutete auf die Mitte des Platzes, wo – wie Tristan erst jetzt bemerkte – eine weitere Leuchtkugel schwebte, die der zweiten Gruppe um Ilgar den Weg wies. »Martin, nimm Tristan auf die Schultern, damit er besser zielen kann.«
    Tristan atmete zu schnell, hyperventilierte fast. »Ich … ich kann nicht«, wimmerte er, als Martin zu ihm trat.
    Martin packte ihn bei den Schultern und verstellte ihm den Blick auf das Gemetzel. »Reiß dich zusammen, Junge. Denk daran, diese Viecher haben vielleicht deinen Vater auf dem Gewissen, zahl es ihnen heim. Jede Sekunde, die du zögerst, kann einen Paladjur das Leben kosten.« Er schüttelte ihn. »Willst du das?«
    Tristan schluckte und schüttelte den Kopf.
    »Dann hilf ihnen. Steck das Schwert weg und zeig mir die Male für den

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