Verschollen im Agena-Sektor
Himmel.
Der Commander versuchte, die enttäuschten Raumfahrer wieder zu beruhigen.
„Nun kommt erst einmal wieder richtig zu euch“, sagte er beschwichtigend.
„Wenn ihr dann nämlich mal einen Moment lang nachdenkt, wird euch schnell klar, dass wir nichts anderes erwarten konnten. Die Tunnelröhre des Vakuum- Transportsystems kann gar nicht einfach ins Freie hinaus führen. Dann wäre die ganze Anlage ja sinnlos!“
Widerwillig akzeptierten seine Leute die unabänderliche Tatsache, die sie auf Grund ihrer Erschöpfung nicht sofort realisiert hatten.
„Du hast recht, Tom“, meinte Nomo niedergeschlagen.
„Es kann ja gar nicht anders sein - und mit Schimpfen und Heulen werden wir daran auch nichts ändern!“
Carna klopfte seinem Defenser kameradschaftlich auf die Schultern. Außerdem registrierte er erleichtert, dass sich seine Leute nach der ersten Enttäuschung schnell wieder gefangen hatten.
„Aber etwas Gutes hat die ganze Sache doch“, sagte er dann.
„Und das wäre?“, fragte Harriet mit unverhohlener Neugier.
„Da so eine Bahn, die normalerweise unter der Oberfläche verläuft, hier aber ans Tageslichts tritt, so kann das meiner Meinung nach nur bedeuten, dass wir uns einem Haltepunkt oder einer größeren Station nähern“, erläuterte er seine Überlegungen.
„Es bestehen also gute Chancen, dass wir nicht mehr lange in dieser Röhre herum laufen müssen.“
„Und warum schmelzen wir uns nicht gleich von hier aus einen Weg ins Freie?“, schlug Hanne Arminos der Gruppe vor.
„Ich denke, dass kann ich dir mit einer kleinen Demonstration beantworten“, kam Karin jeder Erklärung eines anderen zuvor.
Sie zog mit einer raschen Handbewegung ihre Strahlwaffe hervor, richtete sie auf die durchsichtige Tunnelwand und drückte ab. Der helle Energiestrahl traf mit singendem Ton auf das unbekannte Material. An der Kontaktstelle färbte sich dieses ein wenig milchig ein, aber ansonsten geschah nichts. Auch als Tom, Nomo und Glenn auf einen Wink von Karin hin ebenfalls auf die von ihr beschossene Stelle abfeuerten, trat keine Änderung der Situation ein. Nacheinander stellten sie den Beschuss ein.
„Wie du siehst…“, sagte die Ingenieurin zu Hanne, während sie ihren Strahler wieder verstaute, „…ist das hier eine Art hoch verdichteter Kunststoff, der zudem mit Absorber- Fähigkeiten ausgestattet ist. So etwas verwenden wir auch für Luna Tube Travel oder Terra Tube Travel. Andere Materialien halten die enorme Belastung gar nicht aus. Hier kommen wir also nicht so einfach raus. Jedenfalls nicht mit den gewöhnlichen Handwaffen.“
Plötzlich und übergangslos verspürten alle ein sanftes Vibrieren der Tunnelwand unter ihren Füßen. Überrascht und ratlos zugleich warfen sie sich gegenseitig fragende Blicke zu. Doch bevor einer aus der Gruppe irgendwelche Überlegungen anstellen, oder diese gar äußern konnte, griffen unsichtbare Gewalten nach den TESECO- Agenten. Sie wurden ruckartig von ihren Füßen gerissen und in der durchsichtigen Transportröhre nach vorne gewirbelt. Immer schneller ging die rasende Fahrt, so dass es ihnen förmlich die Luft aus den Lungen trieb. Innerhalb kürzester Zeit hatte die PRINCESS- Crew erneut das Bewusstsein verloren. Nun wirbelten sie in Ungewissheit einem weiteren, unbekanntem Ziel entgegen.
Geraume Zeit später, als die Mitglieder der Gruppe nach und nach wieder zu sich kamen, war es nun nicht mehr die Schwärze der Bewusstlosigkeit, die sie umgab, nein, dieses Mal war es wieder die Umgebung, die nur schwach von zwei alterstrüben, gelblich-roten Lichtquellen an der Decke erleuchtet wurde. Die Raumfahrer fanden sich in einer kleinen Halle wieder. Sie glich derjenigen, von der aus sie zu ihrer Fahrt durch das Röhrensystem der Planetenbahn aufgebrochen waren. Somit lag es nahe, anzunehmen, dass es sich hierbei ebenfalls um eine Haltestation handelte.
Tom Carna hatte sich soeben erhoben und massierte sich seufzend seine schmerzenden Glieder. Er fühlte sich, als hätte er soeben einen Ironman-Wettbewerb absolviert. Ein paar schnelle, prüfende Blicke auf seine Crew zeigten ihm, dass es seinen Gefährten wohl nicht viel anders ergehen mochte.
„Alles aussteigen – Endstation!“, versuchte er in einem Anflug von Galgenhumor zu scherzen.
Doch sein Gesichtsausdruck wollte ganz und gar nicht zu der versuchten Fröhlichkeit passen.
„Was zur Hölle war das denn nun schon wieder?“
Nomo Teniate blickte seinen Freund und Chef fragend an,
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