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Verschollen im Taunus

Verschollen im Taunus

Titel: Verschollen im Taunus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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vom Durchmesser einer Party-Paellapfanne. Katzen gehören in der Natur zu denjenigen Lebewesen mit dem ausgeprägtesten Gleichgewichtssinn. Doch Pepsi sprach dieser wissenschaftlichen Beobachtung hohn. Das schwarze Kätzchen mit den weißen Pfötchen kam aus dem Tritt und purzelte kopfüber herunter.
    Daraufhin schaute die Plemplem-Katze Herrn Schweitzer an, als wüßte er, wer gerade am Baumstamm gerüttelt habe. Obendrein mußte sie niesen, und der Detektiv fragte sich, ob Pepsi, außer daß sie ein bißchen dabbisch war, zudem noch an Katzenhaarallergie litt.
    „Was machen wir jetzt? Warten oder uns auf uns verlassen?“ Ihm war klar, eine falsche Entscheidung und er würde dem Tod Aug’ in Aug’ gegenüberstehen. Aus würd’s sein mit der Schweitzerschen Pracht und Herrlichkeit.
    Rambo der Beinharte, wie er von seinen Kumpels liebevoll gerufen wurde, setzte sich seinen verchromten Wehrmachtshelm auf die mit keltischen Runen tätowierte Glatze und tat noch einen letzten Schluck Bier, bevor er die Dose mit bloßer Faust zerknüllte wie einen durchweichten Pappedeckel. Vier Tage hatte er an seiner Honda Goldwing geschraubt, bis der tückische Fehler am Vergaser behoben war. Rambo der Beinharte lebte von Arbeitslosenunterstützung und gelegentlichen Aushilfsjobs bei den Bauern in der Umgebung. Ab und an wurde er auch konsultiert, wenn ein Traktor nicht mehr wollte, was zusätzlich Kohle in die meist klamme Kasse spülte. Mit Badelatschen, freiem Oberkörper und kurzer Turnhose hätte man meinen können, er packe gleich sein knallrotes Gummiboot und mache sich auf zum nächsten Badesee. Doch weit gefehlt, eine Spritztour war angesagt. Vier Tage ohne Benzin in seinen Adern – Rambo der Beinharte war auf Entzug. Das Bier hatte sein Zittern nicht zu lindern vermocht. Mit einem Anflug von Anmut auf seinem Gesicht, wie es sinnlichen Männern beim Öffnen von BHs widerfährt, kickte er den Ständer seiner Höllenmaschine um. Eine nur mit einem blauen Höschen bekleidete Airbrush-Fee zierte den Tank. Der Fuchsschwanz am Lenker wartete darauf, im Fahrtwind von Staubpartikeln befreit zu werden. Rambo der Beinharte drehte den Zündschlüssel. Eine kurze Drehung am Gasgriff und der hintere Teil der Scheune verschwand im Abgasnebel. Genüßlich füllte er seine Lungen mit dem Odem von Freiheit und Abenteuer. Der aufgebohrte Auspuff sorgte für die Begleitmusik, die Männer wie er brauchten.
    Die ersten Meter auf der Landstraße legte er ausschließlich auf dem Hinterrad zurück. Rambo der Beinharte war der beste seines Fachs im gesamten Hochtaunuskreis. Eine Freundin hatte er nicht.
    Und Herr Schweitzer hörte die Goldwing. Erst leise, dann immer lauter und schließlich wieder leiser werdend. Das Geräusch kam von links, war ganz kurz hinter ihm und verschwand rechts im Gebüsch. Zwei lange Minuten verfiel er in eine Art Starre. Inbrünstig hoffte er auf eine Wiederholung des Vorgangs. Doch nichts dergleichen geschah. Kein weiteres Motorfahrzeug intonierte die Sinfonie der Geretteten. Herr Schweitzer hatte sich die ungefähre Stelle gemerkt, wo ihm das süße Geräusch am lautesten schien. „Tja, Pepsi, Gott hat entschieden.“ Dabei war er gar nicht gottgläubig – in besseren Zeiten pflegte er stets zu scherzen, er habe seinen Vater überhaupt nie kennengelernt.
    Zu allem entschlossen wickelte er die Wasserflasche in die Decke, warf sich diese über die Schulter, hob die Krücke auf und philosophierte: „Es ist alles okay, so wie’s ist, sonst wär’s ja anders!“ Dabei ist das so eine Sache mit Philosophen, meist philosophieren sie nur deshalb, weil sie nicht wissen, daß sie nichts wissen.
    Und nie mehr im Leben würd’s Ravioli mit Hackfleischfüllung und Tomatensauce geben. So nah am Ziel …
    Was der gute Herr Schweitzer natürlich nicht ahnen konnte, die Goldwing von Rambo dem Beinharten war fast drei Mal so laut wie herkömmliche Motorräder und wie vom TÜV erlaubt. Selbst der routinierteste aller routinierten Geräuschentfernungsmesser hätte versagt, versagen müssen.
    Der so lang herbeigesehnte Tag von Rambo Beinhart endete im Graben. Ein Scheißkuhfladen auf einem Scheißölfleck hatte ihn unweit seiner Scheune aus der Kurve getragen und der Höllenmaschine jedwede Schönheit geraubt. Der Fahrer blieb bis auf ein paar Schrammen, einem abgetrennten Daumen und einem einfachen Kniebruch unverletzt. Die Goldwing hatte ihren letzten Schnaufer für immer getan. Everybody is looking for freedom. Wahlweise: Das

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