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Verschollen im Taunus

Verschollen im Taunus

Titel: Verschollen im Taunus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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und kam mit aufrechtem Schwanz auf ihn zu. „Miau.“
    Der Detektiv wollte sich bücken, aber schon im Ansatz durchfuhr ihn ein so heftiger Rückenschmerz, daß er davon Abstand nahm.
    „Sie sich müssen noch schonen. Auf, los geht’s, wir müssen zu Nachbar“, intervenierte Dagmara Lakomy.
    „Ich komm ja schon, ein alter Mann ist doch kein D-Zug.“
    Nachdem sie auf den Weg, der zum Anwesen führte, eingebogen waren, fragte Herr Schweitzer: „Heute ist doch Freitag, stimmt’s?“
    Die Alte sah ihn verwirrt an und blieb stehen. Sie hatte hinreichend Gründe, an seinem Geisteszustand zu zweifeln. „Quatsch, ganz großer Quatsch. Sie müssen schnell gehen ins Krankenhaus.“
    Aber damit war seine Frage nicht beantwortet. „Wenn heute nicht Freitag ist, was dann?“
    „Sonntag.“
    Herr Schweitzer fiel aus allen Wolken, damit hatte er nicht gerechnet. Umgehend gedachte er seiner Freundin Maria, ihrer Sorgen und der Tatsache, daß sie am Mittwoch zum Konzert verabredet waren. Mittwoch! Und heute war Sonntag! „Ach du Scheiße“, entfuhr es ihm. Er begann zu schwitzen. Und das nicht nur, weil die mal wieder brütende Sonne ihre unbarmherzigen Strahlen auf die Erde warf und das Gehen selbst mit Krückstock eine einzige Qual war. Er beschleunigte sein Humpeln. Was in Marias Kopf vor sich gehen mußte – er konnte es sich ausmalen. „Schnell. Ganz schnell zum Nachbarn. Ich muß dringend telefonieren.“
    Sonnenklar: Der Seemann war doch erschüttert.
    Nicht nur Herr Schweitzer war aus allen Wolken gefallen. Das traf auch auf Lothar Rudolf, den Herausgeber vom Zico, zu, nachdem er sich zunehmend nervöser werdend die Informationen und Überlegungen von Roland Stipp am Telefon angehört hatte. Sofort hatte er den Chefredakteur in die Redaktionsräume dirigiert.
    Lothars Werbeagentur ‚Querformat‘ war in der Gelbehirschstraße zwischen Konstablerwache und einem großen Hotel beheimatet. Das war zwar nicht gerade eine Nobeladresse, doch hatte sie den Vorteil, sehr zentral zu liegen. Unter der Woche war es schwierig bis unmöglich, hier einen freien Parkplatz zu ergattern, doch heute konnte man ihn sich quasi aussuchen.
    Die beiden Visionäre und Macher des Fußballmagazins saßen im Konferenzsaal vor einem Flachbildschirm in der Größenordnung eines überfahrenen Nashorns, auf dem die NTV-Nachrichten samt Newsticker flimmerten. Die zwei Herren wirkten gestreßt, als habe soeben der Präsident des Weltfußballverbands angerufen und sie mit der Ausrichtung der nächsten Weltmeisterschaft beauftragt. Grund dafür war die bereits zwei Mal verschobene Deadline für’s neue Zico. Obendrein waren beide in die bundesweite Initiative ‚Kein Platz für Rassismus‘ involviert, die demnächst auf einer großen Party in einem Kino am Eschenheimer Tor offiziell der Presse vorgestellt werden sollte. Kurzum, man erstickte auch ohne die neusten Entwicklungen in Sachen Unser Eintracht in Arbeit.
    Die Lage sei ernst, aber nicht hoffnungslos, bemühte Lothar Rudolf den alten Klassiker, nachdem er sich Stipps Bericht erneut und diesmal in aller Ruhe und Ausführlichkeit angehört hatte. Lothar Rudolf war das genaue Gegenteil von Herrn Schweitzer. Wenn erforderlich, konnte er zwei Tage durcharbeiten, ohne sich auch nur eine Minute aufs Ohr zu hauen. Das hätte man mal vom Detektiv fordern sollen. Umgehend hätte er einem die Freundschaft gekündigt. Ganz sicher, das.
    „Ach, stimmt ja, der ist wohl noch im Ausland“, sagte der Herausgeber. Er meinte den Manager des Traditionsvereins, Herbert Buch, dessen Nummer er soeben gewählt hatte. Lediglich der Anrufbeantworter war angesprungen. „Dann halt den Angler-Pierre.“ Erneut haute er auf die Telefontasten, während Rolands Augen auf ihm ruhten.
    Am anderen Ende der Leitung erklang eine verschlafene Stimme.
    Aus Erfahrung klug geworden, wählte er die Worte mit einer gewissen Sorgfalt: „Hallo Schatz, ich bin’s, dein Simon …“ Das ‚Vermißtdu-mich?‘ hatte er ausgespart.
    Nun erst merkte Maria von der Heide, wie sehr sie doch die Möglichkeit in Betracht gezogen hatte, ihrem Freund könnte etwas unbeschreiblich Schreckliches widerfahren sein. Eine zentnerschwere Last zerschellte auf dem Parkett ihrer Wohnung auf dem Sachsenhäuser Lerchesberg. Nun, da sie seine Stimme vernahm, fiel auch die Kraft von ihr. Jene Kraft, die den menschlichen Organismus in Zeiten höchster Anspannung funktionstüchtig hält. Diesmal war es an ihr herumzustammeln: „Oh, Simon, schön, daß

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