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Verschollen im Taunus

Verschollen im Taunus

Titel: Verschollen im Taunus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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dem Geld wollte man neue Waffen aus China kaufen, vor allem Schnellfeuergewehre und kleinere Raketenwerfer. Doch das Arschloch war schlauer gewesen, was Albert sehr fuchste. Aber noch viel wütender machte ihn die Tatsache, daß sich Genosse Maxim erst heute gemeldet hatte. Vor fünf Minuten, um genau zu sein.
    Maxim gehörte zum Entführer-Duo des Herrn Schweitzer. Auch er hatte bei der Detonation der Gasflasche was abbekommen. Nachdem er seinen Kumpel Anatoli kopf- und das Entführungsopfer leblos vor der explodierten Hütte vorgefunden hatte, war er trotz der tierischen Schmerzen im rechten Oberarm mit dem Mietwagen geflüchtet. Etliche Tage hatte er im Fieberwahn in seiner Hofheimer Pension verbracht, ehe klar war, daß die eiternde Wunde, hervorgerufen durch einen teelöffelgroßen Splitter, von sich aus verheilte und ihn am Leben lassen würde. Maxim hatte keine Ahnung gehabt, wie lange er im Bett gelegen hatte. Das hatte er eben erst nach dem Telefongespräch mit Albert erfahren. Und auch Maxim war nun sehr, sehr wütend. Anstatt alles zu veranlassen, damit er sofort wieder nach Hause konnte, wollte Albert, daß er zur Hütte zurückkehrte, um nachzusehen, ob der Blödmann, der sich da als Double zur Verfügung gestellt hatte, auch wirklich mausetot war. Wenn nicht, so Albert weiter, solle er, Maxim, dafür sorgen. „Das können wir uns nicht leisten“, imitierte er nun Alberts Stimme. „Blablabla … das können wir uns nicht leisten, blablabla, du blöder Schwätzer. Hättest du uns mal ein anständiges Foto von diesem Michailovitsch mitgegeben, wäre das alles nicht passiert und Anatoli noch am Leben. Aber nein, der Herr Anführer hat ein uraltes Foto ausgegraben, auf dem man gerade noch zwischen Männlein und Weiblein unterscheiden konnte. Idiot!“ Mit der Faust fing er die nervige Stubenfliege und zerquetschte sie. Das Blut wischte er am sowieso schon blutdurchtränkten Bettlaken ab.
    Dann duschte Maxim. Zunächst mußte er zum Autovermieter am Flughafen, nicht daß der auch noch Ärger machte, schließlich hätte er den Wagen bereits gestern zurückbringen sollen.
    „Wir müssen das dringend klären“, erklärte Roland Stipp kategorisch und wischte sich ein paar Krümel vom Mund. „Wenn dieser Michailovitsch tatsächlich die Eintracht übernimmt, bricht hier die Hölle los.“
    Obwohl dies seinen eigenen Gedanken entsprach, fragte Schmidt-Schmitt mit halbvollem Mund: „Und warum? Wäre es nicht schön, wenn ein paar Milliönchen in die Eintracht flössen, schließlich könnte man davon ein paar Hochkaräter verpflichten und schon bald wieder international mitmischen?“
    Der Sportjournalist machte eine wegwerfende Handbewegung. „Pah. Du hast ja keine Ahnung vom gemeinen Eintracht-Fan. So etwas läuft vielleicht andernorts, aber hier in Frankfurt ticken die Uhren anders.“
    „Wieso?“
    „Wieso? Wieso? Wir sind hier weder auf Schalke noch in Dortmund oder London. Erfolg ja, aber nicht um jeden Preis. Deutscher Meister werden wir in unserem Leben sowieso nie mehr, aber die Schalker trotz der Gazprom-Gelder auch nicht. Dann schon lieber Fußball von der ehrlichen Sorte. Wir Eintrachtler sind da sehr sensibel. Zuviel Kommerz schadet dem Fußball nämlich, weißt du. Die meisten finden es schon zum Kotzen, daß unser Waldstadion nicht mehr Waldstadion heißt.“
    Das alles wußte der Oberkommissar natürlich, weswegen er das Gespräch nun in eine andere Richtung lenkte. „Und selbst wenn dem so wäre, wie willst du es verhindern?“
    „Genau das ist der springende Punkt: Wie? Aber ich habe da schon so eine Idee.“
    „Und die wäre?“
    „Heute geht das neue Zico in Druck. Wir machen das Thema einfach zur Schlagzeile.“
    „Heute ist Sonntag.“
    „Dann halt morgen früh. Ich sehe es schon vor mir: ‚Das Ende – wird Eintracht Frankfurt von Fedor-Gas geschluckt?‘ – jedenfalls etwas in dieser Art.“
    „Aber du hast doch gar keine Beweise“, hakte Schmidt-Schmitt nach.
    „Na und. Brauch ich die vielleicht? Zähl doch einfach mal nach, wie viele Fragezeichen die Bild-Zeitung pro Jahr auf ihren Titelseiten plaziert.“
    „Das ist aber nicht gerade seriöser Journalismus.“
    „Der ist hier auch nicht gefragt. Es geht um Höheres. So mancher Fan würde sogar sagen, es geht um das Höchste überhaupt. Unser Eintracht – das ist Religion, verstehst du? Religion!“
    Der Oberkommissar sah es nicht ganz so dramatisch, aber im Grunde stimmte er seinem Kumpel zu.
    Roland Stipp erhob sich

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