Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verschollen im Taunus

Verschollen im Taunus

Titel: Verschollen im Taunus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
Vom Netzwerk:
Führerschein.“
    „Mischa fährt.“
    „Welcher Mischa? Doch nicht etwa der Schmidt-Schmitt-Mischa?“
    „Mann, klasse. Wenn ich raten müßte, würde ich bei dir auf Mathe-Genie tippen.“
    „Gar nicht mal so weit daneben, Schatz. Also, hast du einen Block?“
    „Ja. Und jetzt mach schon.“
    Doch selbst jetzt wollte Herr Schweitzer noch weiterbabbeln – ein echter Sachsenhäuser Jung’ eben. „Zur Polizei können wir ja auch später noch. Ich meine, der Leiche ist sowieso nicht mehr zu helfen. Der Kopf … du weißt … da kannste einfach nix mehr tun.“
    Zum Glück war Herr Schweitzer nicht immer so, dachte Maria, aber wenn, dann konnte er einem schon mal den letzten Nerv rauben. So wie im Moment. Da hieß es nur: Ruhe bewahren. Zur Entspannung nahm sie ein paar tiefe Atemzüge und ließ ihren Liebsten babbeln. Den Hörer legte sie derweil aufs Sofa. Erst als die Stimme wieder lauter wurde, führte sie das Gerät wieder ans Ohr.
    Kurz darauf notierte sie die Adresse. Und Mischa hatte auch Zeit. Alternativ hätte sie ein Taxi genommen.
    „Was ist?“ fragte Maria von der Heide vom Beifahrersitz.
    Ungläubig seinen Kopf schüttelnd besah der Oberkommissar sein Handy. Sie hatten soeben die letzte Messehalle hinter sich gelassen. Die Autobahn lag vor ihnen. Er fuhr einhändig. „Die kriegen einfach nichts gebacken. Oberreifenberg ist doch ein beschauliches Nest, nicht so wie Frankfurt. Aber eins und eins zusammenzuzählen – da gehört doch wirklich nicht viel zu. Äh ja, die haben tatsächlich eine Leiche und eine abgefackelte Hütte in der Nähe von diesem Kaff entdeckt. Und die letzte Handy-Ortung von Simon: ebenfalls Oberreifenberg. Da muß man sich doch was dabei denken.“
    „Du meinst, das stimmt also, was Simon mir erzählt hat?“
    „Sieht so aus. Hast du daran gezweifelt?“
    Statt einer Antwort starrte Maria in Gedanken versunken auf die vorbeiziehende Leitplanke.
    „Ich weiß nicht“, füllte Schmidt-Schmitt die eingetretene Stille, „komisch ist das alles schon. Andererseits ist Simons Humor normalerweise …“
    „Subtiler?“ ergänzte Maria zögerlich.
    „Ja, genau, sag ich doch: subtiler.“ Das Handy verschwand in seinem gewagten, mit Silberfäden durchwirkten Jackett. Dann kratzte er sich am Kopf, der noch immer von den Nachwehen der letzten Nacht brummte.
    „Dann ist Simon entführt worden …“
    „Das wird er uns gleich selbst erzählen können.“
    Das mit dem Gleich haute nicht ganz hin, denn der Feldweg, der zu dem Gehöft der Lakomys führte, war nicht einfach zu finden. Weder Straßenschild noch sonstige Wegweiser wiesen darauf hin. Mehrere ortsfremde Wandergruppen und Wochenendausflügler fragte man vergeblich. Erst die Pfarrerstochter konnte weiterhelfen.
    Sie trafen den Sachsenhäuser Meisterdetektiv bei Tisch in der Küche an.
    Dagmara Lakomy gehörte zu der Sorte Frauen, die der Meinung waren, ein Mannsbild sei erst dann zu etwas nütze, wenn es ordentlich was auf den Knochen hatte. Allerdings hätte das, was Herr Schweitzer an Bauchvolumen besaß, noch für mehrere Jahre ausgereicht. Offenbar hatte sie sich von seinen in der Tat und ob der Anspannung der letzten Tage gar arg hervortretenden Wangenknochen fehlleiten lassen. Jedenfalls hatte Herr Schweitzer einen großen Teller voller Krakauer vor sich stehen und schon ein paar Bissen verschlungen.
    „Buah, ist das lecker“, verteilte er gerade artig Lob, als seine Liebste auftauchte. „Mariaaa …“ Stürmisch wie lange nicht mehr sprang er auf und stürzte auf sie zu. Die Schmerzen waren zweitrangig. Herr Schweitzer konnte nicht anders, er war, wie er war. Mitten in der aufgeregten Balz, den herzlichen Umarmungen und Liebkosungen säuselte er ihr ins Ohr: „Und? Hast du mich vermißt?“
    „Trottel.“
    „Gelle, ein bißchen schon?“
    „Nö. Ich hatte ja das Stripper-Team zu Gast. Ich sag dir, die waren allererste Sahne. Keinen Frauenwunsch, den die nicht erfüllt haben. Ich habe mir aber alles gemerkt. Wenn du wieder bei Kräften bist, kannst du die ja doubeln. Darin scheinst du ja ein wahrer Held zu sein.“
    „Nein, nein, laß mal. Davon hab ich endgültig die Schnauze voll. Ich liebe dich.“
    „Ich dich doch auch, du Dummerle.“
    Frau Lakomy strahlte jugendliche Freude aus, während sich Schmidt-Schmitt peinlich berührt an den Türrahmen schmiegte. Und die hofeigene Kuh machte sich gerade am Schnittlauchtopf, der auf dem Sims des Küchenfensters stand, zu schaffen. Daraufhin ergriff die Bäuerin

Weitere Kostenlose Bücher