Verschollen im Taunus
Schuhe. Du hast nichts von Schuhen gesagt.“
Herr Schweitzer, immer noch leicht eingeschnappt, aber einsichtig: „Befehl verstanden, Befehl wird ausgeführt.“
„Aber sofort! Wegtreten!“
Der Detektiv dachte, auch ein Arztbesuch könne nicht schaden. Doch hier war er wie die meisten Männer, erst wenn das Gedärm schon aus der Bauchwunde lugte, konnte man mal darüber nachdenken, einen Medicus zu konsultieren.
Und während Herr Schweitzer seine Aussagen machte, schlenderte ein als Spaziergänger getarnter Terrorist durch den Hochtaunus. Schon von weitem erblickte Maxim die Polizeiabsperrung. Er wußte, was er wissen wollte, und machte kehrt. Voller Trübsinn gedachte er des toten Kameraden. Die Rache würde sein sein. Das schwor er sich. Anatolis Tod sollte doppelt bezahlt werden. Albert hatte es zwar nicht ausdrücklich befohlen, aber außer dem Double sollte auch noch das Original dran glauben. Scheiß auf das Erpressungsgeld, fluchte er vor sich hin, Michailovitsch sollte bald seinen letzten Furz gelassen haben.
Bald fuhr er im Mietwagen davon, dessen Kontrakt er verlängert hatte. Die Rechnung in der Hofheimer Pension war beglichen. Schnurstracks ging es nach Frankfurt. So würde er näher am Geschehen sein. Außerdem konnte man sich in der Anonymität der Großstadt unauffälliger bewegen. Das Hotelzimmer hatte er bereits telefonisch reservieren lassen. Nach wie vor befand sich im Kofferraum ein komplettes Waffenarsenal. Und circa fünfhundert Schuß Munition, wie es sich für aufstrebende Terroristen gehört. Das sollte doch ausreichen, flachste er und lächelte diabolisch.
Heiße Drähte funktionieren überall auf der Welt gleich. Bei eminent wichtigen Problemen erspart man sich somit den langen Dienstweg. Es wäre ja noch schöner, müßte man sich bei bevorstehenden Kriegshandlungen – meistens handelt es sich dabei um reine Bauchentscheidungen – noch mit den Sachbearbeitern herumschlagen. Selbstredend besaß auch das Frankfurter Fußballmagazin Zico einen solchen Draht direkt zum Vorstand von Eintracht Frankfurt. Vor einigen Minuten hatte Roland Stipp den Präsi an der Strippe gehabt, um Gewißheit zu erlangen, was es denn so auf sich habe mit dem Gerüchte, ein russischer Gasmogul wolle beim Verein als Großinvestor einsteigen. Zu des Fußballjournalisten Überraschung, der bisher doch mehr an eine Finte geglaubt hatte, gab es tatsächlich einen bevorstehenden Termin zwischen dem Präsidenten Pierre Angler und Alexander Michailovitsch. Aber, so der Präsi weiter, noch sei absolut nichts in trockenen Tüchern, vielmehr drehe es sich um ein erstes Sondierungsgespräch, daß er, der Präsi, führen wolle, da ja der eigentlich dafür zuständige Manager Herbert Buch noch im Ausland weile, um einen französischen Jugendnationalspieler an Land zu ziehen –, aber psst, nix verraten, das ist noch geheim.‘
Roland Stipp hatte ganze Arbeit geleistet. Soeben hatte er sämtliche Frankfurter Tageszeitungen informiert, nun las er den eigenen Artikel, der morgen in der neuen Ausgabe vom Zico erscheinen sollte, zum dritten Mal. Das Ende der Eintracht? – das war die geplante Headline.
‚Nach vielen Jahren wirtschaftlich soliden Handelns unter der Ägide Buch, bei dem unter anderem ein drohender Konkurs hatte abgewendet werden können, stehen der Eintracht wieder turbulentere Zeiten bevor. Wie aus bestens informierten Kreisen bekannt wurde, hält sich zur Zeit der russische Multimilliardär Alexander Michailovitsch, dem exzellente Verbindungen zur Mafia nachgesagt werden, im Rhein-Main-Gebiet auf, um über ein Engagement bei Eintracht Frankfurt zu verhandeln. Auf Nachfrage von Zico wurde dies vom Vereins-Präsidenten Pierre Angler auch bestätigt. Michailovitsch, Großaktionär des russischen Energiekonzerns Fedor-Gas, hat sich in jüngster Vergangenheit bereits Bröndby IF (Dänemark) und Sparta Prag (Tschechien), die in ihren jeweiligen Ländern zu den Spitzenclubs zählen, unter den Nagel gerissen.
Sollte es in naher Zukunft tatsächlich zu einem Deal Eintracht/ Fedor-Gas kommen, hätte das weitreichende Folgen für die Kultur der Fangemeinde. Wie bei Chelsea London oder auf Schalke würden auch bei der Eintracht sukzessive die Eintrittspreise steigen, nachdem russische, nur unzureichend kaschierte Mafiamilliönchen in die Vereine flossen und auf den Rängen die Champagnerfraktion mit ihrem nachgerade unterirdischen Fußballsachverstand die Ränge füllten. Das alles ist um so tragikomischer, da
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