Verschwiegene Schuld
Rückkehr nochmals bestätigt wird. Es wird dem Leser dieses Buches nicht schwerfallen, die Resolution auf einige der hier von Bacque geschilderten Ereignisse anzuwenden.
Hoffen wir, daß noch viele weitere kanadische, amerikanische, britische und andere Historiker und Journalisten diese Dinge ernst nehmen und ihnen die Aufmerksamkeit widmen, die sie verdienen. Besonders jetzt, nachdem sich die Archive der früheren Sowjetunion und der früheren sozialistischen Staaten in Osteuropa geöffnet haben, ist damit zu rechnen, daß wichtige Offenbarungen ans Tageslicht kommen. Bacque hat die Gelegenheit bereits genutzt und Nachforschungen in den Moskauer Archiven angestellt. Hoffen wir, daß auch russische, polnische und tschechische Historiker diese Gelegenheit ergreifen, um Aspekten ihrer eigenen Geschichte zu Leibe zu rücken, die bisher nicht erforscht werden konnten.
Wir schulden James Bacque Anerkennung für seinen Mut, neue, unbequeme Fragen aufzuwerfen. Wir danken ihm für die Antworten, die er vorschlägt. Gehen wir nun zur Debatte über.
Genf, im November 1994
Alfred de Zayas
Anmerkungen
1 Kurt W. Boehme, Gesucht wird, München 1965, 1990. (zurück)
2 Victor Gollancz, Unser bedrohtes Erbe, S. 156 f. (zurück)
Einführung
Dieses Buch ist mein Versuch, zu verstehen, wie wir im Westen im 20. Jahrhundert die Weisheit des Friedens verschmähten und lieber der Torheit des Siegens nachjagten, wie wir oftmals die übelsten Zeitgenossen zu Idolen erhoben und die Guten, Feinsinnigen links liegenließen, wie wir den Teufel schlagen und uns dabei selbst wie Teufel aufführen konnten und wie es trotz allem unter uns jene gab, aus denen unerschütterlich das Gewissen sprach und deren Handeln von Gnade und Barmherzigkeit bestimmt war, um unsere Opfer und somit auch unser eigenes Seelenheil zu retten.
Die alliierten Armeen, die 1944 in Europa landeten, waren die ersten Armeen der Geschichte, die sich Barmherzigkeit ebenso aufs Panier geschrieben hatten wie Sieg. Sie hatten Befehl, den Feind zu schlagen, die Unterdrückten zu befreien und die Hungrigen zu speisen. Innerhalb von zwei Jahren nach dem Sieg waren 800 Millionen Menschen auf der ganzen Welt vor dem Hungertod gerettet, hauptsächlich durch Amerika und Kanada, unterstützt von Argentinien, Großbritannien und Australien. Es war dies jedoch eine Barmherzigkeit, die viele Millionen Deutsche zu spät erreichte. Zwar brachten die Alliierten Hitlers Sklaven die Freiheit, doch übten sie auch Rache in einer Weise, welche die Welt nie zuvor gesehen hatte. Wenigstens sieben Millionen deutsche Zivilpersonen kamen nach dem Krieg um, dazu noch zwei Millionen Kriegsgefangene.
Der moralische Kampf, dessen Grundlinien ich ansichtig wurde, hatte ein derartiges Ausmaß, daß er sich einer einfachen Definition widersetzte. Es schien mir der gleiche Kampf zwischen Gut und Böse zu sein, wie er sich im Geiste Jesu Christi abspielte, als er auf einem Berg in der Wüste vom Teufel in Versuchung geführt wurde; es war der Kampf zwischen Mephisto und Faust um des letzteren Seele.
Dieser Kampf dauert natürlich ewig fort, doch lassen sich im Verlauf des 20. Jahrhunderts verschiedene Phasen dieses Kampfes unterscheiden. Die erste beginnt mit der verbrecherischen Torheit des Ersten Weltkrieges im Jahre 1914, der mit der Katastrophe von Versailles endete. Die ganze Zeit über retteten zahlreiche Menschenfreunde unter Leitung von Herbert Hoover Hunderte Millionen Menschenleben. Nach Versailles gaben viele führende Köpfe der westlichen Demokratien ihr Bestes, um einige der Schrecken des Krieges durch Abrüstungskonferenzen, Reparationsverzicht, Schiffahrtsabkommen, humanitäre Verträge und ähnliches abzumildern, bis hin zu dem Punkt, daß einige den Diktator Hitler durch furchtsames Entgegenkommen zu beschwichtigen suchten. Weder Hitler noch Stalin ließen sich jedoch beschwichtigen, und der Krieg, der nun folgte, war der schlimmste aller Zeiten. Erst Jahre nach dem Krieg begann die überaus großzügige Haltung und weise Voraussicht der westlichen Demokratien gegenüber dem Verbrechertum, in das sie von den Tyrannen hineingezogen worden waren, an Boden zu gewinnen. Unter Hoover, Harry Truman, Mackenzie King, George Marshall und Clement Attlee brachten die Demokratien des Westens Frieden, Wohlstand und Ordnung in eine Welt voller Verzweiflung. Gleichzeitig mit den tausenden von Verbrechen, die in ihrem Namen nach 1945 begangen wurden, erhellte sich
Weitere Kostenlose Bücher