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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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lachte. »Das ist mir zu fremd – und zu schwierig. Nur Englisch und Portugiesisch.«
    »Portugiesisch stelle ich mir kompliziert vor. Aber Englisch sprechen wir mittlerweile alle ganz leidlich. Die vielen Messen
     im Ausland, wissen Sie? Dann haben Sie sicher länger in England und Portugal gelebt?«
    »Ich habe in London eine Weile studiert, auch in Oxford und in Coimbra.«
    »Kenne ich nicht. Ist ja spannend. Davon müssen Sie mir erzählen. Wann kommen Sie zu uns nach   ...?«
    Die Veranstaltung löste sich auf, die Tische wurden abgeräumt, Flaschen und Informationsmaterial verpackt und nach unten in
     die Autos verfrachtet. Auf dem Platz vor der majestätischen Front des angestrahlten Schlosses wählte Carl erneut Johannas
     Nummer. Sie meldete sich noch immer nicht, ihr Mobiltelefon war ausgeschaltet. Er hatte einen Bärenhunger, und das Restaurant,
     für das er nebst Begleitung |28| eine Einladung besaß, sollte zu den besten des Burgenlandes gehören.
    »Schau an, in den Taubenkobel. Dann gehören Sie sozusagen zu den VIPs«, lachte Karola. »Da können wir nicht mithalten.«
    »Gehen Sie denn nicht noch irgendwo essen?«, fragte Carl. »Ich würde lieber mit euch gehen, ich warte nur auf   ... «
    »Nein, wir sind nicht in den Ferien, für uns ist das alles unheimlich anstrengend. Ich bin ganz früh wieder im Weinberg. Wir
     müssen ausdünnen, das heißt, alle überflüssigen Trauben rausschneiden, dann die Laubwände entblättern, die Geiztriebe entfernen.
     Jetzt im Juli beginnt die Umfärbung, die Trauben nehmen Farbe an, das ist der Zeitpunkt dafür   ... «
    Ein großer schwarzer Wagen kroch die Hauptstraße herauf, Carl sah den Dachgepäckträger, die Scheinwerfer, er erkannte sie
     von weitem.

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    Sie war noch immer ziemlich weit vom Ufer entfernt, als sich die Sonne in einem fahlen Rot über dem Leithagebirge senkte,
     stechend, unangenehm, künstlich. Johanna kannte sich in diesem Revier nicht aus. Überall änderte sich das Wetter. Es konnte
     ein Rot sein, das vor Unwetter warnte, vor Gewitter, Sturzregen und Sturm, genauso gut konnte es einen neuen, wunderschönen
     Tag ankündigen. Keine Wolke am Himmel, nur verwehte Schleier. Und darunter das Leithagebirge!
    Was für ein Name. Gebirge! Dramatisch hörte es sich an, mächtiger jedenfalls als Schwäbische Alb oder Weserbergland. Als Carl
     den Namen zum ersten Mal genannt hatte, war ihr dazu ein Alpenpanorama in den Sinn gekommen. Schroff, steil und felsig, zumal
     man bei Österreich an nichts anderes dachte. Aber es war lediglich ein langer bewaldeter Höhenzug. Also lagen auch hier mal
     wieder Wirklichkeit und Vorstellung weit auseinander, wie so oft. Stuttgarts Hügel waren steiler. Saß man immer wieder seinen
     eigenen Vorstellungen auf, bis man – durch die Umstände oder Prügel gezwungen, endlich richtig hinsah? Johanna wäre das Alpenpanorama
     lieber gewesen, wenn sie am Segel vorbeischaute, doch als Surfrevier war der Neusiedler See großartig.
    Der Höhenzug begleitete den See auf seiner ganzen Länge. Der attraktive Surflehrer, der sie am Vormittag ins Revier eingewiesen
     hatte, nannte es »   ... den letzten Ausläufer des Alpenbogens, aber keine 500   Meter hoch. Von dort kommt |30| der Wind. Gib gut Obacht, er treibt dich raus auf den See, der Wind kann heftig werden   ... «
    So war es gewesen, den ganzen Tag über, dann zogen weiße Schönwetterwolken über den tiefblauen Himmel und brachten Böen mit.
     Erst am späten Nachmittag verschwanden die Wolken und mit ihnen der Wind, der nun fast gänzlich einschlief. Johannas Surfbrett
     bewegte sich kriechend über die sich beruhigende Wasserfläche. Sie war grau statt blau, hier ein Glitzern, dort ein Reflex,
     und sacht legte sich der rosa Schimmer aufs Wasser.
    Johannas Beine zitterten, ihre Arme schmerzten, der Nacken war verspannt. Sie war total ausgepowert, müde wie ewig nicht mehr,
     und hielt sich mühsam aufrecht. Das Plätschern des Surfbrettes auf den gekräuselten Wellen lullte ein. Glücklicherweise musste
     sie sich nicht mehr anstrengen, so wie am Nachmittag. Da hatte sie das Trapez gebraucht, hatte den Gurt einhaken und sich
     mit ihrem gesamten Gewicht, das in Kummer-Zeiten 65   Kilo betrug, ins Segel hängen müssen. Dabei waren ihre Arme seit Monaten nichts anderes gewohnt, als Aktenkoffer zu tragen
     und ihren Wagen zu steuern. Jetzt erforderte es die letzten Kraftreserven, das Segel senkrecht zu halten, damit der Wind eine
     Angriffsfläche

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