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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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deinem Rigg gebrochen ist. Ist ja nicht das beste Material, mit dem du gekommen
     bist. Und auskennen tust du dich auch nicht. Andererseits – ich habe gedacht, so eine Frau wie du, die weiß, was sie tut,
     nicht wahr?«
    Meine Güte, was für ein Schleimer. Oder war er nur charmant? Hatte man nirgendwo seine Ruhe? Konnten einen die Kerle nie in
     Ruhe lassen? Im ersten Unwillen wollte Johanna sich zur Seite drehen, aufstehen, ihr Brett aufs Auto laden und verschwinden,
     mit dem letzten Quäntchen Kraft, aber als sie sein strahlendes Lachen sah und seine schönen blauen Augen, ließ sie sich zurücksinken.
     Der Typ sah verflucht gut aus, ziemlich stattlich, die Erscheinung, gut proportioniert, ausgesprochen sportlich, kein Anabolikababy,
     aber durchtrainiert, sogar die Stimme war sympathisch – nur etwas jung. Jetzt dämmerte es ihr: Da neben ihr hockte der Surflehrer,
     dem das kleine Areal neben dem Schilfgürtel gehörte, wo er seine Surfschule betrieb, Bretter und Segel verlieh und einen Campingwagen
     stehen hatte, der ihm anscheinend als Aufenthaltsraum diente. Das Büro war weiter vorn in einem rechteckigen Pavillon mit
     großen Fenstern untergebracht. Das alles hatte er ihr längst erzählt, Hans Petkovic, von allen Hansi genannt.
    »Du bist viel zu lange draußen gewesen«, sagte er nachsichtig. »Lass es ruhig angehen. Da hat man mehr von. Ich kenn das.
     Da ist der Wunsch, alles hinter sich zu lassen. Nur der See, der Wind und du, dein Board – was will man mehr, nicht wahr?
     Hier   ... «, er hielt ihr einen Kraftdrink hin, Red Bull, von dem sich viele Leute seines Schlags ernährten, |36| wenn sie dazugehören wollten. Johanna nahm die Dose und trank begierig.
    Der Surflehrer sprach mit breitestem österreichischem Akzent. Es hört sich charmant an, beinahe zu charmant, und dieses Lächeln
     ist überzeugend, fast zu überzeugend, dachte Johanna und wünschte sich gleichzeitig, dass er weiter redete, sie hier liegen
     bleiben konnte und nichts machen müsste, nicht einmal auf ihn eingehen.
    »Du bist aus Stuttgart, nicht wahr? Ich hab’s an der Autonummer gesehen, als du das Board und das Segel gebracht hast. Kannst
     es gern hier bei mir lassen. Da kommt nichts weg. Es ist nie etwas gestohlen worden. Die Menschen hier sind anständig, sind
     von Grund auf ehrlich. Ja allerdings, deine Geldbörse lass besser nicht herumliegen. Es kommen reichlich Fremde her. Aber
     die Surfer sind okay.« Er tätschelte ihre Schulter, lachte gut gelaunt und zeigte weiße Zähne. »Aber so lange solltest du
     nicht in die Sonne gehen, und setz morgen besser ein Basecap auf!«
    Ratschläge, so gut sie auch gemeint sein mochten, gingen Johanna momentan total auf den Wecker. Konnte man sie nicht in Ruhe
     lassen? Unbeabsichtigt fiel ihr Blick auf ihren Handrücken. Sie hatte vor dem Losfahren den Ehering abgezogen. Er störte sie
     beim Surfen wie jeder Ring, die Hände mussten frei sein. Nur jetzt war es ihr aus einem ganz anderen Grund lieb, dass sie
     ihn abgezogen hatte. Es verbaute nicht von vornherein   ... Meine Güte, was denke ich für dummes Zeug, sagte sie sich und sah den Surflehrer an. Er war bestimmt zehn Jahre jünger
     als sie. Wie kam sie nur auf eine solche Idee, dass er   ... Aber er lächelte, nahm ihr die Dose aus der Hand und stellte sie in Gras.
    »Der See ist ein geiles Revier, einfach Spitze, klass – wie wir Wiener sagen. Der Wind ist stetig, meistens jedenfalls. Er
     kommt fast immer vom Gebirge. Aber Sturm kann schnell aufkommen, besonders bei einem Gewitter. Dann komm schleunigst ans Ufer.
     Eine Viertelstunde – und du bist mitten |37| im Inferno, Wellen von anderthalb Metern Höhe, ja wirklich«, sagte er eindringlich und riss, um es zu unterstreichen, die
     Augen auf. »Ist nicht übertrieben. Ich habe dir hier eine Broschüre mitgebracht, wasserdicht, mit den Notsignalen. Kannst
     ja mal durchlesen, bei Gelegenheit, oder aufs Board kleben. Du machst Ferien hier, nicht wahr? Wie lange bleibst du? Bist
     allein, nicht wahr?«
    Aha, die Testfrage. Johanna dachte wieder an den Ring und wie sie ihn bei solchen Gelegenheiten ins Spiel brachte. Sie legte
     die rechte Hand auf den Konferenztisch, streckte wie zufällig die Finger aus, und zwar immer dann, wenn ein Mann zu borniert
     war, um Abstand zu halten, oder andere Signale nicht erkennen wollte. »Ich bin verheiratet«, sagte sie, und es klang wie eine
     Entschuldigung.
    »Macht nichts«, meinte Hans, als würde ihn der Umstand

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