Verschwörung beim Heurigen
gingen zum Anleger.
»Woher wissen Sie, dass ich hier bin? Hat mein ... «
»Ihr Mann hat nichts, nein. Aber wir wären nicht die Polizei, wenn wir das nicht wüssten, gnädige Frau.«
Johanna war in der letzten Stunde jeglicher Sinn für Humor abhanden gekommen. »Reden Sie nicht herum, Herr ...?«
»Fechter, Alois, wir hatten bereits in Eisenstadt das Vergnügen, gnädige Frau.« Der Inspektor hob abwehrend die Hand. »Kurzum,
ich weiß nicht, ob Sie noch Einfluss auf Ihren ... äh, Mann besitzen, aber es wäre schön, wenn Sie ihn zu mehr Zurückhaltung anhalten könnten. Oder legen Sie ihm nahe, diskreter
vorzugehen. Er – wie sagen Sie?– wirbelt Staub auf, und darin sieht man kaum, wer sich alles bewegt. Wenn Sie mich verstehen.«
Der Nächste, der von ihr verlangte, mäßigend auf Carl einzuwirken. Sie behielt mühsam ihre Fassung, doch die Antwort klang
scharf: »Ich weiß nicht, was mein Mann macht, und das interessiert mich auch nicht. Seine Sache. Ich mache hier Urlaub.«
»So nennen Sie das?« Der Inspektor drehte den Kopf in Richtung Surfschule und grinste ironisch.
Johanna reagierte empört. »Vergreifen Sie sich nicht etwas im Ton, Herr ... «
»Fechter, Alois, Inspektor. Nennen Sie mich Inspektor, das reicht. Persönlicher möchte ich nicht werden«, sagte er herablassend.
|305| Johanna schluckte. So ein Würstchen, dabei war es der pure Neid, der Neid eines zu klein geratenen Mannes, er war ein mickriger
Beamter, der sich aufspielte.
»Halten Sie meinen Mann noch immer für den Mörder?« Sie fragte es, nur um etwas zu sagen, ihre Stimme signalisierte dem Inspektor
Gleichgültigkeit.
»Fragen Sie ihn. Ich bin der Ansicht, er weiß recht gut, was wir glauben und was nicht. Was wissen Sie von seinen augenblicklichen
Aktivitäten?«
»Er treibt sich ... er besucht die Winzerinnen, diese Frauengruppe von Maria Sandhofer, sonst weiß ich nichts.«
»Sie sind nicht aufrichtig. Nun gut, Sie als Ehefrau eines Verdächtigen ... Wenn Sie uns nicht helfen, ziehen wir auch daraus Schlüsse. Haben Sie mit Ihrem Mann über Thomas Thurn gesprochen?«
»Wer ist das?«, fragte Johanna unwillig.
Der Inspektor stöhnte. »Wozu komplizieren Sie die Sache? Sie waren dort und haben mit ihm in der ›Dankbarkeit‹ gegessen, vorher
haben Sie sein Weingut besichtigt.«
»Weshalb fragen Sie mich, wenn Sie bereits alles wissen? Außerdem ... « Johanna atmete tief durch und sah den Familien nach, die jetzt zur Mittagszeit, kaum dass sie die Fähre betreten hatten,
Stullenpakete und Saftflaschen auspackten. Sie bekam Appetit, das Hungern verdarb ihr die Laune. Wieso musste sie diesem Inspektor
ausgerechnet jetzt in die Arme laufen? » ... außerdem reden mein Mann und ich nicht mehr über solche Sachen«, beendete sie den Satz.
»Stimmt, Sie hatten dazu in den letzten Tagen wenig Gelegenheit. Dann geben Sie mir bitte seine Telefonnummer.«
»Wozu? Sie haben ihm doch das Handy abgenommen.«
»Aber er telefoniert weiter ... «
»Womit denn?« Johanna erinnerte sich zwar, auf dem Tisch ein Mobiltelefon gesehen zu haben, aber den Polizisten darüber zu
informieren, kam für sie nicht in Frage.
|306| »Schade, ich dachte, Sie würden die Situation begreifen. Ich habe mich wohl getäuscht.« Der Inspektor stand auf und deutete
eine Verbeugung an. »Kooperation, gnädige Frau, hätte für beide Seiten Vorteile. Es sieht aus, als hätten Sie mehr Probleme
mit sich selbst als mit Ihrem Mann.« Abrupt drehte er sich um und ging.
Was maßte sich dieser armselige Hobbypsychologe an? Johanna starrte Fechter ratlos nach. Was begriff sie nicht? Er wusste
anscheinend mehr über sie, als ihr lieb sein konnte. Auch der Anwalt war im Bilde, Carl wusste mehr, alle wussten Bescheid
– nur sie nicht. Dann war es an der Zeit, der Suche auf den Grund zu gehen. Wo hatte alles angefangen? Auf dem Weingut Sandhofer
in Breitenbrunn.
Ein hübsches Mädchen, das sie an Maria Sandhofers Foto auf der Homepage erinnerte, lief ihr auf dem Hof über den Weg, kurz
darauf kam ein älterer Herr dazu. Johanna sprach sie auf eine Kellereibesichtigung an. Mangels einer Telefonnummer sei sie
persönlich vorbeigekommen.
Der ältere Herr, der sich mit Bruno Sandhofer vorgestellt hatte, vertröstete sie, in einer halbe Stunde würden einige Schweizer
Händler kommen, der Gruppe könne sie sich anschließen. Wenn sie wolle, dürfe sie einstweilen gern überall herumgehen oder
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