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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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ohne neugierige Nachbarn.
     Du kennst genug Leute.« Damit drehte sie sich um und verschwand in der Umkleidekabine.
    Alles geht schief, aber auch alles, dachte sie, als sie sich in den Neopren-Anzug quälte. Carl wusste von ihr und Hansi. Hatte
     sie jemand verraten, oder war er wirklich in Mörbisch gewesen und hatte ihren Wagen gesehen? Außerdem wusste er von ihren
     Recherchen, er kannte das Projekt »Surfen & Siegen«. Wieso habe ich die CD im Rechner gelassen? Wo ist die überhaupt?
     Was ist mit mir los? Normalerweise hinterlasse ich keine Spuren. Sie lief zum Wagen und griff hastig nach dem Laptop. Die
     CD war nicht mehr da! Dann konnte sie nur Carl haben   ...
    Sie riss Hansi das Surfbrett fast aus den Händen, hatte mit wenigen Griffen das Segel ausgerollt, die Latten hineingesteckt
     und den Mast durch die Masttasche geschoben. Sie schleppte alles unter seinem verständnislosen Blick ans Ufer, wo sie den
     Mast in den Mastfuß setzte und das Vorliek spannte. Auch die weiteren Handgriffe saßen perfekt, sie schob das Board ins Wasser,
     band ihr Haar im Nacken zusammen und setzte das Basecap auf. Im Nu stand sie auf dem Brett und war mit dem ersten Schlag aus
     dem Hafen – um Haaresbreite fuhr sie am Bug der Fähre vorbei. Das Signal |298| und der gestikulierende Kapitän interessierten nicht, sie wollte raus, weg, sich austoben, abhauen. Sie war nicht bei sich
     – und wenn sie nicht bei sich war, wo war sie dann? Es wurde ein so langer Törn, dass sie unterwegs im Hafen von Breitenbrunn
     eine Pause einlegen musste.
    Als sie zurückfuhr, sah sie von weitem jemanden auf dem Surfbrett, ein Anfänger, unschwer zu erkennen, dessen Figur sie an
     Carl erinnerte. Der Gedanke, dass er es sein könnte, war so absurd, dass sie laut auflachte, und sie fand es nicht der Mühe
     wert, den Kurs zu ändern, um sich zu vergewissern. Erst drei Stunden später kehrte sie zurück, völlig ausgepumpt, aber befreit
     – doch zufrieden? Nein. Und da erst erinnerte sie sich an die Boardshorts auf der Stuhllehne.
    Sie wurde erwartet, Hansi winkte sie zum Wohnwagen, Wollknecht war bereits da. Kein Handkuss, kein »gnädige Frau   ... «, stattdessen ein grimmiges, verschlossenes Gesicht, kein verständnisvoller, charmanter Anwalt, vielmehr ein eiskalter
     Ankläger, und sofort begann er mit den Vorhaltungen.
    Zuerst glaubte sie, es handele sich um ein Missverständnis. Ungläubig hörte Johanna zu, dann erstaunten sie Wollknechts Worte,
     Empörung machte sich in ihr breit, Entsetzen, und daraus wurde schließlich Wut. »Ich habe mit all dem nichts zu tun.« Erbost
     fuhr sie von der Sitzbank auf und starrte Hansi böse an, obwohl der geschwiegen hatte. »Gar nichts, und du weißt das!«
    »Aber er ist dein Mann«, wandte er hilflos ein, »und dann hast du   ... «
    »Was geht mich das an«, fuhr sie auf, »wir sind lediglich noch auf dem Papier verheiratet. Ich habe dir erklärt, wie es in
     unserer Ehe aussieht. Und was er macht   ...,« Johanna zog ihre Worte in die Länge, um ihnen mehr Gewicht zu verleihen, »   ... das ist allein seine Sache, klar?! Ich bin nicht für ihn verantwortlich. Bin ich sein Kindermädchen?« Sie sah die beiden
     Männer geradeheraus an, so wie sie es bei ihren |299| Konferenzen praktizierte. »Wo er hingeht, mit wem er redet und worüber er spricht, darauf habe ich keinen Einfluss. Und dass
     er sich bemüht, den Mordverdacht von sich zu weisen, dass er dabei um sich schlägt, finde ich verständlich. Das würdet ihr
     genauso machen.«
    »Das mit dem Mord haben Sie auch mir verschwiegen«, blaffte der Anwalt zurück.
    »Sie haben mich nicht gefragt!« Sie hatte es geahnt, irgendwann würde es auf sie zurückfallen, es war eine Scheiße mit Carl.
     Aber das andere war schlimmer.
    Hansi blickte zwischen den verblichenen Vorhängen aus dem Fenster, dann hilflos zu Wollknecht, als wollte er sagen, du hast
     angefangen, also mach gefälligst weiter. Doch dann wurde er mutig. »Ich habe mich gleich gewundert, als du neulich gefragt
     hast. Dann hat mir Günther vorhin alles andere erzählt. Also alles Tarnung, Johanna?«
    Auf dem Surfbrett macht er eine bessere Figur, und sonst auch, dachte Johanna enttäuscht. Mir gegenüber tut er ergeben, doch
     wo dieser Wollknecht auftaucht, hält er sich raus, aber nur so weit, dass er sich gleich wieder auf meine Seite oder auf die
     des Anwalts stellen kann.
    »Allerdings – in wessen Interesse Ihr Mann handelt«, sagte Wollknecht, »wissen wir noch

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