Verschwoerung gegen Baron Wildenstein
eigentlich kaum abwarten, aber … einverstanden!”
*
Einige Tage zogen ins Land. Auf Burg Wildenstein war viel zu tun. Maria sah Wolfram nur selten, schließlich musste sie wie die anderen Küchenkinder auch dem Küchenmeister kräftig unter die Arme greifen.
Dasselbe galt für die Pagen und Knappen der Burg. Die Knappen brachten die Rüstungen ihrer Ritter auf Hochglanz, damit diese sich auf dem zu Ehren des Grafen geplanten Turniers nicht blamierten. Und die Pagen wurden vor allem mit allerlei Laufburschenarbeit betraut.
Handwerker begannen damit, vor den Toren von Burg Wildenstein den Turnierplatz aufzubauen. Prächtige Zelte wurden errichtet, außerdem eine Zuschauertribüne für die hohen Herrschaften und ihre Damen.
In der Mitte des zukünftigen Turnierplatzes bauten Zimmerleute einen Tilt. Das war ein Zaun, der die aufeinander zureitenden Turniergegner wie eine Leitplanke voneinander trennte. Wenn einer der beiden Gegner mit der Lanze aus dem Sattel gehoben wurde, konnte er nicht so leicht unter die Hufe geraten.
Ein beständiges Hämmern war vom Turnierplatz zu hören. Sämtliche Zimmerleute der Umgebung waren an den Arbeiten beteiligt, während die Bauern aus den rund um die Burg gelegenen Dörfern Schlachttiere und Nahrungsmittel lieferten. Den zu erwartenden Gästen sollte nur das Beste aufgetischt werden. Und die Jäger des Burgherrn wurden ausgesandt, um den einen oder anderen Festtagsbraten herbeizuschaffen.
Erstaunlicherweise ließ die Burgherrin Wolfram zu sich kommen. Sie empfing den Pagen in der Kemenate, dem Kaminzimmer, wo sie gerade mit dem Hausmeier die Sitzordnung beim Festbankett beriet. Der Hausmeier beaufsichtigte Dienerschaft und Küchenpersonal und war für die Einteilung der Dienerschaft zuständig. Er musste dafür sorgen, dass bei dem großen Fest alles reibungslos vonstatten ging und keiner der Gäste hungrig, durstig oder beleidigt nach Hause ging. Letzteres konnte schnell dadurch geschehen, dass jemand an den falschen Platz gesetzt worden war.
Die Sitzordnung bei einem Festmahl entsprach genau der Rangordnung, die Gäste und Gastgeber innehatten. Die Ranghöchsten waren natürlich Graf Gernot und seine Gemahlin sowie Baron Norbert und Margarete. Sie würden an einer erhöhten Tafel sitzen. In ihrer Nähe mussten die Ritter platziert werden – je nach Rang und Verdienst.
Ein Fehler konnte unter Umständen einen handfesten Streit auslösen.
Nachdem Wolfram geklopft hatte, hieß Baronin Margarete ihn einzutreten.
Der Hausmeier hatte ihr gerade ein Stück Pergament gezeigt, auf dem offenbar die Sitzordnung verzeichnet war. Schon draußen im Flur hatte Wolfram die lautstarken Erklärungen des Hausmeiers gehört, dessen durchdringende Stimme beim Küchenpersonal gefürchtet war.
“Ich kann später wiederkommen”, sagte Wolfram und verneigte sich.
Die Formen der Höflichkeit zu lernen gehörte zu den wichtigsten Dingen, die einem Pagen – und späteren Knappen und Ritter! – beigebracht werden mussten.
“Nein, bleib hier, Junge”, bestimmte die Burgherrin. Sie war eine Frau mit freundlichen Gesichtszügen, blauen Augen und langem flachsblondem Haar. Das Haar hatte die Baronin zu einer kunstvollen Frisur aufgesteckt.
Margarete rollte das Dokument zusammen und gab es an den Hausmeier zurück. “Ihr müsst über die Sitzordnung noch einmal gründlich nachdenken, Hausmeier”, beschied sie ihm. “Sprecht mit Ritter Ferdinand! Er kennt viele der Mannen des Grafen sehr gut und wird Euch sicher gut beraten!”
Der Hausmeier verneigte sich. “Sehr wohl”, sagte er untertänigst und verließ den Raum.
Die Burgherrin wandte sich Wolfram zu. “Ich habe mit dir zu reden!”
“Wenn Ihr einen Auftrag für mich habt, erledige ich ihn gerne und sofort! Allerdings muss ich nachher zum Müller am Rand des Kleintals reiten, um ihn zu fragen, ob er die vereinbarte Menge Mehl auch tatsächlich liefern kann. Unser Küchenmeister hat daran nämlich seine Zweifel.”
“Keine Sorge, ich werde deine Zeit nicht so lange beanspruchen, dass du deinen sonstigen Pflichten nicht mehr nachkommen kannst”, versprach die Burgherrin.
“Dann bin ich beruhigt.”
Margarete trat einen Schritt auf den Jungen zu und musterte ihn von oben bis unten.
“Mir ist zu Ohren gekommen, dass du des Öfteren mit Küchenkindern deine Zeit verbringst. Da ist insbesondere ein Mädchen namens Maria, das du nett zu finden scheinst.”
“Thomas!”, zischte es wütend zwischen Wolframs Lippen hindurch,
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