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Verschwoerung gegen Baron Wildenstein

Verschwoerung gegen Baron Wildenstein

Titel: Verschwoerung gegen Baron Wildenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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herumgekommen und hat angeblich sogar die Mauern von Bethlehem gesehen!”
    “Man sollte nicht alles glauben, was fahrende Sänger so berichten. Oft wollen sie nur ihre Liedtexte ausschmücken und dramatischer machen, damit sie bei den Burgdamen mehr Eindruck schinden können!”
    “So gibt es also keine Burg, auf der Pagen von einem Geistlichen im Lesen und Schreiben unterrichtet werden?”
    Pater Ambrosius hob die Hände. “Das will ich damit keinesfalls gesagt haben!”
    “Na, also!”
    “Aber es dürfte eher selten sein! Und unser ehrenwerter Baron Norbert hält das Lesen und Schreiben offenbar für nicht gar so wichtig.”
    “Kein Wunder, wenn er es selbst nicht kann!”, ereiferte sich Wolfram.
    “Da mag etwas Wahres dran sein, Wolfram”, gab der Mönch augenzwinkernd zu.
    “Ambrosius, bitte!”, beharrte der Zehnjährige. “Ich möchte es wirklich gerne lernen.
    All das Wissen, das in den Schriften verborgen ist …”
    “Pass später als Knappe lieber gut auf, wenn man dir beibringt, wie man einen Falken zur Jagd abrichtet. Dann hast du immer ein paar leckere Sachen auf dem Tisch!” Ambrosius beugte sich vor und fuhr etwas leiser fort: “Nicht so wie dein Freund Ansgar. Ich habe ihn gestern beobachtet. Der begreift einfach nicht, dass man Falken immer nur belohnen und niemals bestrafen darf!” Aber Wolfram ließ einfach nicht locker. Er hatte es sich in den Kopf gesetzt, Lesen und Schreiben zu lernen. Ob er diese Fähigkeiten einmal brauchte, wenn er erst Ritter war, interessierte ihn dabei wenig.
    “Bitte überlegt es Euch noch einmal, Bruder Ambrosius. Ich wüsste sonst niemanden, den ich fragen könnte!”
    Ambrosius bedachte Wolfram mit einem nachdenklichen Blick.
    Ein zischendes Geräusch ließ den Mönch herumfahren.
    “Oh, oh!”, rief er und eilte sogleich zum Brennofen. “Das Wachs ist übergelaufen!” Ambrosius nahm eine etwa armlange Zange und griff damit nach einem Eisentopf, in dem er Wachs erhitzt hatte. Mithilfe der Zange nahm er den Topf vom Feuer und stellte ihn auf den Boden. Erleichtert seufzte er. Es war nicht viel von dem Wachs verloren gegangen.
    “Was ist nun?”, bohrte Wolfram nach.
    “Du bist ein vermaledeiter Quälgeist, Wolfram!”
    “Ihr selbst habt mich gelehrt, dass man niemals fluchen soll, weil das schlimme Folgen haben kann!”
    “Schon gut, schon gut!” Bruder Ambrosius hob beschwichtigend die Hände. “Ich werde es mir überlegen. Aber im Moment habe ich etwas Wichtiges zu erledigen!” Wolfram deutete auf das Wachs. “Hat es damit zu tun?”, erkundigte er sich.
    Der Mönch nickte. “Ich werde dir etwas zeigen, das du so schnell nicht wieder sehen wirst. Komm her!” Er winkte den Jungen zu sich heran und ging mit ihm zu einem Holztisch, der am anderen Ende des Raums stand. Darauf lag ein dickes Buch mit einem kunstvoll gefertigten Umschlag aus Leder. “Weißt du, was das ist?”, fragte der Pater.
    Wolfram schluckte. Natürlich wusste er es! Es musste sich zweifellos um das so ungeheuer wertvolle Buch handeln, das Graf Gernot in nächster Zeit abzuholen gedachte.
    Ein Leuchten stand in Pater Ambrosius’ Augen. Fast zärtlich strich er über den Ledereinband. “Das ist der größte Schatz, den du oder ich jemals in den Händen halten werden. Ein Evangeliar – eine Abschrift der gesamten Bibel.” Vorsichtig schlug Ambrosius das Buch auf.
    Wolfram starrte auf die kunstvoll verzierten Buchstaben, die mit blauer und roter Tinte geschrieben worden waren. Für Wolfram nichts als geheimnisvolle Zeichen, von denen er sich wünschte, dass sie zu ihm genauso zu sprechen beginnen würden, wie es bei Ambrosius der Fall war.
    “Zwölf Mönche waren ein ganzes Jahr mit dieser Abschrift beschäftigt.” Ambrosius schlug die nächste Seite auf.
    Wolframs Blick fiel auf die Bilder, die den Text auflockerten. Ein Bild erkannte er wieder. Es zeigte Noah mit der Arche. Ambrosius hatte ihm diese Geschichte einmal erzählt.
    “Was habt Ihr mit dem Wachs vor?”, fragte Wolfram.
    “Ich habe die ehrenvolle Aufgabe, diese Bibel mit sieben Siegeln zu verschließen.”
    “Aber – warum?”
    Ambrosius zuckte die Achseln. “Da musst du nicht mich fragen. Graf Gernot von der Tann will die sieben Siegel. Er hat diese Bibel in Auftrag gegeben. Obwohl man munkelt, dass eigentlich seine Frau dahinter steckt. Aber das ist ein Gerücht.”
    “In manchen Gerüchten steckt auch Wahrheit”, gab Wolfram zu bedenken.
    Ambrosius lächelte mild. “Wie auch immer. Gewiss wird

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