Verschwoerung gegen Baron Wildenstein
Gefallen schuldig. Löst ihn ein, wenn sich die Gelegenheit ergibt!” Ansgar und Wolfram nickten nur.
“Wie konntet Ihr zwei harmlose Jungen als Strauchdiebe verdächtigen?”, schüttelte Ferdinand von Walden den Kopf.
“Wir wurden zeitweise verfolgt”, erklärte Graf Gernot. “Daher haben meine Männer wohl angenommen, dass auch die beiden Jungen dazugehören könnten. Aber der Irrtum ist ja jetzt ausgeräumt!”
*
Gemeinsam mit dem Tross des Grafen kehrten Wolfram und Ansgar zur Burg zurück.
Die Ankömmlinge wurden von den Burgbewohnern gebührend empfangen. Baron Norbert persönlich ritt ihnen ein Stück entgegen, um seinem Lehnsherrn damit die Ehre zu erweisen.
Aber das war nicht der einzige Grund. Seinen Sohn Michael hatte er nämlich zur Ausbildung in die Obhut von Graf Gernot auf die Tannburg gegeben. Seit seinem siebten Lebensjahr diente Michael dort als Page. Inzwischen war er zwölf und dieses Zusammentreffen war eine gute Gelegenheit, sich wieder zu sehen.
Michael ritt im Gefolge des Grafen. Wolfram war der Junge zunächst nicht weiter aufgefallen, da er einen Mantel getragen hatte, dessen Kapuze tief ins Gesicht gezogen war.
Baron Norbert begrüßte seinen Sohn freudestrahlend. “Ich hätte dich beinahe nicht wiedererkannt, so sehr bist du gewachsen!”, stellte Baron Norbert voller Stolz fest.
“Wirklich kräftig bist du geworden!”
“Was beweist, dass es Eurem Jungen zumindest am Essen bei uns nicht fehlen kann”, mischte sich Gräfin Margunda in das Gespräch ein.
Für den Grafen und seine Gemahlin machten Baron Norbert und Baronin Margarete ihre eigenen Räume frei. Der Großteil der Ritter, Knappen und Diener, die den Grafen begleiteten, hatten keinen Platz innerhalb der Burg. Sie kampierten draußen vor dem Burgtor in den bunten Zelten, die dort inzwischen errichtet worden waren.
“Ihr seid etwas früher angekommen, als ich erwartet hatte”, stellte Norbert an Graf Gernot gewandt fest.
“Ich hoffe, ich brachte Euch dadurch nicht in Verlegenheit!”, erwiderte Gernot.
“Ich muss gestehen, dass unsere Vorbereitungen um ein Haar nicht abgeschlossen gewesen wären.”
“Ich danke Euch jedenfalls für Eure Gastfreundschaft, Baron Norbert!”
“Sie sei Euch von Herzen gewährt, Graf!”
“Daran hatte ich nie einen Zweifel.”
Wolfram fiel einer der Ritter auf, der zur Schar des Grafen gehörte. Das dunkle Haar bedeckte seine Stirn. Ein pechschwarzer Schnauzbart gab seinem Gesicht ebenso ein düsteres Aussehen. Sein linkes Auge wurde von einer schwarzen Filzklappe bedeckt.
Er hatte es im Kampf verloren und dabei Glück gehabt, zu überleben. Ein Pfeil hatte ihn getroffen. Auch diese Geschichte war an den langen Winterabenden oft genug erzählt worden. Daher kannte Wolfram auch den Namen des Einäugigen, dem er bislang noch nie persönlich begegnet war. Sein Name war Erich von Wendlingen und es hieß, er sei der Auffassung, dass ihm ein eigenes Lehen zustünde.
Aber Graf Gernot hatte derzeit keines zu vergeben. Die einzige Möglichkeit, Erich zufrieden zu stellen, wäre, den anderen Vasallen des Grafen etwas von ihrem Besitz wegzunehmen. Das barg ein großes Risiko und dazu fehlte Graf Gernot der Mut.
Schließlich bestand die Gefahr, dass die dadurch verärgerten Vasallen ihm im Kriegsfall nicht mehr folgen würden.
Erich stieg von seinem Pferd ab. Sein Blick glitt über die hohen Burgmauern des äußeren Rings. “Ein prächtiger Bau!”, musste er ehrlich zugeben.
Erich von Wendlingen war zum ersten Mal an diesem Ort. Bei den vorhergehenden Besuchen des Grafen auf Wildenstein war Erich bisher nicht dabei gewesen. Stets hatte man ihn während dieser Zeit mit irgendeiner besonders wichtigen Aufgabe betraut. Und davon gab es viele für den Einäugigen. Erich genoss nämlich das volle Vertrauen von Graf Gernot.
Pferdeknechte nahmen die Reittiere in Empfang.
Der Burgherr war in intensive Gespräche mit seinen Gästen verwickelt, die die Errichtung des Turnierplatzes vor der Burg bewunderten.
“Ich glaube nicht, dass es wegen unserer Extra-Runde noch irgendwelchen Ärger geben wird”, raunte Ansgar seinem Freund ins Ohr. “Sieh nur unseren von allen so gefürchteten Herrn an! Richtig charmant gibt er sich!”
“Er wird alle Hände voll zu tun haben, um sich gebührend um seine Gäste zu kümmern”, meinte Wolfram.
“So ist es! Mögen diese Gäste lange auf Burg Wildenstein weilen, dass unser Fehltritt inzwischen längst vergessen sein wird!”
*
Wäre es
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