Verschwoerung gegen Baron Wildenstein
Ansgar mischten sich dazwischen. Niemand sagte ein Wort.
Die Schritte der Männer hallten in dem Gewölbe wider. Schließlich erreichten sie eine schwere, mit Eisen beschlagene Holztür.
Abt Darenius wandte sich um und streckte die Hand aus. “Gebt mir den Schlüssel, Pater Ambrosius!”
“Sehr wohl”, sagte dieser und griff an die einfache Kordel, die ihm als Gürtel diente.
Daran hing ein Beutel, in dem er allerhand Kleinkram aufbewahrte. Daneben baumelte ein Bund mit Schlüsseln.
Ambrosius löste einen der Schlüssel und reichte ihn dem Klostervorsteher. Dieser steckte ihn ins Schloss, drehte ihn herum und öffnete dann knarrend die Tür. Mit der anderen Hand hielt er die Fackel.
Hinter der Tür lag eine kleine Kammer, in der nur ein einfaches Bett, ein Tisch und ein Schemel stand.
Das Gesicht des Klostervorstehers erbleichte.
Er trat in den Raum. Der Schein seiner Fackel fiel auf den Tisch.
Ungläubig wischte er mit der anderen Hand über das Holz. “Das Buch!”, rief er entsetzt. “Wo ist es?”
Ambrosius schluckte. Er öffnete halb den Mund, als wollte er etwas sagen. Aber kein Ton kam über seine Lippen. Seine Augen waren vor Schreck geweitet. Er trat vor, berührte die Tischplatte mit den Händen und schüttelte fassungslos den Kopf. “Es ist weg! Hier, genau hier hat es gelegen, nachdem ich es in diesen Raum gebracht hatte und als ich die Tür verschloss!”
“Was soll das heißen?”, fragte Graf Gernot ziemlich ungehalten.
“Das Evangeliar muss gestohlen worden sein”, stellte Abt Darenius fest.
“Aus einem verschlossenen, fensterlosen Kellerverlies?”, fragte Graf Gernot mit beißendem Spott. “Das ist doch unmöglich!”
“In der Tat”, nickte der Abt, dem der Schreck ins Gesicht geschrieben stand.
Auch Baron Norbert war vollkommen fassungslos. “Wie viele Schlüssel gibt es, die zu diesem Raum passen?”, fragte er in scharfem Ton.
“Nur einen”, erklärte Abt Darenius. “Und der war im Besitz von Pater Ambrosius.” Der Klostervorsteher wandte sich nun an den völlig verblüfften Pater: “Dieser Raum ist Eure Wohnzelle – praktischerweise liegt sie direkt neben jenen Räumen, die Ihr für Eure alchimistischen Versuche nutzt. Kein Besucher verirrt sich hier herunter und selbst die meisten Mitbrüder unseres Ordens kennen sich in diesem Teil des Klostergebäudes kaum aus.”
Ambrosius schluckte. Fast Hilfe suchend wirkte sein Blick für Wolfram.
“Ich habe mit dem Verschwinden dieses Buches nichts zu tun”, sage er. Seine Stimme klang dabei sehr schwach. Denn lagen die Tatsachen nicht auf der Hand?
“Mit Eurem Schlaf wolltet Ihr das Buch der sieben Siegel bewachen, Ambrosius”, tadelte der Klostervorsteher. “Den einzigen Schlüssel trugt Ihr stets bei Euch!
Außerdem habt Ihr seid Wochen kaum das Tageslicht gesehen, habt gerade einmal die Gebetszeiten in der Kapelle eingehalten, die unsere Ordensregeln vorschreiben. Wer, bitte schön, hätte denn eine Gelegenheit gehabt, das Buch an sich zu nehmen, Pater?
Wer?”
Ambrosius wollte etwas erwidern. Aber Abt Darenius schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. “Redet Euch nicht um Kopf und Kragen, Ambrosius.”
“Ich sage die Wahrheit, wie die Gebote unseres Herrn es vorschreiben!”, verteidigte sich Ambrosius. “Weshalb sollte ich denn das Buch verschwinden lassen? Als Mönch habe ich mich zur Armut verpflichtet. Nach diesem Grundsatz lebe ich. Ich brauche nichts außer dem, was mir das Kloster gibt.”
“Ich nehme nicht unbedingt an, dass Ihr das Evangeliar genommen habt, um es zu verkaufen”, meinte Abt Darenius.
Der Pater stemmte die Arme in die Hüften. Er war fassungslos. “So, weshalb denn dann?”
Abt Darenius sah dem Pater direkt in die Augen. “Ihr seid ein Büchernarr wie es so schnell keinen zweiten gibt, Ambrosius!”
“Was hat das mit dem Verschwinden des Buches zu tun?”
“Nun, vielleicht konntet Ihr den Gedanken nicht ertragen, dass dieses so außergewöhnlich gearbeitete Buch diese Klostermauern verlässt, sodass es nicht mehr in Eurer Reichweite wäre!”
“Das ist absurd!”
“Es würde mich nicht wundern, wenn Ihr das Buch einfach irgendwo in diesen verwinkelten Kellern versteckt hättet, Ambrosius!”
“Dann lasst doch jedes Loch in diesem Kloster gründlich absuchen!”, erwiderte Ambrosius aufgebracht.
“Das werden wir tun!”, erwiderte der Klostervorsteher. “Ganz gewiss!” Baron Norbert konnte sich nun nicht länger zurückhalten. “Nehmt Ambrosius in
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