Verschwoerung gegen Baron Wildenstein
Lumpengesindel herumtreibt?”, knurrte Thomas.
“Er selbst hat diese Leute aufgenommen. Also wird er nicht allzu schlecht über sie denken”, erwiderte Wolfram trotzig.
“Wer weiß, vielleicht ist dein Vater in Wahrheit ja auch gar kein Ritter, sondern ein dahergelaufener …” Weiter kam er nicht.
Wolfram hatte blitzschnell zu ein paar Faustschlägen ausgeholt und genau auf die Art zugeschlagen, wie Ansgar es bei ihm selbst gemacht hatte.
Thomas war vollkommen überrascht. Er fiel auf den Rücken.
Die anderen wichen zurück.
Dass Wolfram einen Älteren auf das Pflaster des inneren Burghofs geworfen hatte, musste sie mächtig beeindruckt haben. Jedenfalls traute sich keiner an ihn heran.
Selbst die immer noch in hitzige Gespräche verwickelten Ritter und Knappen waren jetzt auf die Jungen aufmerksam geworden.
“Sehen wir da etwa einen vorweggenommenen Turnierkampf?”, spottete Ferdinand von Walden, woraufhin Gelächter ausbrach.
“Na warte, das bekommst du noch zurück!”, zischte Thomas. Er erhob sich und ging wutentbrannt davon.
Einer der anderen Pagen wandte sich an Wolfram. Sein Name war Siegfried. Er war gerade erst acht Jahre alt geworden und hatte nun sein erstes Jahr als Page hinter sich.
“Ich glaube, du hast dir keinen Freund gemacht”, stellte er fest. “Gestern hast du ihn im Tricktrack besiegt und heute wirfst du ihn auf die Pflastersteine!” Wolfram zuckte die Achseln. “Ich glaube, bei dem könnte ich machen, was ich wollte! Dieser Kerl glaubt einfach, dass er etwas Besseres ist!” Wolfram blickte sich um. Einige der Jungen standen fest auf Thomas’ Seite. Die anderen waren entweder unparteiisch oder schlugen sich auf die Seite dessen, der jeweils gerade stärker zu sein schien.
“Vielleicht spielst du ja mit uns eine Runde Tricktrack”, schlug Siegfried vor.
Aber Wolfram schüttelte entschieden den Kopf. “Nein, ich habe noch etwas vor.” Ein Junge mit rötlichen Haaren meldete sich zu Wort. Er hieß Markwart und hatte auf Grund seiner Haarfarbe schon so manchen Spott über sich ergehen lassen müssen.
“Gehst du wieder zu diesem verrückten Mönch?”, fragte er.
“Wenn du von Pater Ambrosius sprichst – er ist nicht verrückt!”
“Manche sagen sogar, dass er mit dem Satan im Bunde ist!”, gab Markwart zu bedenken.
“Das haben von dir auch schon einige wegen deiner Haarfarbe behauptet”, erwiderte Wolfram etwas ärgerlich.
Siegfried zuckte die Achseln. “Es werden allerhand Geschichten darüber erzählt, was dieser verrückte Mönch in den Kellern unterhalb des Klosters St. Ingbert alles so treibt
…”
Es war erst ein paar Tage her, da hatte man aus Richtung des nahen Klosters St.
Ingbert einen lauten Knall gehört. Niemand in der Umgebung hatte gewusst, worauf dieses Geräusch zurückzuführen war. So waren die wildesten Gerüchte entstanden. Die Meisten davon hatten mit Pater Ambrosius zu tun, von dem es hieß, dass er allerhand Pulver und Tinkturen zusammenmischte, die manchmal in einem Blitz aus Feuer und Rauch verschwanden, manchmal aber auch als Heilmittel Verwendung fanden.
Ambrosius galt als wunderlich. Zwar wurde seine Hilfe gerne in Anspruch genommen, aber auf der anderen Seite war er den meisten Leuten nicht so recht geheuer.
“Niemand hat ein so großes Wissen wie Pater Ambrosius”, verteidigte Wolfram ihn.
“Ich habe jedenfalls keine Angst vor ihm.”
Siegfried machte eine großspurige Geste. “Ich natürlich auch nicht!”, behauptete er.
“Aber etwas vorsichtig wäre ich an deiner Stelle schon!”
*
Wolfram fand Bruder Ambrosius wie üblich in den vom Fackelschein erhellten Kellergewölben des Klosters St. Ingbert, das etwa eine halbe Stunde Fußweg von Burg Wildenstein entfernt lag. Hier führte der überaus gelehrte Mönch seine Versuche durch.
Schon seit Jahren war es sein Ziel, Erde in Gold zu verwandeln. Dazu mischte er gewöhnliche Erde mit allerlei Pulvern und Tinkturen, erhitzte sie oder goss ätzende Säuren darüber.
Bislang war es ihm allerdings noch nicht gelungen, das große Ziel zu erreichen.
Dabei wollte der ziemlich beleibte Ambrosius das Gold keineswegs dafür, um selbst ein reicher Mann zu werden. Als Mönch hatte er sich dazu verpflichtet, arm zu sein und ohne Besitz zu leben. Nicht einmal die dunkelbraune Kutte, mit der er bekleidet war, gehörte ihm. Sie war genauso Eigentum des Klosters wie die einfachen Sandalen, die er an den Füßen trug.
Oft genug hatte sich Wolfram mit Bruder Ambrosius
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