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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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noch immer beinahe reglos auf dem Rücken, doch sein Brustkorb hob und senkte sich etwas kräftiger, wenn auch ungleichmäßig. Besorgt beugte Adelina sich über ihn.
    «Eben hat er einmal kurz die Augen geöffnet», berichtete Ludowig aufgeregt.
    Adelina berührte ihren Bruder an der Wange und spürte dabei die rauen Bartstoppeln unter ihren Fingern. Sie sagte zu Ludowig: «Lauf und hole Meister Jupp her. Beeile dich!» Sie wandte sich wieder Tilmann zu, dessen Augenlider flatterten, sich kurz hoben aber sogleich wieder schlossen.
    «Tilmann!», drängte sie in beschwörendem Ton. «Wach auf, Tilmann! Sieh mich an! Es ist alles gut. Du bist hier in Sicherheit. Komm schon, wach auf.»
    Wieder flatterten seine Lider. «Adelina?», kam es röchelnd über seine Lippen. «Sag … nichts …»
    «Nein, ich habe niemandem gesagt, dass du hier bist.»
    «Gefahr … muss … Clais … warnen …»
    «Clais ist tot, Tilmann.» Adelina spürte, wie ein Zucken durch den Körper ihres Bruders ging. Im nächsten Moment öffneten sich seine Augen. Entsetzt starrte er sie an. Sofort tat es ihr leid, dass sie es ihm gesagt hatte, doch nun ließen sich ihre Worte nicht mehr zurücknehmen.
    «Tot?»
    «Er wurde ermordet, Tilmann. Der Vogt glaubt, du hast das getan.» Sie strich ihm das lange, dunkle Haar aus der Stirn. «Was ist geschehen? Wer hat dich verletzt?»
    Tilmann versuchte zu sprechen, brachte jedoch nur mit Mühe ein paar Worte heraus. «Angreifer … Zeughaus.» Er rang nach Atem, und Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. «Weiß nicht … Beweise … wollten … reden …» Sein Blick wurde glasig. «Kann … niemandem … trauen …»
    Adelina griff nach einem frischen Leintuch, tauchte es in den Wassereimer, der neben dem Bett stand, wrang es aus und tupfte damit über die Stirn ihres Bruders. «Schsch … schon gut. Das Sprechen strengt dich zu sehr an.»
    «Adelina? Ist er wach?» Meister Jupp betrat die Kammer und beugte sich über den Verletzten. «Guten Morgen, Herr Hauptmann», sagte er betont heiter. «Ihr habt also beschlossen, Euch noch nicht ins Jenseits davonzumachen? Hoffen wir, dass es so bleibt.» Er wandte sich an Adelina. «Mach bitte ein wenig Platz, damit ich mir seine Wunden ansehen kann. Und Ihr untersteht Euch, wieder ohnmächtig zu werden, Hauptmann! Ihr müsst mir sagen, wo der Schmerz sitzt.»
    Adelina sah schweigend zu, wie Jupp ihren Bruder untersuchte. Neklas war ebenfalls an das Bett getreten und ging seinem Freund zur Hand.
    Als Tilmann unter den kundigen Händen des Chirurgen gequält aufstöhnte, schauderte Adelina. Dabei fiel ihr auf, dass Mira noch immer in einer Ecke des Raumes stand und den Männern ebenfalls zusah.
    «Was tust du denn noch hier?», fragte sie ruppiger als beabsichtigt. Das Stöhnen ihres Bruders zerrte an ihren Nerven.
    Mira war ein wenig blass, machte aber ein entschlossenes Gesicht. «Ich möchte helfen, das habe ich doch gesagt.»
    «Du kannst hier nichts tun», erwiderte Adelina. «Geh wieder an deine Arbeit und –»
    «Ich weiß, wo wir den Hauptmann verstecken können», unterbrach Mira sie hastig. Bevor Adelina darauf etwas sagen konnte, fuhr sie fort: «Der Vogt vermutet ihn irgendwo in der Stadt, nicht wahr?»
    «So sagte Neklas.» Adelina nickte.
    «Aber er wird ihn nicht unter der Stadt suchen.»
    «Unter der Stadt?», echote sie verblüfft.
    Mira nickte heftig. «Ja, Ihr wisst, was ich meine: in der Unterwelt. Es gibt doch diesen kleinen Lagerraum unterhalb Eures Kellers, von dem aus man in die alten römischen Gänge unterhalb Kölns gelangt. Auf diesem Weg habt Ihr doch damals heimlich das Haus verlassen, als Ihr nach dem Teufelsanbeter suchtet.» Mira machte eine ausholende Geste. «Da unten wird ihn bestimmt niemand vermuten. Und man kann auch von außen an das Versteck herankommen, wenn es sein muss.»
    «Also, ich weiß nicht …» Skeptisch sah Adelina ihre Gesellin an.
    «Mira hat nicht ganz unrecht», mischte sich Neklas ein. Er wischte seine Hände an einem Tuch sauber. «Wenn du Tilmann verstecken willst, muss es ein sicherer Ort sein. Das Kellerverlies ist der sicherste Ort, der mir einfällt.»
    «Aber wie sollen wir ihn dort hinunterbringen?» Zweifelnd blickte Adelina von ihrem Mann zu Mira und dann zu Jupp, der sich ebenfalls umgedreht hatte. «Können wir ihn transportieren?»
    Jupp hob die Schultern und schüttelte gleichzeitig den Kopf. «In diesem Zustand eigentlich nicht.» Prüfend blickte er über eine Schulter auf

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