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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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sie scharf hinzu.
    «Aber sie ist doch gar nicht schmutzig geworden.» Colin nahm die tote Maus am Schwanz und warf sie aus dem Fenster. Als er sich umdrehte, blickte er direkt in Adelinas strenges Gesicht und zog den Kopf ein.
    «Schon gut, ich mach’s ja.» Vorsichtig nahm er die Waage vom Tresen und trug sie ins Hinterzimmer.
    Adelina seufzte, musste sich aber gleichzeitig ein Lächeln verkneifen. Ihr Sohn wurde von Tag zu Tag frecher. Wenn das so weiterging, würde sie es schwerhaben, ihm bei einem ihrer Zunftkollegen eine Lehrstelle zu vermitteln. Seit einigen Wochen erhielt er Schulunterricht bei den Benediktinern von Groß St. Martin, damit er für seine Lehre, die in ein, zwei Jahren beginnen konnte, das nötige Grundwissen im Lesen und Schreiben erwarb. Auch das Rechnen brachte man ihm dort bei. Sie hoffte nur, dass er sich dabei anstelliger zeigte als sein Vater. Neklas Burka war zwar ein angesehener Medicus, aber mit Zahlen hatte er seine Probleme, zumindest, wenn es über die einfachsten Rechenoperationen hinausging. Das war einer der Gründe gewesen, weshalb sein Vater ihn auf eine Lateinschule geschickt hatte, anstatt ihn zum Tuchhändler ausbilden zu lassen, wie es für die Söhne seiner Familie üblich war.
    Prüfend sah Adelina sich in der Apotheke um. Drei Seiten des Raumes wurden von Regalbrettern beherrscht, in denen sich Dosen, Kisten, Säckchen und Glasbehälter mit den verschiedensten Arzneien und Ingredienzien säuberlich geordnet aneinanderreihten. Der schon sehr alte, jedoch gepflegte und stets sauber gewischte Verkaufstresen aus Eichenholz glänzte ein wenig im Schein ihrer Öllampe. Den Fußboden hatte sie selbst noch am Vorabend gekehrt. Alles war so ordentlich, wie sie es liebte.
    Es war noch sehr früh am Morgen, draußen begann es gerade erst zu dämmern. Dennoch waren im Haus bereits Geräusche zu vernehmen, die von geschäftigem Treiben zeugten. Ludowig, ihr hünenhafter Knecht, hatte bereits Holz gehackt und hereingetragen, die alte Magda war dabei, den Ofen anzuheizen, da heute Backtag war. Die jüngere Magd Franziska kümmerte sich um Adelinas dreijährige Tochter Katharina, die gerade wegen irgendetwas lautstark protestierte.
    Griet, Adelinas Stieftochter, und die frischgebackene Gesellin Mira hatten bereits Wasser vom Marktbrunnen geholt und sich bereiterklärt, den Morgenbrei aufzusetzen. Adelina hoffte, dass Mira dabei den Löwenanteil der Arbeit übernehmen würde. So lieb ihr die mittlerweile fünfzehnjährige Griet auch war – von ihr zubereitete Lebensmittel rührte sie lieber nicht an. Das Mädchen stand mit der Kochkunst eindeutig auf Kriegsfuß. Meist ließ sie den Brei anbrennen oder das Brot hart wie Stein werden. Auch das Würzen klappte selten so, wie es sollte. Merkwürdig eigentlich, sinnierte Adelina, denn wenn es sich um alchemistische Rezepturen handelte, die Griet so gern zusammen mit ihrem Vater ausprobierte, gab es niemals unschöne Zwischenfälle. Im Laboratorium bewies sie sogar ein ausgesprochenes Talent – leider nicht ganz passend für ein junges Mädchen, das allmählich ins heiratsfähige Alter kam. Neklas freute sich natürlich, dass seine Tochter seine Begeisterung für die Alchemie geerbt hatte. Adelina bezweifelte jedoch, dass das zu etwas Gutem führen würde.
    Sie schob den großen Riegel der Eingangstür zurück und prüfte, ob das Glöckchen, das eintretende Kunden ankündigen sollte, auch am richtigen Platz war. Sie wollte heute schon früh ihre Apotheke öffnen, denn nachdem es in den vergangenen Tagen viel geregnet und danach zum ersten Mal in diesem Herbst ordentlich gefroren hatte, erwartete sie einen Ansturm von Leuten, die nach Erkältungsarzneien verlangten. Glücklicherweise hatte sie ihre Vorräte rechtzeitig aufgefüllt.
    «Meisterin, das Frühstück ist fertig», vermeldete Mira, die in diesem Moment in der Hintertür erschienen war.
    «Ich komme.» Adelina nickte ihr zu. «Wer hat gekocht?»
    Mira lächelte. «Ich. Griet hat das Brot aufgeschnitten und den Tisch gedeckt.»
    «Gut.» Adelina folgte dem hübschen, schlanken Mädchen in Richtung Küche. Mira war von adeliger Geburt, jedoch die jüngste Tochter eines jüngeren Sohnes und deshalb ursprünglich für ein Leben im Kloster bestimmt gewesen. Ihre Mutter hatte jedoch durchgesetzt, dass sie stattdessen eine Lehre in der Apotheke beginnen durfte – mit einigem Erfolg. Vor zwei Monaten hatte Mira ihre Gesellenprüfung abgelegt. Da Adelina das Mädchen inzwischen trotz

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