Verschwörung im Zeughaus
«Zumindest sind unsere Kinder alle weniger schwierig im Umgang.»
«Beschrei es nicht!»
Irgendwo im Haus klapperte etwas, dann hörte man ein Scheppern und das empörte Bellen von Moses. Vitus’ und Franziskas aufgeregte Stimmen mischten sich in den Aufruhr, gefolgt von Colins Lachen.
Adelina stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihren Mann zärtlich auf die Lippen, woraufhin er den Kuss sogleich vertiefen wollte. Lachend lehnte sie den Kopf ein wenig zurück.
«Eines ist jedenfalls sicher», befand sie und zwinkerte Neklas zu. «Langweilig wird es uns nicht werden.»
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NACHWORT DER AUTORIN
Liebe Leserin, lieber Leser,
der vorliegende Roman basiert nicht auf einer konkreten historischen Begebenheit, wurde jedoch von einer solchen inspiriert. In den Jahren 1400 bis etwa 1406 schweigen sich die Quellen zu größeren Ereignissen in Köln weitgehend aus. Lediglich in der Kölner Stadtchronik finden sich ein paar wenige Hinweise auf Begebenheiten und Ratsbeschlüsse.
Ein Eintrag zu den Jahren 1405–1406 fiel mir ins Auge: Dem Herzog Adolf von Jülich-Berg-Ravensberg, der 1403 Edelbürger Kölns wurde und der Stadt im Zuge dessen Zollfreiheit auf seinen Ländereien gewährte, wurde von ebendieser 1405 der Krieg erklärt. Der Herzog hatte sich nicht mehr an die Abmachungen mit dem Kölner Rat gehalten, weshalb Rat und Vierundvierziger sich zum Schutz ihrer und der Kölner Bürger Rechte zur Kriegserklärung gezwungen sahen. Der Krieg endete ein Jahr später mit einem Vergleich.
Da mir für «Verschwörung im Zeughaus» eine Geschichte mit Tilmann Greverode, dem Hauptmann der Stadtsoldaten, vor Augen stand, fand ich diese Begebenheit mehr als passend für meine Handlung. Denn wer sonst als ein Hauptmann der Stadt wäre besser dazu geeignet, in solche Machenschaften verwickelt zu werden?
Natürlich hätte ich diese sogenannte «Ravensberger Fehde» zur Grundlage meiner Geschichte wählen können, doch da mir noch einige weitere Verstrickungen vorschwebten und mir darüber hinaus die Zeitschiene der historischen Ereignisse nicht ganz ins Konzept passte, beschloss ich, den Grafen Ailff van Wesel zu erfinden, der sich, ähnlich wie Herzog Adolf, unlauterer Machenschaften hinter dem Rücken (und gleichzeitig mit der Hilfe) des Rates schuldig macht. Auf diese Weise konnte ich meine Geschichte erzählen, ohne einer historischen Person Handlungen anzudichten, die sie gar nicht begangen hat.
Gleichzeitig konnte ich einmal mehr ein Bild des «Kölschen Klüngels», aber auch der Hilflosigkeit der Gerichtsbarkeit in undurchsichtigen Kriminalfällen zeichnen. Ohne die heutigen ausgeklügelten und hochentwickelten Ermittlungsmethoden war die Obrigkeit auf direkt sichtbare Beweise und Augenzeugenberichte angewiesen, wenn es darum ging, einen Mordfall aufzuklären. Hinzu kam, dass es oft gar nicht erst zu einer Ermittlung kam, wenn diese nicht durch Familie oder Freunde des Opfers angestoßen und zum Teil auch durchgeführt wurde. Ausnahmen waren natürlich Fälle wie der vorliegende, in denen es um wichtige Amtsträger Kölns ging. Hier schaltete sich die städtische, aber auch die Hohe Gerichtsbarkeit ein, was dann nicht selten zu Kompetenzgerangel führte.
Unter den gegebenen Umständen und oft auch durch das Fehlen kompetenter Ermittler und Richter war es vergleichsweise einfach, die wahren Umstände einer Tat zu vertuschen. Die Gerichtsbarkeit konnte sich nur auf eindeutige, sichtbare und durch Zeugen beschworene Beweise und Aussagen stützen.
Für mich bot diese Ausgangssituation eine Menge Spielraum, den ich mit einer Geschichte gefüllt habe, die Sie, liebe Leserin, lieber Leser, hoffentlich gut unterhalten und vielleicht auch an der einen oder anderen Stelle überrascht hat.
Petra Schier im Februar 2013
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PERSONEN IN DIESER GESCHICHTE
FAMILIE
Adelina Burka Apothekerin mit eigenem Geschäft am Alter Markt
Neklas Burka ihr Gemahl, städtischer Medicus
Colin Sohn von Adelina und Neklas, 6 Jahre
Katharina Tochter von Adelina und Neklas, 3 Jahre
Griet uneheliche Tochter von Neklas und somit Adelinas Stieftochter, 15 Jahre
Vitus Adelinas jüngerer (geistig zurückgebliebener) Bruder, 19 Jahre
Tilmann Greverode Hauptmann der Stadtsoldaten, Adelinas um zwei Jahre älterer Halbbruder
Lucardis Tochter von Tilmann Greverode, 7 Jahre
FREUNDE
Jupp Kornbläser Chirurg und alter Freund von Neklas
Marie Kornbläser Jupps Ehefrau und
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