Verschwunden in den Flammen (German Edition)

erste Suchteam hochgeschickt, das speziell auf Forensik spezialisiert war. Bei den Suchaktionen setzte Florida Omni Search jeweils professionelle Ausrüstungen ein. In Sams Fall benutzten sie Suchflugzeuge, Quads und Sonargeräte.
    »Okay. Nur um zu unterstreichen, was der Polizeichef gesagt hat: Bleibt in euren Vierergruppen und innerhalb des Suchrasters. Wenn ihr etwas findet, das euch auch nur ansatzweise verdächtig vorkommt, benutzt eure Marker und ruft unverzüglich an«, sagte Rachel, während sie sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn tupfte. Ohne ihr lila Taschentuch ging sie auf keine Suchaktion. Es war so etwas wie ihr Glücksbringer, den ihr eine ihrer ersten Klientinnen – eine ältere Dame, die an Alzheimer erkrankt war – geschenkt hatte. Die Frau hatte sich auf dem Rückweg vom Lebensmittelladen verlaufen und war zwanzig Kilometer entfernt in der Nachbarstadt aufgefunden worden.
    Rachel schaute auf die Umgebungskarte. Das Gelände war einfach zu durchkämmen – flacher, sandiger Boden mit dichtem Unterholz und Kieferbäumen. Die Freiwilligen würden das tropische Gestrüpp besonders aufmerksam durchsuchen müssen, um etwas Auffälliges zu bemerken. Leider gab es auch jede Menge Schlangen und anderes Ungeziefer. Für kleinere Notfälle wurde eine Erste-Hilfe-Station eingerichtet.
    Die Polizei hatte das Gebiet an dem Abend durchsucht, an dem Sam verschwunden war, und noch einmal am Morgen darauf, aber nichts außer Sams Helm gefunden, der in der Nähe der Hintertür herumgelegen hatte. Rachel verfolgte eine mögliche Theorie, dass Sam durch die Explosion der Propanbehälter bewusstlos wurde und ihren Helm verloren hatte. Sie hatte möglicherweise ein Kopftrauma erlitten und war einfach weggegangen. Der bewaldete Nationalpark Point Washington Forest, der etwa 6000 Hektar groß war und rund 15 Kilometer Rad- und Wanderwege umfasste, war zu Fuß erreichbar vom Bauernmarkt. Es galt, ein enormes Grundstück abzudecken, und kostbare Zeit war inzwischen verronnen.
    Polizeichef Gladstone kam vorbei und fragte, ob sie zum Aufbruch bereit sei. Rachel kam es so vor, als könne er es kaum erwarten, loszulegen. Er hatte gezögert, als sie ihn wegen einer koordinierten Suchaktion angerufen hatte, schien sich ihr gegenüber aber nun langsam aufzuwärmen. Sie konnte nie im Voraus sagen, wie die Behörden auf sie reagieren würden, wenn sie von Familienmitgliederngebeten wurde, sich an einem Fall zu beteiligen. Manche dachten, sie sei so etwas wie eine Kurpfuscherin, so etwas wie ein Medium oder eine Hellseherin, und es gefiel ihnen nicht, dass sie ihre Nase in ihre Angelegenheiten steckte. Andere waren für ihre Hilfe dankbar. Polizeichef Gladstone lag wohl irgendwo dazwischen, vermutete Rachel. Sein Benehmen passte zu seinem äußeren Erscheinungsbild. Er war ein stämmiger Mann mit ausdünnendem, grauem Haar – in Donald-Trump-Manier frisiert, damit die kahlen Stellen verdeckt wurden – und einem rundlichen Gesicht, das stets gerötet war und ihm den beständigen Ausdruck verlieh, dass er über irgendetwas wütend sei.
    Um in kurzer Zeit einen großen Suchtrupp zusammenzustellen, benötigten sie einen gut ausgewogenen Plan. Glücklicherweise verfügte Rachel über viel Praxiserfahrung. Sie teilte die Leute in Gruppen unterschiedlicher Kategorien ein.
    Die erfahrenen Suchspezialisten und das Technikpersonal, das die Ausrüstung bediente, nahmen an der Geländedurchsuchung teil. Die Freiwilligen, die nicht gemäß den Standards von Florida Omni Search ausgebildet waren, kümmerten sich um eine Pausenstation, wo sie Wasser und Snacks verteilten. Dann wurde noch eine weitere Einheit für die Erste Hilfe gebildet. Und zuletzt gab es noch eine Gruppe, die für die Kommunikation zuständig war. Immer dann, wenn ein Suchtrupp anrief und meldete, dass man etwas gefunden hatte, war es die Aufgabe dieser Gruppe, die entsprechenden Stellen auf der Karte einzutragen. Der betroffene Bereich sollte dann von der Polizei abgesperrt und weiter durchsucht werden.
    Rachel bildete zusammen mit Peter Moore, ihrem Experten für Geländedurchsuchung, ein Team. Peters Erfahrung in militärischen Such- und Bergungsaktionen war beeindruckend. Er war von Anfang an bei Florida Omni Search mit dabei. Nachdem er aus dem Militär ausgeschieden war, war er nach Miami gezogen und einer von Rachels Immobilienkunden gewesen. Er kannte sich in der Gegend gut aus, denn er war auf dem Eglin-Luftwaffenstützpunkt stationiert