Verschwunden in den Flammen (German Edition)
Drogenschlamassels, in den Ken sie hineingezogen hat. Ich bezweifle, ob sie überhaupt irgendeinen Gewinn gemacht hätte.« Nora spülte ihren Tee mit einem großen Schluck herunter. »Sam ist nicht der Typ Mensch, der vor seinen Problemen davonläuft. Sie hat sich immer für ihre Angelegenheiten verantwortlich gefühlt.«
Nora begann zu zittern, und sie brachte ihre Worte nur schwer und langsam hervor. »Ich habe schon so viel verloren.« Sie weinte. »Entschuldigen Sie mich, ich bin gleich zurück.« Tammie half ihr beim Aufstehen und sah ihr nach, als sie hineinging. Seufzend lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück. »Sie hat in den letzten Jahren viel durchgemacht.« Dann erzählte sie Rachel, dass Nora ihren ältesten Sohn Breck durch einen Unfall verloren hatte und kurz danach ihren Mann, der an einem Herzinfarkt gestorben war.
»Das ist ja schrecklich«, erwiderte Rachel. »Das wusste ich nicht.«
»Samantha und ihre Enkelkinder sind alles, was sie noch hat.« Tammie stand auf. »Es wird heiß hier draußen. Lassen Sie uns reingehen und nach ihr sehen.«
Rachel folgte ihr in den Wohnwagen. Im Wohnzimmer stand ein großes Bücherregal vollgestopft mit Pokalen und Schleifen. Es gab auch Fotos von Sam in festlichen Abendkleidern und Badeanzügen. Sie war ein schönes Mädchen mit langen blonden Haaren und funkelnden blauen Augen. Sie hatte ein breites und strahlendes Lächeln. Rachel schaute sich die Fotos genauer an.
»Samantha hat mehr Schönheitswettbewerbe als jedes andere junge Mädchen in Florida gewonnen«, sagte Nora bedächtig.
Rachel drehte sich herum und sah Nora auf dem Sofa sitzen, die sich die Tränen mit einem Taschentuch trocknete.
»Vor dem Unfall war sie ein glückliches kleines Mädchen. Wir sind kreuz und quer durch die Südstaaten gefahren, von einem Schönheitswettbewerb zum anderen. Samantha hat mühelos jeden einzelnen davon gewonnen.«
Rachel schaute hinüber zu Tammie, die sich an die Küchenzeile lehnte. Sie nickte mit dem Kopf in Rachels Richtung.
»Der Unfall hat alles verändert. Er hat mir mein schönes Mädchen genommen. Aber er hat ihr nicht ihre Tatkraft geraubt.«
»Welcher Unfall?«, fragte Rachel. Sie war verwirrt.
»Sam hatte einen Bootsunfall, als sie zwölf Jahre alt war. Sie wurde von einem Propellerblatt ziemlich übel zugerichtet. Sie wäre beinahe gestorben«, sagte ihr Tammie.
»Meine Güte, ich hatte keine Ahnung …«, sagte Rachel. »Also hat Samantha Narben von dem Unfall?« Je mehr sie über Narben, Tätowierungen und andere Körpermerkmale herausbekam, desto besser.
»Die plastische Chirurgie hat wahre Wunder bewirkt, aber wenn man genau hinschaut, kann man die Narben noch erkennen.«
»Haben Sie irgendwelche neueren Fotos von Sam?« Rachel wollte die Fotos auf der Webseite von Florida Omni Search veröffentlichen, wo es eine Rubrik gab, in der alle vermissten Personen und die relevanten Informationen vorgestellt wurden: persönliche Daten, der Tag, seit dem sie vermisst wurden, und die Umstände. Die Fotos würden auch ihrem Team dabei helfen, Flugzettel zu drucken und eine Pressemappe für die Medien zusammenzustellen.
Nora stand vom Sofa auf und ging in ein anderes Zimmer. Nach wenigen Momenten kam sie mit zwei Fotos zurück. »Nach dem Unfall mochte Sam es nicht so gerne, wenn man Fotos von ihr machte. Ich habe nur diese für Sie.«
Rachel nahm ihr die Fotos ab. Sam war noch immer hübsch. Jetzt trug sie ihr blondes Haar kurz, zu einem modischen Bob geschnitten, der ihr Gesicht einrahmte. Aber ihre Augen wirkten ein bisschen matt, und ihr Lächeln war nicht mehr ganz so strahlend. Rachel entdeckte die undeutlichen Narben, die ihr Gesicht der Länge nach durchzogen. »Danke, Nora. Ich kopiere sie und gebe sie Ihnen dann zurück.«
»Ich tue alles, um zu helfen, dass mein kleines Mädchen gefunden wird.«
Rachel lenkte das Gespräch wieder auf Sams Verschwinden. »Ich habe gehört, dass alle Anklagen wegen der Marihuana-Operation gegen Sam fallen gelassen wurden. Hatte sie Angstvor möglichen Reaktionen vonseiten der örtlichen Drogendealer?«
»Sie hatte Angst um ihre Sicherheit und die der Kinder«, antwortete Tammie. »Als Ken anfing, mit Dope zu dealen, hat er eine Menge Leute verärgert – besonders die Drogendealer, die er hinter Gitter gebracht hat.«
»Hat man sie bedroht?«, fragte Rachel.
»Sie hat mir jedenfalls nichts gesagt. Manche Leute haben gesagt, dass Ken einen Teil des Geldes, das er durch das Drogendealen gemacht hat,
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