Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Versehentlich verliebt (German Edition)

Versehentlich verliebt (German Edition)

Titel: Versehentlich verliebt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
Vom Netzwerk:
verschwindet. Er ist für mich zurückgekommen. Ich fühle mich ein bisschen wie Kate Winslet als Rose im Film Titanic , nachdem sie wieder auf das sinkende Schiff gesprungen ist und Jack sucht. Natürlich findet sie ihn. Aber wo soll ich meinen Jack nur finden?
    Die Telefonzellen sind verlassen. Niemand, der jetzt noch seine Familie anruft. Ich schiebe meinen Wagen langsam weiter. Vielleicht war das alles auch nur eine dumme Idee. Immerhin habe ich jetzt ja nicht mal mehr einen Schlafplatz. Zwar glaube ich, dass der nette Mann im Hotel ein Auge zudrücken würde, aber ich käme mir dämlich vor, wenn ich dort wieder ankriechen würde. Er würde genau wissen, dass ich Lukas nicht gefunden hätte. Das ist ja so peinlich. Außerdem habe ich ihm einen Bademantel geklaut. Kehren Täter immer an den Ort des Verbrechens zurück?
    Das Café ist voll, aber niemand sieht auch nur annähernd so aus wie Lukas. Keine Kordjacke. Keine Sporttasche, nichts. Er ist wie vom Erdboden verschluckt. Also doch wieder zurück zur blöden Ziege. Das wird der absolute Tiefpunkt meines Tages. Und dabei hatte er sich doch noch ganz gut entwickelt. Ist er womöglich doch in einen Flieger gesprungen und nach Hamburg verschwunden? Nein! Er ist hier. Irgendwo. Das spüre ich.
    Natürlich hat sie dieses triumphierende Lächeln, als ich mich wieder ganz hinten in die Reihe stelle. Ja, sie hat gewonnen. Ich beuge mich ihrer Anweisung und habe noch immer die Hoffnung, dass Lukas auftaucht, mich in die Arme schließt und wir zusammen das restliche Weihnachten verbringen. Aber natürlich könnte ich auch dort stehen und warten – und nichts würde passieren.
    Was ist das? Meine Rettung? Ja, ein Traum wird wahr! Zumindest ein kleiner Teil davon! Die Ziege wird abgelöst, ihre Schicht scheint zu Ende. Ich winke ihr grinsend und sie marschiert davon. Allerdings nicht weit genug. Sie nimmt auf einem Stuhl am Computer Platz und ich bin an der Reihe.
    „Schönen guten Abend, ich habe ein kleines Problem.“
    „Vielleicht kann ich Ihnen ja helfen.“
    Der Mann in der schicken Uniform lächelt mich freundlich an. Noch ein Held in meiner Geschichte.
    „Ich habe einen Freund verloren und kann ihn nicht finden. Ich würde ihn also gerne ausrufen lassen. Geht das?“
    „Sicher, wie heißt er denn?“
    Ich will mich a) nicht blamieren, indem ich sage, dass ich seinen Nachnamen nicht kenne, und b) will ich auch nicht, dass diese Ziege (die sich verdächtig weit zu uns rüberbeugt) erfährt, wie er wirklich heißt. Ich muss eine Art Geheimsprache entwickeln, die nur wir zwei verstehen werden.
    „Tobias“
    „Und weiter?“
    „Tobias Hobbit.“
    Es ist das erste, was mir einfällt. Er muss verstehen, dass er gemeint ist. Tobias, so hatte ich angenommen, wäre sein Name. Und Hobbit, nun, das liegt ja wohl auf der Hand. Der Flughafenangestellte sieht mich etwas zweifelnd an und so schenke ich ihm ein breites Lächeln.
    „Ja, ein verrückter Name, ist ihm auch ein bisschen unangenehm, aber er wird es verstehen.“
    Das hoffe ich. Ich hoffe es wirklich, denn eigentlich hat Lukas keine Ahnung, dass er so heißt. Aber er ist ja ein richtig schlaues Kerlchen. Er muss es verstehen.
    „Soll ich vielleicht auch sagen, wer ihn sucht?“
    „Jolanda Yoda.“
    Jetzt hält er mich für durchgeknallt. Ich bin aber weder auf Drogen, noch ist das hier ein dummer Scherz. Das versichere ich hoch und heilig, während ich ihn bittend – ja fast flehend – ansehe.
    „Also gut, es ist ja Weihnachten.“
    Dann greift er nach dem Mikrofon und schaltet es ein. Ich halte die Luft an. Es muss einfach funktionieren. Lukas muss es hören und verstehen.
    „Achtung, eine Durchsage für Herrn Tobias Hobbit. Eine Frau Jolanda Yoda wartet an der Information auf Sie. Herr Tobias Hobbit!“
    Hinausposaunt durch den Lautsprecher einer Flughafenhalle klingt das Ganze zugegeben extrem dämlich. Ich zähle es also nicht zu den besten Ideen, die ich bisher hatte. Vermutlich erwarten die Leute jetzt eine Erklärung, aber ich kann und will dieses kleine Geheimnis nicht lüften. Sollte Lukas hier nicht mehr auftauchen, werde ich wenigstens dieses Geheimnis haben. Kaum einer wird das verstehen, aber er muss es einfach verstehen. Man stelle sich vor: Rose springt zurück auf die Titanic und findet Jack nicht mehr – was würde das nur für den Film bedeuten?
    „Soll ich es vielleicht noch einmal versuchen?“
    „Nein, danke. Wenn er nicht kommt, dann ist er vermutlich nicht mehr hier.“
    Gott, das

Weitere Kostenlose Bücher