Versehentlich verliebt (German Edition)
verliebte Teeanger. Es ist verrückt. Alles hier ist total anders als es in meinem Leben sonst ist. Plötzlich ist mein Leben aufregend und spannend. Es ist so, als könnte man mich beneiden. Ja, man könnte mich sehen und sagen: „Pippa Wunschs Leben – Mensch, das hätte ich auch gerne!“ Und das alles nur wegen Lukas.
Er zieht eine Decke aus seiner Tasche und hält sie stolz vor uns.
„Ich habe vorhin von einer aufmerksamen Frau eine Decke bekommen. Ist das nicht toll?“
Sein Lächeln wird größer und er wirkt stolz, als hätte er einen Büffel erlegt, und jetzt für die Frau in der Höhle eine Decke aus Büffelfell gehäkelt. Aber er hat sie nur geschenkt bekommen. Ich könnte ja wetten, dass er mit diesem Aussehen ständig Dinge von Frauen geschenkt bekommt. Wenn ich etwas übrig hätte, dann würde ich es ihm auch schenken. Aber im Moment fällt mir da nur mein Herz ein.
„Klasse.“
„Ich habe mir auch schon einen Gepäckwagen gesucht. Ich dachte so als Nachtlager, aber eine Frau mit Kind war schneller.“
„Also möchtest du diesmal auf meinem Gepäckwagen nächtigen?“
„Naja, genau genommen ist es ja mein Gepäckwagen. Ich habe ihn dir damals überlassen.“
„Wir brauchen einen Ehevertrag.“
Er nickt, während er die Decke um uns legt.
„Absolut. Du kriegst die Kinder, ich den Gepäckwagen.“
„Wer behält die Hunde?“
„Wir haben Hunde?“
Er sieht mich überrascht an.
„Du magst keine Hunde?“
„Doch, ich liebe Hunde. Aber meine Ex ...“
Oh je. Hier sind wir, planen Hunde, Kinder und er öffnet die Ex-Akte. Bisher habe ich jegliche Bilder von ihm mit einer anderen Frau verdrängt. Jetzt spricht er es offen an und ich muss so tun, als wäre ich total cool.
„ … mochte keine Hunde?“
Er scheint über die Frage ernsthaft nachzudenken. Ich warte und bin unsicher, ob ich die Antwort hören will.
„Sie mochte wohl den Hund meines Nachbarn mehr.“
„Oh.“
Ich kenne das Gefühl zu gut, will nicht fragen, weil es schmerzhaft ist. Immer. Egal wie oft man so tut, als wäre man darüber hinweg, es tut immer ein bisschen weh. Außerdem killt es immer das Gespräch. Ich will gar nicht wissen, wie sehr es wehgetan hat, wie viel Alkohol er gebraucht hat, um den Schmerz zu ertränken. Vor allem wollte ich nicht wissen, wie viele Frauen sich seitdem in seinem Bett befunden haben.
„Wie lange ist das mit dem Hund denn her?“
„Zwei Jahre.“
Ach, das kommt mir sehr bekannt vor. Sicher, er war in der Zeit bestimmt kein Mönch und es wird Zeit, dass ich dieses Kopfkino abstellen kann.
„Und bei dir?“
Ach, das will er nicht wissen. Ich will es nicht mal mehr selber wissen.
„Auch sowas um den Dreh. Zwei Jahre oder so.“
Dabei könnte ich es auf die Stunde genau berechnen. Aber vielleicht ist er nicht der Richtige, um das zu besprechen.
„Die große Liebe?“
Benny war meine große Liebe. Zumindest habe ich das immer gedacht. Sogar nachdem er mich betrogen und verlassen hatte, dachte ich, er wäre wirklich meine große Liebe.
„Nein.“
Ausgesprochen habe ich es noch nie, aber in den letzten Monaten hat sich genau dieses „Nein“ immer mehr bestätigt. Wie kann jemand die große Liebe sein, der einem so sehr wehtut, und dabei noch ein dickes Grinsen im Gesicht trägt? Lukas Blick scheint auf meinem Gesicht zu haften. Ich will nicht, dass er sieht, wie lange ich damit kämpfen musste. Man weiß erst, dass das Herz noch funktioniert, wenn man einen Moment wie diesen im Schnee mit Lukas erleben durfte. Als Teenager verliebt man sich stündlich, bekommt wöchentlich ein gebrochenes Herz zurück und liebt dann wieder mit voller Kraft. Man hat dieses unbeschreibliche Vertrauen, dass das Herz sich immer wieder aus den zerbrochenen Teilen zusammensetzt, dann weiterschlägt und immer wieder liebt. Je älter man wird, desto schwerer wird es. Als Benny gegangen ist, hatte ich ernste Zweifel. Ich sehe wieder zu Lukas, der mich nicht aus den Augen lässt.
„War sie denn deine große Liebe?“
Wenn er jetzt ja sagt, dann weiß ich nicht, ob ich mein Herz noch einmal zusammensetzen möchte. Aber er schüttelt den Kopf.
„Wenn das die große Liebe war, dann ist die große Liebe echt für den Arsch.“
Dann lacht er und irgendwie klingt es befreiend. Ich weiß genau, was er meint. Es tut gut, jemanden zu haben, der all die ätzenden Stunden des Selbstmitleids auch erlebt hat und wieder auf die Beine gekommen ist. Nur deswegen können wir jetzt hier sitzen. Er
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