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Versehentlich verliebt (German Edition)

Versehentlich verliebt (German Edition)

Titel: Versehentlich verliebt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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klingt niedergeschmettert. Und das bin ich auch. Er wird nicht auftauchen. Er ist weg. Vielleicht auch nur kurz auf der Toilette, und kann es nicht hören. Obwohl ich ihn nicht darum bitte, ruft der Mann ihn erneut aus. Dann rücke ich zur Seite und er kümmert sich um die anderen Wartenden. Ich habe es zumindest versucht, war spontan und wagemutig. Fast heldenhaft. Aber ich bin selbst schuld. Es war eigentlich alles sehr einfach: wir hätten hier Arm in Arm liegen und die Nacht zusammen verbringen können. Aber so wie immer, verkompliziere ich die Dinge unnötig, einfach weil ich so bin. Einfach geradeaus, das kommt für andere in Frage. Mir dagegen fällt es schwer, einen geraden Weg einfach zu Ende zu gehen. Wieso bin ich so?
    Ich schiebe mich und meinen Gepäckwagen ein bisschen weiter und setze mich auf meine Tasche. Tatsächlich hat es sich die Großfamilie hier in der Nähe gemütlich gemacht. Sie liegen verstreut auf den freien Plätzen der Bank herum und schlafen. Zumindest die Kinder. Andere Menschen liegen in Schlafsäcken in verschiedenen Ecken oder rollen sich in Decken ein. Sandwichs und ungemütlich aussehende Decken werden verteilt. Niedergeschlagen betrachte ich die Scherben dieser Nacht. Es hätte so schön werden können. Erinnern Sie sich an das, was ich über Julia-Roberts-Filme gesagt habe? Es ist absoluter Bullshit. Es gibt so etwas nicht – und wenn, dann erlebe ich es ganz bestimmt nicht.
    „Sie haben mich ausrufen lassen?“
    Mein Herz pocht plötzlich so schnell und fest gegen meine Brust, dass ich Angst haben muss, es würde mir einfach aus dem Körper springen. Langsam drehe ich mich um. Da steht er, einfach so.
    „Lukas!“
    „Oder soll ich besser Tobias sagen?“
    „Du bist ja doch hier.“
    „Ich habe doch gesagt, ich warte. Aber du hast mich ausrufen lassen.“
    Sobald ich mich wieder bewegen kann, werde ich aufstehen, ganz sicher. Aber im Moment ist das alles nicht möglich. Ich fühle mich ein bisschen gelähmt.
    „Wieso bist du aus dem Hotel zurückgekommen?“
    „Sie haben mich erwischt, als ich den Bademantel geklaut habe. Also habe ich eine spektakuläre Flucht hinlegen müssen.“
    „Aus dem Fenster?“
    „Natürlich.“ 
    Jetzt spüre ich wenigstens meine Beine wieder und erhebe mich langsam. Lukas stellt seine Tasche auf meinen Gepäckwagen. Ein sicheres Zeichen, dass wir wieder an einem bekannten Punkt sind. Ich greife zögernd nach dem Ärmel seiner Jacke. Den Hut trägt er nicht mehr. Seine Frisur sieht ein bisschen verwuschelt aus.
    „Geht es dir gut?“
    Sehe ich denn nicht so aus, wie ich mich fühle? Ich könnte die ganze Welt umarmen. Ich könnte ihn umarmen. Ich könnte platzen vor Freude. Also tue ich genau das: ich lege meine Arme um ihn und er drückt mich sehr fest an sich.
    „Jetzt geht es mir gut. Weißt du, ich saß da oben mit einem ganz billigen Shampoo und jeder Menge Pralinen. Sissi lief im TV und ich musste dich einfach wiedersehen.“
    „ Sissi ? Dazu Pralinen und ein schlechtes Shampoo? Das klingt nach Suizid.“
    „Ja. Irgendwie schon. Aber jetzt ist alles gut.“
    „Aber Tobias Hobbit und Jolanda Yoda?“
    „Mir ist nichts Dümmeres eingefallen. Tut mir Leid.“
    Wir stehen noch immer in einer Umarmung und halten uns fest, als hätten wir uns Wochen nicht gesehen.
    „Das ist okay. Ich bin sogar ziemlich froh, dass du zurückgekommen bist.“
    Ich spüre, wie er sein Gesicht sanft in meine Haare drückt.
    „So mies ist das Shampoo nicht.“
    Dann sieht er mich an und lächelt sanft. Manchmal wünschte ich mir einen Moment, in dem ich kurz durchatmen und nachdenken könnte. Immerhin will man immer was Schlaues sagen. Aber ich glaube, ihm ist nicht nach reden zumute. Der zweite Kuss muss den ersten immer überbieten. Denn man geht mit der Erwartung des ersten in diese Geschichte. Doch es ist fast unmöglich, den ersten Kuss zu überbieten. Es gibt kein Papaya-Feeling mehr, keinen Erdbeer-Geschmack.
    Vergessen Sie alles, was ich gerade gesagt habe! Ich bin mir nicht mal sicher, ob wir nicht so was wie Erregung öffentlichen Ärgernis betreiben. Die Großfamilie starrt uns an, als wir uns wieder voneinander lösen, und ich muss grinsen. Das ist nicht der richtige Ort für solche Küsse, dessen bin ich mir natürlich bewusst. Aber ich sehe trotzdem keinen Grund, diesen Mann hier nicht zu küssen. Immerhin werde ich ab morgen auf ihn verzichten müssen. Für wie lange? Für immer?
    Wir nehmen auf dem Gepäckwagen Platz und grinsen wie

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