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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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Proteinkapseln voll genetischem Material, so codiert, dass sich das Virus replizieren kann. Ein Virus liegt wie tot herum, bis es in Kontakt mit einer kompatiblen Zelle kommt. Dann haftet es sich an die Zelle und nutzt die Maschinerie der Zelle dazu, Kopien von sich herzustellen. Das geht so lange, bis die Wirtszelle buchstäblich explodiert und zahllose winzige Viren freisetzt – alle auf endlose Reproduktion aus. Das hört erst auf, wenn der Wirt stirbt oder so etwas wie Antikörper sie angreifen.«
    Er räusperte sich. »Das Virus hat keine hochfliegenden, ehrgeizigen Pläne, mein Sohn. Viren leben nur zu dem Zweck, sich zu replizieren, was letztendlich – jedenfalls bei Ebola X – den Wirt vernichtet. Sie sind zellulare Raubtiere, aber keine, die sich organisieren oder denken können. Ich kann mir keine Linie organischer Evolution vorstellen, die ihnen erlauben würde, mehr als die Selbstreplikation durchzuführen. Wahrscheinlich sind sie eine der ältesten Lebensformen auf dieser Welt und haben als solche ihre Vollendung schon vor Äonen von Jahren erfahren.«
    Ich hörte interessiert zu und erfuhr dabei viel Neues, war aber dennoch nicht von seiner Einschätzung überzeugt. Aber natürlich hatte ich nicht vor, mich mit einem Experten herumzustreiten, denn was hätte ich ihm entgegensetzen können? Nur eine Reihe entsetzlicher Albträume.
    »Ah, jetzt sehen wir die hässlichen Ergebnisse der viralen Ausdehnung.« Price sah zu Bedecker hinüber, der sich furchtbar quälte. »Siehst du, dass er jetzt schon steif wie ein Leichnam ist? Überall in seinem Körper bilden sich jetzt Blutgerinnsel. Im Gehirn, in den lebenswichtigen Systemen und Organen, in der Haut, an den Knochen. Hm.«
    Ich sah Price an, als wäre er gerade verrückt geworden. Ich kannte Bedecker zwar nicht, aber auch er war einmal ein Mensch gewesen. Möglicherweise sogar ein Freund von Price, und jetzt kommentierte der Alte dessen Sterben so, als wäre es ein Sportereignis.
    Natürlich war auch Morse zur Stelle und knipste den Sterbenden aus allen möglichen Perspektiven. Er holte sogar ein Teleobjektiv aus der Tasche und machte einige Nahaufnahmen. Es war der helle Wahnsinn.
    »Siehst du, Nash«, sagte Price, »Bedecker leidet jetzt eigentlich nicht mehr. Sein Gehirn ist dabei, sich zu verflüssigen. Die Lebenskraft und seine menschlichen Züge sind bereits ausgelöscht. Das nennt man Entpersönlichung. Was du jetzt vor dir hast, ist kein sterbender Mensch mehr, sondern eine biologische Maschine, die wegen ihrer eigenen vergifteten Nebenerzeugnisse versagt. Das Erbrechen wird allerdings noch anhalten, genau wie das Bluten.«
    Er hatte recht. Bedecker erbrach jetzt fast ständig stinkendes schwärzliches Blut, und auch aus seinen Augen, den Ohren und Nasenlöchern drang Blut. Als er laut furzte, rannen ihm weitere Sekrete aus dem Hintern. Price erklärte, der Körper stoße nun auf oralem und analem Wege verflüssigte Teile des Magens und der Gedärme ab. Überall sickerte, strömte und schoss Blut aus dem Körper, während das Virus den Sterbenden auf der Suche nach einem neuen Wirt verließ.
    Da mir schlecht war, wollte ich mich abwenden, aber Price hinderte mich daran. »Gleich wird er kollabieren und verbluten.«
    Selbstverständlich sorgte Morse dafür, dass alles »im Bild« festgehalten wurde.
    Ich zündete mir eine weitere Zigarette an, um den Gestank aus der Nase zu bekommen. Dann erzählte ich Price, dass meine Freunde in dem Autohaus auf mich warteten und wir so schnell wie möglich zu ihnen stoßen müssten.
    »Weiser Vorschlag«, erwiderte er. »Es wird bald dunkel. Nach Sonnenuntergang stellen die Krätzekranken ihre Aktivitäten ein, dann können wir uns hinausschleichen. Allerdings fürchte ich, dass sich da draußen nachts noch Schlimmeres tummelt. Aber hier können wir nicht bleiben.«
    Bedecker warf sich hin und her und zerfiel buchstäblich vor unseren Augen, während aus jeder seiner Körperöffnungen vergiftetes Blut und Sekrete austraten.
    »Jetzt dauert es nicht mehr lange«, erklärte Price.
    7
    Ich übernahm die Führung. Janie ging mit Morse unmittelbar hinter mir, Price bildete das Schlusslicht. Ich hatte noch drei Patronen in der Beretta – so ziemlich das Einzige, was uns jetzt noch schützen konnte. Hatte ich Angst? Keineswegs. Ich war vor Furcht wie von Sinnen.
    Immer wieder fragte ich mich, was Carl und die anderen jetzt wohl tun mochten, und betete zu Gott, dass sie noch am Leben waren. Aber ich kannte Carl. Die

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