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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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und wieder schreibt er auch was für mich auf. So habe ich erfahren, wie er heißt und was er früher von Beruf war. Aber ansonsten? Keine Ahnung.«
    Ich blickte zu dem Mann auf dem Schlafsack hinüber, von dem Hitzewellen auszugehen schienen. »Er hat das Seuchenfieber«, sagte ich.
    »Stimmt. Der Mann heißt Bedecker, war früher mal ein erstklassiger Steuerberater. Er ist erst gestern erkrankt und schließlich zusammengebrochen, als wir uns oben mit Waren eingedeckt haben. Als die Krätzekranken auftauchten, haben wir ihn hierhergebracht. Wir können ihn nirgendwohin transportieren. Also warten wir ab, bis er stirbt.«
    Ich sah den armen Kerl an und fragte mich dabei, was schlimmer war: mich draußen den Krätzekranken auszuliefern oder hier drinnen bei diesem Mann mit den Seuchenerregern zu bleiben. Seine Lippen waren blutverschmiert, die Augen, die ins Leere starrten, rot unterlaufen und glasig. Dracula-Augen, hätte Texas Slim jetzt gesagt. Sein erschlafftes Gesicht war mit Flecken und rötlichen Wucherungen übersät, der aufgedunsene Körper von Blutergüssen und Prellungen entstellt. Immer wieder lief ein Zittern durch diesen Körper und dann zischte der Kranke leise oder spuckte teerschwarzes Blut, das entsetzlich roch. Überall war Blut: auf seinem Hemd, dem Schlafsack und dem Fußboden.
    »Ebola X«, sagte ich, am Rande einer Panik.
    »Genau.« Price musterte den Mann ohne erkennbare Gefühlsregung, fast diagnostisch. »Es ist gefährlich, sich mit ihm zusammen in einem Raum aufzuhalten. Er kann das Virus überall verbreiten. Ist buchstäblich biologisches Gift. Wir können nur Abstand halten und darauf achten, dass wir nicht mit seinen Körperflüssigkeiten in Berührung kommen. Vor allem nicht mit dem Erbrochenen, denn das enthält Milliarden von hochansteckenden Virusteilchen, die alle tödlich sind.«
    »Du scheinst dich ja gut damit auszukennen«, sagte ich.
    »Hm, ja. Früher war ich mal Mikrobiologe bei der Armee, Spezialist für Biogefahr.« Er zuckte die Achseln. »Jetzt bin ich nur noch ein Überlebender, genau wie ihr. Wie wir alle.«
    Price stand einfach da, starrte Bedecker an und sah zu, wie er starb. So kalt und unbeteiligt, wie es vermutlich nur ein Wissenschaftler vermag. Während er etwas vor sich hin murmelte, ging ich zu Janie hinüber, die bei Morse stehen geblieben war. Erneut machte er ein »Foto« von mir.
    Ich winkte Janie von dem unermüdlichen Fotojournalisten weg. »Der Mann da drüben hat das verdammte Ebola-X-Virus. Er gefährdet uns alle.«
    Janie schien das nicht zu berühren. »So ein Pech aber auch, dass nicht gerade Vollmond ist.«
    »Janie, es geht darum, dass wir uns alle bei ihm anstecken können.«
    »Daran ist nichts zu ändern. Es sei denn, du spielst den Helden und wirfst ihn den Krätzekranken zum Fraß vor.«
    »Wieso hörst du nicht einfach mal auf damit?«
    Sie bedachte mich mit einem langen Blick, in dem nicht die geringste Wärme lag. »Ich weiß, was du gerade denkst. Du denkst, dass du jetzt zwei neue Opfer für deinen Freund gefunden hast. Welcher soll denn das erste Opfer sein? Price oder Morse?«
    »Ich hab keineswegs an so was gedacht, Janie. Mir geht es um dich.«
    »Arschloch.«
    Sie ließ mich stehen. So weit war es also mit unserer Beziehung gekommen. Allmählich wurde mir klar, dass Janie nicht mehr auf meiner Seite stand und ich ihr vermutlich nicht mehr vertrauen konnte. Das Schattengebilde war das Letzte, das mich im Moment interessierte. In den nächsten zwei Wochen würde ich mir nicht erlauben, auch nur einen Gedanken darauf zu verschwenden. Erst in der dritten Woche nach Vollmond schlich sich das jeden Monat in mein Gehirn. In der vierten wurde die Opfersuche dann geradezu zu einer Obsession. Und das lag nicht nur an der Angst vor dem, was das Schattengebilde tun würde, wenn wir ihm ein Opfer verweigerten, sondern auch daran, dass ich das Schlimmste befürchtete, wenn uns der »Große Bruder« im Stich ließ.
    Doch im Moment drohten viel akutere Gefahren.
    Ich gesellte mich wieder zu Price und zündete mir mit zitternden Fingern eine Zigarette an. »Wie steht’s?«
    »Hm. Wir erleben gerade mit, wie ein Mensch an einem ansteckenden Virus stirbt und befinden uns dabei an einem Explosionsherd tödlicher Übertragungen«, erklärte er völlig sachlich. »Du musst Folgendes verstehen, Nash: Wenn ein ansteckendes Virus seinen Wirt infiziert, versucht es im Grunde, diesen Wirt zu übernehmen – in das Virus umzuwandeln. Natürlich gelingt das

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