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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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Krätzekranken hätten schon einen gewaltigen Angriff inszenieren müssen, um ihn kleinzukriegen. Auch er war einer, der ums Überleben kämpfte, genau wie Texas Slim und Mickey. Mich wunderte nur, dass er nicht versucht hatte, Janie und mich zurückzuholen. Na ja, vielleicht hatte er es ja probiert. Ich hatte keinen anderen Wunsch, als wieder zu meinen Gefährten zu stoßen.
    Bei Nacht wirkte Des Moines besonders düster und abschreckend. Der Mond schien zwar ziemlich hell, aber überall waren Schatten, die auf der Straße hin und her wanderten und sich miteinander verwoben. Als wir um die Ecke des Kaufhauses bogen, konnte ich in der Ferne vage die Umrisse der Autovertretung erkennen. In der guten alten Zeit wäre es an irgendeinem sonnigen Tag nur ein Katzensprung bis dorthin gewesen, ein netter kleiner Ausflug. Aber jetzt, in der Dunkelheit, war es ein nervenzerrend langsamer Marsch durch Niemandsland. Die Luft war feucht und ätzend. Im Westen bemerkte ich einen rötlich flackernden Lichtschein. Vermutlich brannten einige Teile der Stadt immer noch oder jemand hatte sie wieder angesteckt. Es roch schwach nach Rauch und anderen Dingen, an die ich lieber nicht denken wollte. Während wir äußerst vorsichtig die Straße entlangschlichen, musterte ich die Parkplätze links und rechts und hielt nach irgendeiner Bewegung Ausschau. Plötzlich hörte ich irgendwo ein kurzes, hohes Geräusch. Zirpte dort eine Grille? Nein, dazu klang es eigentlich zu laut und zu unheimlich.
    Ruhig Blut, sagte ich mir wieder und wieder. Ist ja nicht mehr weit.
    Im bleichen, wechselnden Mondlicht sah alles abstoßend und gespenstisch aus. Die Hausruinen ragten wie geschändete Grabmäler oder bizarre Monolithen aus dem Boden, die geparkten Lastwagen erinnerten an Geisterschiffe. Meine Nackenhärchen stellten sich auf einmal auf: Etwas bewegte sich in den Schatten ringsum.
    »Was war das?« Janie blieb wie angewurzelt stehen.
    Beim Klang ihrer Stimme, die unvermittelt die Stille durchbrach, schreckte ich zusammen. »Was meinst du? Ich hab nichts gehört«, beruhigte ich sie wider besseres Wissen.
    »Ich würde vorschlagen, dass wir uns ein bisschen beeilen, Leute«, meldete sich Price. »Die Chancen, nachts in den Straßen von Des Moines zu überleben, sind bestenfalls minimal.«
    Da war er wieder, dieser klinisch-nüchterne Ton, verpackt in hochnäsige Prosa. Eigentlich hatte er doch wohl sagen wollen: Wenn wir unsere Ärsche nicht ganz schnell vorwärtsbewegen, ihr Hosenscheißer, dann kann man uns morgen früh vom Pflaster kratzen. Ich ignorierte ihn und blieb angespannt, die schweißnasse Hand am Abzug der Beretta, neben Janie stehen. Kurz darauf wollte ich weitergehen, doch dann hörte ich ein Quieken, diesmal sehr deutlich. Darüber hinaus wehte der strenge Geruch von Verwesung, Feuchtigkeit und Moder zu uns herüber, der mich an die Ausdünstungen eines Abwasserkanals erinnerte. Diesen Geruch kannte ich. Jetzt wusste ich, mit wem wir es zu tun hatten.
    »Wirklich beunruhigend«, meinte Price.
    »Wird schon gut gehen. Nash wird nicht zulassen, dass uns was passiert«, versicherte Janie ihm so, als müsste sie ein kleines Kind beruhigen.
    Morse umkreiste uns und knipste mal wieder.
    »Lass das, verdammt noch mal«, fuhr ich ihn an.
    Wenn ich richtig lag, würden wir gleich mit etwas konfrontiert sein, mit dem nicht einmal der gute alte Nash fertig werden würde. Langsam bewegte ich mich vorwärts. Ich hatte kaum sechs Schritte getan, als ich den ersten unserer Besucher sah: eine Ratte.
    Sie war ungefähr so groß wie ein ausgewachsener Kater. Ihr ganzer Körper war angeschwollen und von krebsartigen rosafarbenen Geschwülsten verunstaltet, die wie Blasen aus dem räudigen Fell hervorquollen. Im Mondlicht sah ich, dass diese Blasen sich bewegten. Dabei fiel mir wieder einmal das Monster in der Kanalisation von Cleveland ein.
    »Bleibt wo ihr seid, keine Panik«, sagte ich zu den anderen. »Wahrscheinlich ist das nur die Vorhut der großen Meute, die was Fressbares sucht.«
    Klick-klick , machte Morse.
    Der schlangenähnliche, schuppige Schwanz der Ratte peitschte über das Pflaster, als hätte sie mich verstanden. Die blutroten Augen, die wie Glasmurmeln glänzten, waren auf mich fixiert, die Kiefer, an denen Speichelfäden hingen, weit aufgerissen. Aus leidvoller Erfahrung wusste ich, wie schnell diese Mistviecher waren. Sehr langsam und sehr ruhig hob ich die Beretta und legte auf die Ratte an, die plötzlich laut aufkreischte.
    Als

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