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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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würde. Doch vorerst würde sie mich im Dunkeln tappen lassen.
    Da wir alle angespannt waren, hatten wir die Waffen gezogen. Irgendetwas stank hier zum Himmel. Mir kam es so vor, als wateten wir durch einen Fluss, während man uns vom Ufer aus mit Blicken verfolgte und gründlich musterte.
    Plötzlich blieb Mickey stehen und legte den Kopf schräg. »Die ganze Zeit hab ich das Gefühl, mich würde jemand beobachten.«
    Janie holte tief Luft, ich wohl auch.
    »Das bin nur ich«, sagte Texas. »Hab nur deinen Arsch bewundert.«
    »Ach halt die Klappe«, fuhr Mickey ihn an.
    Ich nahm Mickeys Intuition nicht auf die leichte Schulter, schließlich hatte sie bereits bewiesen, dass sie in Menschen lesen und Situationen genau erfassen konnte – und diese hier gefiel ihr ganz und gar nicht.
    Als Morse sie so stehen sah, eine dunkle Schönheit, nervös wie immer, wenn sie Vorahnungen hatte, musste er sie natürlich knipsen, doch Mickey zuckte nicht mal mit der Wimper. Sie war es ja aus früheren Zeiten gewohnt, dass ständig Fotografen um sie herumsprangen.
    Wir bewegten uns sehr langsam durch die Straßen und hielten dabei Ausschau nach denjenigen, die uns beobachteten. Vor einer kleinen Drogerie fanden wir zwei Leichen. Kinder. Sie lagen zusammengerollt auf dem Gehweg – nur noch schwärzliche, auseinanderbröckelnde, steife Hüllen. Als Carl eines der Kinder mit dem Stiefel anstieß, zerfiel es wie Zigarettenasche. Ich hatte das schon früher gesehen. Manchmal zerfielen diese radioaktiv verseuchten Kinder wie Isotope, verbrannten von innen nach außen.
    Auch als wir weiterzogen, spürten wir, dass uns Blicke verfolgten.
    »Nash«, sagte Mickey plötzlich und umfasste die Browning Hi-Power mit beiden Händen wie zu einer Schießübung. »Hier hab ich ein besonders schlechtes Gefühl. Da ist jemand.«
    Selbst Carl, der alte Klugscheißer, verkniff sich eine blöde Bemerkung.
    Morse suchte die Straßen mit dem Teleobjektiv ab und summte dabei leise vor sich hin. Janie und ich tauschten einen Blick miteinander aus. Sollte ich vorpreschen wie ein wirklicher Anführer oder meinen Trupp um mich versammeln? Doch dann geschah etwas, das mir die Entscheidung ersparte.
    Eine Tür knallte zu, so heftig, dass wir zusammenfuhren.
    Wir gingen dem Geräusch nach, überquerten eine Nebenstraße und gelangten zu einer weiteren von Bäumen gesäumten Straße. Einfamilienhäuser, größere Gebäude, am Ende ein kleiner Imbiss, der früher sicher ein Familienbetrieb gewesen war. Als ich eine Bewegung hinter der Schaufensterscheibe wahrnahm, ging ich mit gezückter Beretta hinein. Drinnen sah es wie in jedem beliebigen Imbiss aus: Fliegendreck an den Fenstern, ein langer Tresen, mehrere Tische. Alles verstaubt und von Spinnweben überzogen. Auf der Schaufensterscheibe ein weißes Kreuz.
    Und ein Mädchen.
    Die Kleine – sie mochte elf oder zwölf Jahre alt sein – saß in einer Nische, als hätte sie geradezu auf uns gewartet. Da sie bei Tageslicht draußen war, konnte sie keines der radioaktiv verseuchten Kinder sein.
    »He«, sagte ich, »was machst du hier?«
    Keine Antwort.
    Sie trug Fetzen, die früher mal Jeans und ein Sweatshirt gewesen sein mochten. Ihr Gesicht war schmutzig, das rote Haar fettig und verfilzt. Und sie stank so, als hätte sie sich seit Monaten nicht gewaschen. Vermutlich hatte sie sich mehrmals eingenässt und in die Hosen gemacht. Die dunklen Flecken im Schritt wiesen darauf hin, dass sie auch menstruiert hatte.
    »Rede mit ihr«, sagte ich zu Carl.
    So etwas gefiel ihm, denn dabei kam er sich immer wie ein Soldat der Sturmabteilung vor. Er reichte Morse seine Waffe und ging zu der Kleinen hinüber. »Hast du auch einen Namen, Süße?«
    Sie sah ihn nur mit stumpfem, einfältigem Blick an. Auch als er sie fragte, wer in Bitter Creek überlebt habe, wo die Überlebenden sich aufhielten und was sie hier so allein mache, gab sie keine Antwort. Entweder war sie als Schwachkopf geboren, wahnsinnig oder in dieser Welt, die sich selbst ans Bein gepisst hatte, einfach so geworden, als sie allein in diesem toten Ort gestrandet war.
    Carl gab ihr eine Ohrfeige, langsam kam er in Fahrt. »Rede, du verdammte Schlampe!«
    Aber sie rührte sich nicht und gab auch keinen Ton von sich. Genauso gut hätte er ein auf dem Tresen auftauendes Steak weich klopfen können.
    »Hör auf damit!«, fuhr Janie dazwischen. »Sie ist doch noch ein Kind! Wag bloß nicht, sie noch mal zu schlagen!«
    Carl wollte erneut zum Schlag ausholen, doch

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