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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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Westen eine Stadt nach der anderen verschlang. Mir brach der Schweiß aus und ich begann zu zittern. Zwischen mir und der Medusa bestand irgendeine psychische Verbindung, sodass ich ihren Vormarsch und den heißen Pesthauch, den sie überall verbreitete, unmittelbar spürte. Und sie hatte es auf mich abgesehen, das war mir bewusst.
    »Geht’s dir nicht gut, Nash?«, fragte Mickey. »Du siehst irgendwie seltsam aus.«
    »Das tut er doch immer«, frotzelte Texas.
    »Alles in Ordnung«, erwiderte ich.
    Doch niemand glaubte es, schon gar nicht ich selbst.
    Ich musterte meinen kleinen Trupp, blickte von einem zum anderen.
    Der gute alte Carl, immer an meiner Seite. Mein loyaler Wachhund, genau wie Mickey gesagt hatte. Texas Slim, der sich stets über alles ringsum amüsierte. Mickey mit ihrem heißen Schlafzimmerblick, ständig darauf aus, mir zu gefallen. Janie, deren Liebe zu mir erkaltet war, die gewisse Dinge vor mir geheim hielt und einen Groll gegen mich hegte. Und Morse, der so verrückt war, wie man nur sein konnte, und ständig mit seiner Kamera herumalberte. Auf diese oder jene Weise hing ich an jedem von ihnen. Und deshalb mussten sie nun ihren eigenen Weg gehen, ohne mich. Doch mir war klar, dass sie nicht von meiner Seite weichen würden.
    Weil auch sie sehen wollten, was auf uns lauerte.
    7
    Bis an die Zähne bewaffnet, zogen wir an diesem ersten Tag in die Stadt ein. Ich musste mir unbedingt ein genaues Bild von Bitter Creek machen. Wollte wissen, wie es aussah, sich anfühlte und roch.
    Schon in der ersten Stunde stießen wir auf eine Leiche – einen Mann, der in verdrehter Körperhaltung im Gras lag. Das vierblättrige Kleeblatt, das auf seinem rechten Bizeps eintätowiert war, hatte ihm offensichtlich kein Glück gebracht. Er war aufgeschlitzt, zerquetscht und verbrannt – fast so, als wäre er aus großer Höhe aus einem brennenden Flugzeug gefallen. Aber so war es nicht gewesen. Sein Tod war zwar hässlich und brutal gewesen, hatte aber nichts mit Flugzeugen zu tun, denn die gab es nicht mehr, genauso wenig wie Züge, Fernsehen oder Baseballspiele. Im Grunde existierte ja kaum noch irgendetwas auf dieser zerstörten Erde. Nur unser kleiner sechsköpfiger Trupp.
    Wir hockten uns in ein Kornfeld und sahen ins Tal hinunter, wo die kleine Stadt lag. Vor uns entdeckten wir an der Straße ein mit Kugeleinschlägen übersätes Schild, das im Tageslicht glänzte:
    BITTER CREEK
    Und darunter stand der stolze Hinweis:
    Basketballmeister 1996 der C-Klasse
    Ich fragte mich, ob der Tote wohl Basketball gespielt hatte. Vermutlich nicht. Wegen seiner Verletzungen und Verbrennungen war schwer zu sagen, ob er 30 oder 60 Jahre alt geworden war. Aber die Tätowierung sprach dafür, dass er ein harter Bursche gewesen war. Männer mit Tätowierungen wollen der Welt ja stets irgendetwas mitteilen. Nur konnte er das jetzt nicht mehr. Er sah aus wie ein aus dem Herd gekratzter Bratenrest. Das Einzige, was an diesem Körper unversehrt war, war die Tätowierung, und das gab mir Rätsel auf.
    »Mit seiner Glückssträhne war’s das dann wohl«, bemerkte Carl.
    »Todsicher«, witzelte Texas Slim.
    Es gab vieles, was den Mann getötet haben konnte, aber uns allen war klar, dass es die radioaktiv verseuchten Kinder gewesen sein mussten. Deren Opfer sahen immer so aus.
    »Also gut, ziehen wir los«, sagte ich schließlich. »Wir müssen herausfinden, was hier vor sich geht.«
    Morse machte noch schnell ein Bild von dem Toten, aber niemand kommentierte es.
    Wir gingen zurück zu der Straße, die in die Kleinstadt hineinführte, und waren noch nicht besonders weit gekommen, als wir auf eine weitere unheimliche Szenerie stießen: Vogelscheuchen. Ein Ring von Vogelscheuchen umgab den Ortskern wie eine Schlinge. Natürlich waren es in Wirklichkeit keine Vogelscheuchen, sondern mumifizierte menschliche Körper – von Wind und Sonne ausgetrocknet –, an denen die Vögel herumgepickt hatten. Man hatte sie an sehr große, etwa sechs Meter hohe Kreuze genagelt, die wie Schiffsmasten über unseren Köpfen aufragten.
    »Sieht nach einer Warnung aus«, meinte Carl. »So als wollte man Ortsfremde abschrecken.«
    Morse knipste schon wieder wie ein Wilder.
    »Ich glaube nicht, dass diese Sache so simpel ist«, bemerkte Janie, ohne sich näher darüber auszulassen.
    Janie verhielt sich von Tag zu Tag seltsamer und rätselhafter. Doch davon mal abgesehen, musste ich ihr recht geben. Das hier war keine Warnung, jedenfalls nicht nur das. Ich

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