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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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dringen würde, irgendeine Chance zu lassen. Ich war gewiss kein Held, aber die Vorstellung, dass es da draußen lauerte und in den nächsten Minuten in den engen Raum eindringen würde, in dem wir Schutz gesucht hatten ... Das konnte nur in einer Katastrophe enden.
    »Macht euch bereit«, rief ich, als das Kribbeln in meinem Rückgrat stärker wurde.
    Die anderen hielten das angespannte Warten kaum noch aus und hätten am liebsten sofort etwas unternommen, egal was – sei es zu flüchten, sei es, sich dem Kampf zu stellen.
    »Tut sich was?«, flüsterte Carl von der Küche her.
    »Bis jetzt nicht. Verhaltet euch still. Wir müssen abwarten.«
    »Wie lange denn noch?«
    »Hat’s immer eilig, unser Freund Carl«, bemerkte Texas. »Ist dir das mal aufgefallen, Nash?«
    »Und wer hat dich nach deiner Meinung gefragt, du Blödmann?«, fuhr Carl Texas an.
    »Hört sofort auf damit!«, befahl Janie den beiden.
    Ich schüttelte nur den Kopf. Diese zwei verhielten sich manchmal wie ungezogene Kinder.
    In Situationen wie dieser, wenn ringsum alles dunkel und still war, musste ich immer daran denken, wie es vor dem Krieg gewesen war. Wie ich geheiratet und ein völlig anderes Leben geführt hatte. Das kam mir mittlerweile so weit weg vor wie die Frühgeschichte der Menschheit. Jetzt war ich nur noch ein Plünderer, der zu überleben versuchte, indem er tötete, raubte und davonlief. Stets auf der Flucht, stets über einen gähnenden dunklen Abgrund voller menschlicher Gebeine balancierend.
    37 Jahre alt, bewaffnet mit einer verchromten 9-Millimeter-Beretta, die im Taillenbund der Jeans steckte, und mit einem Messer mit Siebenzollklinge, das im Stiefel verborgen war. Das war der Mann, zu dem ich geworden war.
    An meinem Rücken rannen Schweißperlen herunter.
    Ich zündete mir eine Zigarette an, blies den Rauch aus und ging zum Fenster hinüber. Dabei achtete ich darauf, mich im Schatten zu halten, außerhalb des kühlen Mondlichts, das ins Zimmer drang. Die Scheibe war mit Staub und Ruß überzogen. Nachdem ich eine Stelle freigewischt hatte, sah ich auf die Straße. Im Zwielicht der mondhellen Nacht hätte man meinen können, zehn Jahre in die Vergangenheit versetzt worden zu sein. Wagen, die am Randstein parkten. Von Bäumen gesäumte Alleen. Ordentliche kleine Reihenhäuser. Nur wenn das Mondlicht unmittelbar auf diese Szenerie fiel, merkte man, dass alle Wagen nur noch verrostete Wracks waren, die Bäume mitsamt ihren Blättern und Ästen verkümmert und abgestorben, die Häuser von den Sandstürmen verwittert, die Gärten mit Unkraut überwuchert, die Fenster zersprungen.
    Nichts war erhalten geblieben.
    »Carl?«, flüsterte ich. »Was sagt der Geigerzähler?«
    »Alles im grünen Bereich, Nash.«
    Ich überlegte, ob das Geräusch nur ein Aufheulen des Windes gewesen sein konnte und meine Fantasie mit mir durchgegangen war. Aber falls das zutraf, dann war sie mit uns allen durchgegangen. Und ich hielt es für sehr unwahrscheinlich, dass wir alle unter derselben Halluzination gelitten hatten.
    Draußen war alles still. Noch immer rührte sich nichts.
    Ich lehnte mich gegen die Wand und rauchte die Zigarette zu Ende. Falls sich in den nächsten 20 Minuten nichts tat, würde ich wohl Entwarnung geben können. Dann würden wir den Staubsturm einfach die Nacht hindurch aussitzen und am Morgen auf Beutetour gehen. Irgendwo in der Stadt musste es ja noch ein funktionstüchtiges Fahrzeug geben.
    Ein Knacken des Geigerzählers im anderen Raum – so laut, dass es mir fast den Atem nahm – riss mich aus meinen Gedanken. »Carl?«, rief ich.
    »Ja, der Zähler zeigt jetzt 40, 50, nein, 60 Mikroröntgen an, und die Werte steigen immer noch, Mann.«
    Mittlerweile knackte der Geigerzähler wie wahnsinnig und kam mir wie eine tickende Zeitbombe vor. Mein Herzschlag gab sich Mühe, mit dem Rhythmus Schritt zu halten.
    »Jetzt steht er auf 100. Wird langsam brenzlig hier.«
    Der Zähler knackte nun ununterbrochen, wie eine sich drehende Walze.
    »150, und die Werte steigen immer noch. Scheiße, Mann.«
    Während mir der Schweiß übers Gesicht rann, warf ich einen Blick aus dem Fenster. Und da waren sie. Die Kinder. Die verdammten verstrahlten Kinder. Standen einfach auf dem Gehweg herum, als warteten sie darauf, dass Susi oder Jim zum Spielen herauskamen.
    »Sie sind hier. Angriff vorbereiten.«
    Die Kinder hatten sich inzwischen nicht von der Stelle gerührt. Es waren sechs. Wenn man die Augen fest zusammenkniff, wirkten sie

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