Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
Vom Netzwerk:
tatsächlich wie harmlose Kinder, aber sie waren alles andere als das. Geisterhafte Gestalten, die so aussahen, als wären sie gerade dem Grabe entstiegen. Die Kleider zerfetzte Lumpen, die Gesichter grau und runzlig, die glühenden Augen von so giftigem Gelb, als wären es siedende Reaktorkerne.
    Wir mussten sofort handeln, mussten sie, ohne zu zögern, vernichten. Mit dem Gewehrkolben schlug ich das Fenster ein und nahm die Gruppe ins Visier. Unverzüglich ballten die sechs Kinder die Fäuste, streckten die Zeigefinger aus und deuteten auf mich. Ihre vorgestülpten Lippen öffneten sich zu dem hohen, monotonen Heulen, das mir vorhin den ersten Hinweis auf ihre Anwesenheit gegeben hatte. Nur wurde es jetzt ständig lauter, fast hypersonisch. Das penetrante Geräusch klingelte mir in den Ohren und löste nicht nur in diesen, sondern auch in meinem Gehirn Wellen des Schmerzes aus.
    Ich zielte auf das Mädchen in der Mitte, drückte den Abzug und traf sie in die Brust. Die Gewalt des Einschlags warf die kleine Gestalt nach hinten. Sofort spritzte aus der Eintrittsstelle des Geschosses eine dunkle, dampfende Flüssigkeit. Dann begann sie zu zucken und sich so zu winden, als hätte sie eine Starkstromleitung berührt. Etwas, das wie bläuliches Feuer aussah, entlud sich und verzehrte sie, während von ihrem Körper glühend heißer schwarzer Rauch aufstieg. Wie eine dieser rauchenden, knallenden Feuerschlangen, die man früher am Nationalfeiertag, dem 4. Juli, gezündet hatte, ging sie in Flammen auf, bis nur noch dunkle Asche von ihr übrig war.
    Ich war gerade dabei, einen anderen der Gruppe ins Visier zu nehmen, als alle dieses misstönende, monotone Heulen von sich gaben, das mich an einen einsamen Wolf erinnerte, der den Mond anheulte. Und das zugleich nach Insekten klang, nach aufgebrachten Insekten, die, frustriert summend, über einem abgeernteten Feld herumschwirrten. Und nun kamen sie auf das Haus zu, ohne dass sie rannten oder gingen. Nein, sie glitten, bewegten sich auf eine überaus bizarre Weise vorwärts, die mir unbegreiflich war.
    Inzwischen hatte sich unser ganzer Trupp in dem Raum mit dem Fenster versammelt, und alle hatten die Waffen gezückt. Selbst Janie, die Waffen verabscheute. Und immer noch knisterte der Geigerzähler vor sich hin, erfasste die gewaltige Strahlendosis, die von den Kindern ausging.
    Jetzt waren sie an der Tür.
    Ein kühles, flackerndes Licht drang durch die Ritzen. Gleich darauf knackte die Tür, wölbte sich vor, wobei sich breite, zackige Risse bildeten, schwärzte sich ein, begann zu schwelen und implodierte. Die Kinder füllten die Öffnung. Deutlich hoben sich ihre gelblich funkelnden, schrecklichen Augen von den verrunzelten Gesichtern ab. Die vorgestülpten offenen Münder enthüllten viele Reihen winziger hakenförmiger Zähne. Und jeder Mund stieß Wolken radioaktiven Dampfes aus, die wie unter Reibungselektrizität zischten und knackten.
    Als Erstes trat ein Mädchen ins Zimmer.
    Als ihre nackten Füße den schmutzigen Teppich berührten, zischten sie und ließen darauf glühende Abdrücke zurück.
    Ehe sie uns mit ihren Radionukliden verbrennen konnte, schossen wir. Alle. Carl mit seiner Mossberg-500-Pumpgun, Texas mit seiner 50-Kaliber-Desert-Eagle – einer halbautomatischen Pistole –, Janie mit ihrem Smith-&-Wesson-Revolver. Gemeinsam verfügten wir über beträchtliche Feuerkraft, und die brauchten wir auch, um die Kinder niederzumähen, während sie, eingehüllt in eine glühende Wolke radioaktiven Nebels, ins Zimmer zu dringen versuchten.
    Wir schossen weiter, bis uns die Ziele ausgingen.
    Wimmernd und kreischend fielen die Kinder am Zimmereingang zu Boden und bildeten dort einen sich windenden Haufen, der giftiges schwarzes Blut verspritzte und an der eigenen nuklearen Sättigung zugrunde ging. Während die Kinder verbrannten, verwandelte sich ihr Fleisch zuerst in heißen, flüssigen Talg und dann in Asche. Wolken schwarzen öligen Rauchs füllten das Zimmer. Die nicht verbrannten überhitzten Gebeine phosphoreszierten, schlugen Funken und bäumten sich ein letztes Mal auf, als wollten sie den schwelenden Überresten des Fleisches entkommen ... Doch dann fielen sie in sich zusammen.
    Als sich ein angesengter Schädel, aus dem Rauch aufstieg, in dem Haufen verlagerte, klappten dessen Kiefer so auf, als wollte er schreien. Diesmal waren diese vor Radioaktivität glühenden Monster uns wirklich nahe gekommen, allzu nahe. Irgendwann in der Zukunft, dachte ich,

Weitere Kostenlose Bücher