Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)
Fiebers – nennen wir ihn Ebola X, das klingt angemessen bedrohlich – ist Ebola in höchster Potenz, Ebola mit noch weit bösartigeren Eigenschaften als früher, Ebola auf Crystal Meth, außerordentlich vital und mordlustig. Ich weiß das, weil am Ende der alten Zeit, nach dem Weltuntergang und unmittelbar bevor unsere Regierung zusammenbrach, dieses neue virulente Ebola X bereits Städte wie Washington D. C., Baltimore und Boston belagerte.
Und da draußen wütet es immer noch, mutiert, entwickelt neue Formen, deren grausame Wirkung ich mir am liebsten nicht ausmalen würde.
Nehmen wir einfach mal an, dass Sie mit dem Virus Ebola X in Kontakt gekommen sind. Soweit ich weiß, beträgt die Ansteckungsgefahr 98 Prozent und die Tödlichkeit 100 Prozent. Das ist der Todestrakt, Leute, und kein Gouverneur wird euch in letzter Sekunde begnadigen. Die Krankheit beginnt mit Muskelschmerzen, Schweißausbrüchen und einem stechenden Fieber. Als Nächstes setzen quälende Unterleibsschmerzen ein und winzige Blutungen im Gehirn. Die Augen nehmen ein glitzerndes helles Rot an, sodass sie blutunterlaufen aussehen. Die Haut färbt sich gelb und ist bald darauf mit aufplatzenden Wunden übersät. Zu diesem Zeitpunkt ist das Gehirn schon weitgehend Gelee, und aus allen Körperöffnungen strömt Blut. Zugleich kotzt man schwärzlichen Schleim, infiziertes Blut und zersetzte Teile des Magens und der Gedärme aus. In der Regel tritt der Tod 16 Stunden nach dem ersten Kontakt mit dem Virus ein – und diese 16 Stunden sind die längsten, die man sich vorstellen kann.
Ich bin nun mal kein religiöser Mensch und glaube nicht daran, dass es im Himmel eine kleine, unsichtbare Gottheit gibt, die über uns wacht. Das ist zwar ein schöner, tröstlicher Gedanke, aber für mich nichts anderes als ein frommes Märchen. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es das auch für die Millionen von Menschen war, die in Konzentrationslagern, bei Massenmorden, Hexenverfolgungen, rassistischen Verbrechen und Seuchen gestorben sind. Doch während ich nicht an Gott glaube – so gern ich es würde –, glaube ich sehr wohl an den Teufel. Und dieser Teufel ist Ebola X.
Sicher verstehen Sie inzwischen, was ich damit meine. Ebola X ist für Menschen so ähnlich wie direktes Sonnenlicht für Vampire. Nur ist es vermutlich weit weniger schmerzhaft (und auch weniger eklig), zu Staub zu zerfallen, als an Ebola X zu verrecken.
Neues Thema: Jetzt möchte ich Ihnen ein bisschen von Texas Slim erzählen, über den ich bislang nicht viel gesagt habe. Ich wollte nämlich, dass Sie sich anhand meiner (hoffentlich einigermaßen objektiven) Eindrücke und Erinnerungen eine eigene Meinung über ihn bilden. Nun ja, dieser Texas Slim hat eine ungewöhnliche Vergangenheit. Er ist ein bisschen sonderbar, exzentrisch und möglicherweise sogar ein Soziopath, der unter dem Borderlinesyndrom leidet. Er lacht über Dinge, bei denen es andere Menschen schaudert, und erzählt sehr unangenehme Geschichten, die in lustiger Runde genauso wenig ankommen wie Pisse in einer Bowle. So viel dazu. Aber ich glaube, dass er trotzdem eigentlich ganz in Ordnung ist. Er ist ein zäher, disziplinierter, loyaler Mensch und besitzt ein ungewöhnlich stark ausgeprägtes Mitgefühl. Vielleicht erzog man die Kinder im Dixieland Louisiana früher zu solchen Persönlichkeiten, wer weiß. Jedenfalls mag ich Texas Slim, trotz all seiner Eigenheiten. Er steht mir zur Seite – und ich ihm.
Natürlich wäre es leicht, ihn einfach als Spinner abzutun, aber diesen Fehler sollte man vermeiden. Deshalb will ich erzählen, was ihm zustieß, ehe er sich unserer Gruppe anschloss, dieser Gruppe, die man auch »Loyale Gefolgschaft des Schattengebildes« oder »Esoterischer Orden des Schattengebildes« nennen könnte. Allerdings finde ich keine dieser Bezeichnungen sonderlich witzig.
Als die Bomben fielen, lebte Texas in Morgantown, West Virginia. Da er in Pittsburgh eine Cousine zweiten Grades hatte, zog er dorthin. Seine Cousine, eine stämmige Frau mit birnenförmigem Körper namens Jemmy Kilpatrick, die mehr Tätowierungen als Zähne besaß, hatte sich mit einer Gruppe von 20 anderen in ihrem Apartmenthaus verschanzt. Texas schloss sich dem Tross an und wurde überaus herzlich aufgenommen. Allerdings empfand er die Tatsache, dass Jemmy scharf auf ihn war, als nicht ganz so einladend. Dennoch lief in dieser »Kommune«, wie er die Gemeinschaft nannte, alles recht gut. Jeder packte mit an, jeder steuerte
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