Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)
wirklich so sterben lassen?«, fragte mich Janie.
»Die haben doch nichts Menschliches mehr an sich«, erwiderte ich und zerrte Janie weg, doch sie riss sich los. Mir war klar, dass wir uns gleich fürchterlich in die Haare geraten und die anderen damit in eine peinliche Lage bringen würden. Doch plötzlich blieben wir alle wie angewurzelt auf der Straße stehen. Es war nur noch das Stöhnen der sterbenden Krätzekranken zu hören, die sich im eigenen Blut wälzten, ansonsten war ringsum alles still. Und diese Stille lastete so schwer auf uns, als hätte sie tatsächlich im physikalischen Sinne Gewicht. Nichts rührte sich. Es ging nicht der leiseste Wind.
Und auf einmal kam uns die Luft sehr trocken vor, aufgeladen mit statischer Elektrizität. Und heiß. Auf Janies Gesicht sammelten sich Schweißtropfen und sie rannen auch von meiner Stirn herunter und tropften mir schließlich von der Nase. Meine Kehle war wie ausgedörrt.
»Oh Scheiße«, fluchte Texas Slim. »Jetzt geht’s los.«
Ein Staubsturm.
Der Boden begann zu beben und in der Ferne war ein Grollen zu hören. Ich sah mich um und überlegte, wo wir Schutz suchen sollten. Als das Gewitter näher kam, begann die Welt ringsum zu rumpeln.
Gremlin sah verzweifelt aus. »Nash! Komm schon, Nash, verdammt noch mal!«, fuhr er mich an. »Wollen wir hier nur herumstehen und warten, bis was passiert, oder was?«
Am liebsten hätte ich dem Mistkerl eine gescheuert, ihn zu Boden geschlagen und dort liegen gelassen, bis der Sturm mit einer Sandhose kam und ihm eine deftige Abreibung verpasste. Fast hätte ich es wirklich getan.
»Seht mal«, sagte Carl.
Es war so weit: Aus dem Osten zog ein rasender Sturm herüber, der Staub, Dreck, Unrat jeder Art und alles andere aufsog, das nicht festgezurrt war. Er hatte enorme Kraft, war gierig und brüllte wie ein urzeitliches Ungeheuer. Alles bebte und wackelte jetzt, sowohl die Straßen als auch die Gebäude. Mit wachsender Geschwindigkeit kam er auf uns zu und warf dabei einen düsteren Schatten voraus, der Straßenzug nach Straßenzug einhüllte und ...
»Rennt los!«, rief ich. »Nach drüben!«
Gegenüber lag ein Gebäude, das recht stabil und solide gebaut aussah. Wir liefen hinüber, aber der Eingang war verriegelt. Nachdem Carl das Schloss zerschossen hatte, sausten wir alle hinein und tapsten gleich darauf im Dunkeln herum. Texas Slim fand einen alten Schreibtisch und verrammelte damit die Tür.
»Also gut«, sagte ich, »suchen wir nach einer Treppe.«
Durch eine rußverschmierte Fensterscheibe sah ich zu, wie sich die Straße verdunkelte, während der Sturm mit voller Kraft einsetzte und das ganze Gebäude erzittern ließ.
7
Seit dem Untergang der uns bekannten Welt habe ich furchtbare Angst vor Krankheitserregern.
Nein, ich rede hier nicht von einer Neurose oder irgendwas derart Trivialem. Ich rede von dem Entsetzen, das ich empfinde, wenn ich an all diese wirklich hässlichen Krankheitserreger denke, die da draußen herumwuseln, und an das, was sie anrichten können.
Wie schon erwähnt, hat die Strahlung irgendwas mit ihnen angestellt, sodass sie jetzt viel wirksamer, bösartiger und ansteckender sind als früher. Es sind dabei nicht nur neue, tödliche Erregerstämme entstanden, sondern auch mutierte Lebensformen solcher Art, dass ich den Gedanken daran am liebsten verdränge. Wahrscheinlich gibt es auch noch unveränderte Stämme, aber viele sind jetzt um einiges gefährlicher als früher – das kann ich mit Gewissheit sagen. Beispielsweise ging irgendwann das Gerücht um, dass irgendeine exotische Abart des hämorrhagischen Fiebers, das Ebola ähnle, in Akron gewütet und alles Leben in Philadelphia und Pittsburgh vernichtet habe. Und später entpuppte sich dieses Gerücht als Tatsache.
Das Fieber, von dem ich hier spreche, ist in seiner Wirkung, wie gesagt, mit Ebola vergleichbar. Sicher ist die gute alte Ebola-Krankheit Ihnen noch ein Begriff, oder? Als sich das Getriebe der Welt noch drehte – bevor alles zum Stillstand kam –, vernichtete Ebola ziemlich viele Dörfer in Zaire, im Sudan und an der Elfenbeinküste. Das tödliche, höchst ansteckende Virus – das in dieser beängstigenden Form bis dahin noch nie aufgetreten war – verwandelte die Dörfer in Friedhöfe, und es war kein Ende in Sicht. Aber irgendwann endete es dann doch, ohne ersichtlichen Grund. Ebola kam und ging, anscheinend ganz so, wie es dem Virus beliebte.
Doch dieser neue, tödliche Erregerstamm des hämorrhagischen
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