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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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kroch und dabei die zerstörten, von Menschenhand errichteten Städte in sein schwarzes Leichentuch hüllte.
    8
    Nachdem wir oben im Gebäude Büchsenfleisch und Cracker verzehrt hatten, setzte ich mich ans Fenster und lauschte darauf, wie der radioaktive Staub durch die Straßen fegte. Wir hatten uns in einem Raum im vierten Stock verschanzt und hinter uns zugesperrt. Bei Staubstürmen empfahl es sich, sich so weit wie möglich nach oben zu verziehen, denn der wirklich tödliche, aufgeladene Staub – gesättigt mit spaltbaren Reststoffen wie Strontium 90, Cäsium 137 und Plutonium – befand sich in der Regel auf Bodenniveau. Dagegen gelangten – einverleibt vom Wirbelsturm – eigentlich nur normaler Staub und Schutt in höhere Lagen. Die Faustregel hieß: Je höher der Aufenthaltsort, desto geringer das Risiko der Verstrahlung. Auf den Straßen wäre uns der Tod sicher gewesen.
    Lange Zeit saß ich einfach nur da, ließ meinen schmerzenden Körper ausruhen und starrte aus Augen, die wegen des Schlafmangels verkrustet waren, vor mich hin. Der Sturm war ein wenig abgeflaut, und das Gebäude bebte nicht mehr. Es fiel auch kein Putz mehr von den Wänden, obwohl es noch ziemlich windig war. Allerdings kam es immer mal wieder vor, dass eine heftige Böe das Gebäude mit starker Faust erfasste und schüttelte, und dann klammerten wir uns jedes Mal aneinander, schützten unsere Köpfe und segneten die Menschen, die einen so stabilen Bau hatten errichten lassen.
    Janie lehnte sich gegen mich, den Kopf an meiner Schulter. Ihre Augen waren geschlossen, aber sie schlief nicht, wollte nur kurz die Welt ringsum, das Seufzen des Windes und den Geruch des Raumes, der nach Katzenpisse und faulendem Holz stank, aus ihrer Wahrnehmung aussperren. Die Jungs – Texas Slim, Carl und Gremlin – erzählten einander Geschichten und versuchten dabei, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Sie kamen mir vor wie alte Männer, die darüber reden, wer von ihnen die schlimmste Kindheit gehabt hat. Oder wie Jugendliche, die voreinander mit sexuellen Abenteuern angeben.
    »Wir werden hier wohl übernachten müssen, Nash, stimmt’s?«, flüsterte Janie.
    »Ja. Da draußen ist es jetzt zu gefährlich.« Meiner Meinung nach ging immer noch zu heftiger Wind. Sobald er sich völlig gelegt und der Staub sich verteilt hatte, würde auch die Strahlung nach und nach verschwinden. Aber erst dann.
    Also blieben wir, wo wir waren. Ich fragte nach dem Stand des Geigerzählers.
    »Steht jetzt bei 60 Mikroröntgen«, erwiderte Carl. »Fällt aber weiter.«
    Noch vor zwei Stunden hatte der Zähler fast 100 Mikroröntgen angezeigt, was ein heikler Wert war. Allerdings noch längst nicht so schlimm wie die Werte unten auf der Straße, wo der Staub vermutlich mindestens 400 Mikroröntgen mit sich brachte. Städte wie Chicago, auf die 500-Megatonnen-Bomben heruntergegangen waren, hatte es so stark erwischt, dass man die Strahlung dort nach wie vor nur in Rem messen konnte. Ein Rem kommt einer Million Mikroröntgen gleich. Ehe die Zivilisation völlig zusammengebrochen war, hatte ich das Gerücht gehört, Chicago verschmore gerade bei rund 5.000 Rem. Falls dort überhaupt etwas überlebt hatte, wollte ich lieber nicht wissen, was.
    Gremlin schwallte gerade über irgendeine dunkelhäutige Tussi namens »Bandenmieze«, die er in Fort Wayne gekannt hatte. Die Kriegsbeil-Clans hätten sie eines Tages etwas außerhalb der Stadt erwischt, auf der Straße gemeinsam vergewaltigt – einer nach dem anderen – und anschließend mit einem Fleischermesser skalpiert. Sie habe noch geatmet, als der Letzte mit Ficken an der Reihe gewesen sei. Zugleich hätten die anderen Kerle angefangen, ihr die Finger abzuschneiden, die Zähne herauszubrechen und die Ohren abzusäbeln – als Trophäen, wie es bei den Clans üblich war.
    »Und was hast du getan?«, fragte Carl. »Nur blöde zugeguckt?«
    »Was hätte ich denn tun sollen? Die waren doch zu zehnt und ich ganz allein.«
    Texas Slim fand das seltsam. »Und ich dachte, du hättest sie geliebt. Hast du das vorhin nicht gesagt?«
    »Ich hab sie ja auch geliebt. Sooft sie mich rangelassen hat.«
    Daraufhin brach Texas Slim in schallendes Gelächter aus. »Man höre und staune!«, sagte er schließlich. »Ich hab auch mal so ein Mädchen geliebt; sie war auch farbig, meine ich ... Nein, wohl eher eine Inderin. Hab sie bei jeder Gelegenheit in den Arsch gefickt. Sie hatte zwar nur eine einzige Titte, aber das hat mir nichts

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