Versprechen der Ewigkeit (German Edition)
zurück.
Bin ich bereit, das zu sehen? Declan holte tief Luft. Man erntet, was man sät. Er trat ein, um gleich darauf wie angewurzelt stehen zu bleiben, angesichts der Szene, die sich ihm bot.
Brandr hielt ihre blutige Hand in der seinen, und Regin blickte weinend zu ihm auf und schüttelte jämmerlich den Kopf. »Den Rest können wir … morgen machen.«
Sie war von der Taille aufwärts nackt. Ein Streifen vernarbter Haut zog sich über ihren Torso, und Blut strömte an den Seiten hinab. Zwischen ihren Brüsten hatte Brandr den Streifen aufgeschnitten, sodass ihre Haut über dem Brustkorb auseinanderklaffte. In der Mitte ragte dieser schauderhafte Draht heraus.
Declan presste sich die Faust vor den Mund und schluckte die Kotze, die ihm hochgestiegen war, wieder runter.
»Es ist bald vorbei«, versprach Brandr ihr. »Und dann wirst du so etwas nie wieder durchmachen müssen. Schließ die Augen, Regin. Wenn du mir vertraust, dann schließe sie.«
Nach einer Weile tat sie es.
Erst dann kam Declan an den Tisch hinüber und ihm wurde klar, warum Regin absolut still liegen musste. Brandr würde direkt neben ihrem schlagenden Herzen arbeiten müssen.
Wie oft hatte Declan schon die Widerstandskräfte der Unsterblichen verflucht?
Jetzt betete er für ihre.
Regin befand sich in einer Art Dämmerzustand, aber ihr Verstand weigerte sich abzuschalten, sogar als Brandr in ihrem Brustkorb herumschnitt.
Das grässliche Knacken der Zange – schnipp, schnapp – hallte durch den ganzen Raum. Sie meinte, dass sie ihn immer noch anflehte, den Rest auf später zu verschieben und ihr erst mal eine Chance zu geben, sich etwas zu erholen.
Sie flehte ihn an wie ein Feigling.
Ihre Stimme war eher ein Wimmern, wie bei einem kleinen Mädchen. Sie war über sich selbst erschrocken.
Oh ihr Götter, er hatte doch nicht etwa Chase hereingelassen? Sie öffnete die Augen, aber ein trüber Film behinderte ihre Sicht. Hielt dieser Unmensch etwa ihre Schultern fest? Sie wehrte sich gegen ihn, aber er war unnachgiebig. »Lass mich los, lass mich los!«
»Regin, halt doch still .« Chases Stimme klang belegt. » Bitte .«
Sie kämpfte weiter. Metall schrappte über Knochen.
»Verdammt noch mal, Chase!« Brandr zog die Zange heraus. »Du musst sie still halten!«
»Aye«, sagte dieser mit rauer Stimme. Seine großen Hände bedeckten ihren Mund und ihre Nase.
Todesangst überkam sie. Wollte er sie etwa ersticken? Ich kriege keine Luft! Sie trat mit den Beinen um sich und grub ihre Klauen in seine Hände.
Statt ihr zu helfen, murmelte Brandr: »Du bist der abgebrühteste Mistkerl, den ich je getroffen habe.«
Dann umhüllte sie Dunkelheit, und das war beinahe ein … Segen.
Als Declan die Hände von Regins Gesicht nahm, sah Brandr ihn an, als wäre er ein Monster.
»Beeil dich, ehe sie wieder aufwacht!« Das bringe ich kein zweites Mal fertig. Ihre kleinen Klauen steckten immer noch tief in seinen vernarbten Händen. »Worauf wartest du?«
Brandr schüttelte noch einmal den Kopf und widmete sich dann wieder dem Draht. »Ich hab’s beinahe. Aber er hat sich verheddert.« Er knipste, entwirrte, knipste. »Nur noch ein Stück …«
Ein Blutstrahl schoss aus ihrem Brustkorb hoch in die Luft.
»Was zum Teufel ist passiert?« Als sich Regins Lider öffneten, fuhr Declan Brandr an: »Verdammt noch mal, sie wacht auf …«
Aber ihr Kopf rollte zur Seite, ihre Augen waren blind, tot . Nein, sie wachte nicht auf.
»Regin!«, brüllte er. Ihr Herz hatte aufgehört zu schlagen, war durchstochen. Ihre Lungen kollabierten. Sein Kopf fuhr hoch. » Was hast du mit ihr gemacht? «
»Ich bin kein Chirurg. Ich versuche nur wiedergutzumachen, was deine Leute ihr angetan haben!« Hastig riss er das letzte Stück Draht heraus.
Declan nahm ihre Hand fest in seine und hoffte inständig, dass ihre Regenerationskräfte einsetzen würden. Diese übernatürliche Heilungskraft hatte sie schließlich auch in der Vergangenheit immer und immer wieder vor dem Tod bewahrt. Lebe, Regin.
Brandr war gerade fertig, als sie einen Atemzug machte und ihre Lider sich wieder schlossen. Das Leben kehrte zurück, auch wenn sie bewusstlos blieb.
»Es braucht schon etwas mehr, um sie umzubringen«, sagte Brandr. Warum war er dann so offensichtlich erleichtert, als er sich mit dem Arm über die schweißnasse Stirn fuhr? »Sie wird jetzt rasch heilen, wenn wir etwas finden, das ihre Haut für ein paar Stunden zusammenhält. Aber wir haben kein Klebeband, kein
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