Versprechen der Nacht
klaren Kopf. Der einzige Ort, wo das geht, ist zu Hause in Atchafalaya. Ich habe heute Nachmittag meine Schwester angerufen. Amelie denkt auch, es ist das Beste, wenn ich heimfahre.«
»Louisiana?«, sagte er. »Das ist verdammt weit weg, nur um einen klaren Kopf zu bekommen.«
»Es ist mein Zuhause. Dort gehöre ich hin.«
»Nein«, sagte er knapp. »Vor irgendetwas hast du panische Angst und läufst davon. Ich hatte dich für stärker gehalten, Savannah. Ich dachte, du magst Helden, die sich nicht unterkriegen lassen und die Wahrheit suchen, um jeden Preis.«
»Du weißt überhaupt nichts über mich«, konterte sie und drehte sich abrupt zu ihm um. Ihre dunkelbraunen Augen durchbohrten ihn mit einer heißen Mischung aus Angst und Wut. Wieder verschränkte sie die Arme vor der Brust, ihre ganze Haltung strahlte Verletztheit und Abwehr aus.
Langsam ging er auf sie zu. Sie wich nicht zurück, hatte aber die Arme fest verschränkt, hinderte ihn – oder jeden –, ihr wirklich nahe zu kommen.
Gideon nahm eine ihrer Hände mit festem, aber sanftem Griff. »Du brauchst dich nicht vor mir zu schützen. Ich bin einer von den guten Jungs.«
Er nahm auch ihre andere Hand und zog ihre beiden Arme herunter. Ihr Brustkorb hob und senkte sich mit jedem flachen, hastigen Atemzug, als er die Hand hob und an ihre zarte Wange legte. Ihre Haut war samtig unter seinem Daumenballen, ihre vollen, dunkelrosa Lippen weich wie Seide.
Er konnte dem Drang nicht widerstehen, sie zu küssen – und wenn auch nur dieses eine Mal.
Er schloss die Finger um ihren warmen Nacken, zog sie an sich und streifte ihre Lippen mit seinen. Sie war noch süßer, als er sich vorgestellt hatte, ihr heißer Mund und die Zartheit ihres Kusses weckten ein Verlangen in ihm, wie ein Verdurstender es nach kaltem, klarem Wasser haben musste.
Gideon konnte nicht anders, er zog sie noch enger an sich, und seine hungrige Zungenspitze forderte Einlass. Mit einem Stöhnen öffnete sie die Lippen für ihn, packte ihn an den Schultern und klammerte sich in köstlicher Hingabe an ihn.
Er streifte ihr das Denimhemd ab, um die nackte Haut ihrer Arme zu spüren. Das war ein Fehler. Denn jetzt drückten sich Savannahs aufgerichtete Brustwarzen gegen seine Brust, das Gefühl brannte sich schlagartig durch seine schwarze Lederjacke und sein T-Shirt und erregte ihn so heftig, als stände sie nackt vor ihm.
Er spürte, wie sich die scharfen Spitzen seiner Fänge ausfuhren, als Verlangen ihn durchzuckte wie ein Flächenbrand. Nur gut, dass er die Augen geschlossen hatte, sonst hätte der glühende Schein seiner Augen ihr verraten, dass er kein Mensch war.
Gideon knurrte an ihrem Mund, sagte sich, dass diese rasche, gefährliche Leidenschaft nur Folge der langen Abstinenz war, die er sich selbst auferlegt hatte.
Klar. Da machte er sich definitiv etwas vor.
Was er fühlte, war etwas viel Überraschenderes. Und es war auch beunruhigend.
Denn in diesem Augenblick wollte er nicht einfach irgendeine Frau. Er wollte nur diese eine hier.
Vielleicht spürte sie die düstere Kraft seines Verlangens nach ihr. Sie musste es weiß Gott gemerkt haben, sein Schwanz zwischen ihnen war so steif geworden wie ein Stahlrohr, und in seinen Adern pulsierte der brennende Trieb, sie zu nehmen, als sein Eigentum zu beanspruchen.
»Gideon, ich kann nicht.« Sie löste sich von ihm und holte stockend Atem, hob die Faust an den Mund und presste sie an ihre feuchten, vom Küssen geröteten Lippen. »Tut mir leid, ich kann das nicht«, flüsterte sie gebrochen. »Ich kann nicht anfangen, etwas zu wollen, das sich so gut und richtig anfühlt, wenn alles andere um mich herum sich so schrecklich falsch anfühlt. Ich bin einfach so verwirrt.«
Hölle noch mal, er auch. Und Verwirrung war ein völlig ungewohntes Gefühl für ihn. Diese Frau hatte ihn schon in dem Augenblick umgehauen, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte, angefangen mit ihren schlagfertigen Antworten in der Bücherei bis zum heftigen Wunsch, den sie in ihm weckte, einfach nur in ihrer Nähe zu sein.
Er war nicht zu ihrer Wohnung gekommen mit der Absicht, sie zu verführen, aber jetzt, wo er sie geküsst hatte, wollte er sie. Und wie. Ihr Kuss hatte in ihm eine wilde Sehnsucht hinterlassen, zum ersten Mal in mehr Jahren, als er zugeben wollte. Es erforderte seine ganze Selbstbeherrschung, um das Hämmern seines Pulses zu beruhigen und um sicherzugehen, dass seine Augen nicht mehr bernsteinfarben glühten, bevor er sie ansah.
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