Versprechen der Nacht
Er zog seinen schwarzen Ledertrenchcoat aus und legte ihn auf das Bett. Um den Bund seiner schwarzen Drillichhose trug er einen dicken Gürtel, gespickt mit jeder nur erdenklichen Art von Waffen – zwei Pistolen, diverse unterschiedlich lange Messer, inklusive der schrecklichen Klinge, die er vorhin im Bahnhof geschwungen hatte. Er legte den Gürtel ab und deponierte ihn auf seinem Mantel. »Savannah, ich gebe dir mein Wort, ich lasse nicht zu, dass dir etwas passiert. Du weißt, dass du mir vertrauen kannst, nicht?«
Sie nickte und trat in das bescheidene Schlafzimmer, registrierte sofort das Fehlen von Dekoration oder persönlichen Gegenständen. Das Bett war gemacht, aber nur mit schlichter weißer Bettwäsche bezogen, und es gab nur ein Kissen.
Die Art von Schlafstatt, wie man sie eher in einer Armeebaracke erwartete als in so einem Wohnhaus.
Das Haus hatte etwas Trauriges an sich.
Da war ein tiefer, trauriger Kummer.
Und Wut.
Schwarz, wild … verzehrend.
Savannah fröstelte unter dem Ansturm dieser düsteren Gefühle. Aber es war die Erinnerung an das, was sie vorhin mit angesehen hatte, die ihr jetzt beinahe die Knie nachgeben ließ.
»Gideon, was ist da vorhin passiert?« Gott, schon indem sie es nur ansprach, wurde ihr wieder sterbenselend. Sie hatte so viele Fragen, und jetzt brachen sie aus ihr heraus. »Woher hast du gewusst, wo du mich suchen solltest? Woher konntest du wissen, wo ich war – dass ich hinter dieser geschlossenen Toilettentür war und in Gefahr? Wie konntest du tun, was du mit diesem … diesem
Monster
getan hast? Ich habe alles gesehen. Du hast ihn erstochen, und er …« Sie stieß einen zittrigen Seufzer aus, wollte leugnen, was sie mit angesehen hatte, und war doch sicher, dass es real war. »Du hast ihn erstochen, und er hat sich aufgelöst. Du hast ihn getötet, einfach so. Als hättest du diese Art Monster schon hundertmal gesehen.«
»Noch öfter, Savannah.« Gideon kam zu ihr hinüber, und sein gut aussehendes, ernstes Gesicht beunruhigte sie noch mehr. »Ich habe Hunderte wie ihn getötet.«
»Hunderte«, murmelte sie und schluckte benommen. »Gideon, dieser Mann … diese Kreatur … das war kein Mensch.«
»Stimmt.«
Savannah starrte ihn an, hatte Mühe, seine ruhige Antwort zu verarbeiten. Sie hatte gehofft, dass er ihr irgendeine logische Erklärung geben würde, was hier los war, dass er es irgendwie leugnete und sich die Panik wieder legen würde, die gerade in ihr aufstieg.
Aber die Schlagfertigkeit und die beruhigende Selbstsicherheit, die sonst in seinen blauen Augen blitzten, waren fort. Jetzt zeigte er einen ruhigen Ernst, der ihn zugleich sanft und tödlich wirken ließ. Zwei Eigenschaften, die sie selbst an ihm erlebt hatte in der Zeit, die sie ihn jetzt schon kannte.
Sie holte Atem, versuchte, die Hysterie niederzukämpfen, die in ihrer Kehle aufzusteigen und ihr die Luft abzuschnüren drohte. »Genau so ein Monster hat Rachel getötet. Und diese kleinen Jungen, die ich gesehen habe, als ich das alte Schwert in der kunsthistorischen Sammlung angefasst habe – sie wurden von einer Gruppe solcher Monster abgeschlachtet. Das habe ich versucht, dir zu sagen, als du gestern Abend zu mir in die Wohnung kamst, um nach mir zu sehen. Ich wollte es damals nicht glauben. Das will ich auch jetzt nicht.«
»Ich weiß.« Er streckte die Hand aus und strich ihr sanft über die Wange. »Und wie ich dir schon gestern Abend gesagt habe, ich bin für dich da, Savannah. Ich will dir helfen, das alles zu verstehen.«
Sie starrte zu ihm auf. »Vampire«, sagte sie leise, ihre Stimme brüchig, ihr Hals zugeschnürt vor Angst. »Darüber reden wir hier doch, nicht? Der Mann im Bahnhof. Die anderen, die ich gesehen habe, als ich das Schwert und Rachels Armreif berührt habe … das waren Vampire.«
Jetzt flackerte etwas in seinen Augen auf, und in seiner ruhigen Stimme war ein untypisches Zögern. »Nach der einfachsten Definition, ja. Das waren sie.«
»Oh mein Gott.« Es war schwer genug gewesen, mit dem Gedanken klarzukommen, als er nur in ihrem Kopf existierte. Aber als sie es ihn jetzt aussprechen hörte – und dass sie selbst mit angesehen hatte, wie Gideon eine der Kreaturen direkt vor ihren Augen erstochen hatte –, brach die Realität wie eine erstickende Flutwelle über ihr zusammen. »Du sagst mir, dass es Vampire wirklich gibt. Es gibt sie, und irgendwie weißt du, wie man sie töten kann.«
»Ich und einige andere wie ich, ja.« Jetzt musterte er
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