Versprechen der Nacht
sagt es dir, ob Keaton gebissen wurde?«
»Wenn ich ihn sehe, werde ich sofort wissen, ob er noch ein Mensch ist oder ob sein Angreifer ihn gebissen und ausgesaugt hat. Ich muss wissen, ob der Vampir, der das Schwert aus der Universität gestohlen hat, ihn zu seinem Lakaien gemacht hat.«
»Zu seinem Lakaien.« Jetzt wurde Savannah ganz still. »Wenn Keaton gebissen wurde, dann weißt du, was du wissen musst?«
»Ja.« Er fuhr sich mit der Hand über den Kopf. »Das Problem dabei ist, ich sitze bis nach Sonnenuntergang hier im Haus fest.«
»Gideon«, sagte sie. »Was, wenn ich Keaton jetzt sehe?«
»Was meinst du?« Er wurde wütend allein schon bei dem Gedanken daran, dass sie auch nur in die Nähe dieses Mannes kam. »Ohne mich gehst du nirgendwo hin. Das kann ich nicht riskieren.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich meine, vielleicht kann ich dir sagen, ob Keaton bei dem Angriff gebissen wurde.« Als er zur Antwort nur ein finsteres Gesicht machte, sagte sie: »Ich habe immer noch Rachels Armreif.«
»Wo?«
»Hier, bei mir. In meiner Handtasche drüben im Wohnzimmer.«
»Hole ihn bitte, Savannah. Jetzt gleich.«
13
Savannah erwachte aus einem ungewöhnlich tiefen Schlummer und fand sich allein im Bett.
Wie lange hatte sie geschlafen? Ihr Kopf fühlte sich immer noch benommen an wie nach einer leichten Narkose.
Wo war Gideon?
Sie rief nach ihm, aber im leeren Haus war alles ruhig. Sie stützte sich auf die Ellenbogen und sah sich mit verschlafenen Augen im dunklen Schlafzimmer um. »Gideon?«
Keine Antwort.
»Gideon, wo bist du?«
Sie setzte sich auf, warf die Bettdecke ab und knipste die Nachttischlampe an. Auf dem Kissen neben ihr lag ein Zettel. Eine Notiz, auf die Rückseite des unbenutzten Bustickets gekritzelt, das in ihrer Handtasche gewesen war. Die Handschrift war klar, präzise, nach vorne geneigt und kühn – genau wie er.
Sorry, ging nicht anders. Du bist hier sicher. Bin bald zurück.
Savannah sah sich im Schlafzimmer um. Gideons Kleider waren weg. Seine Stiefel und Waffen. Er war spurlos verschwunden.
Sie wusste, wohin er gegangen war.
Durch den Nebel von dem, was immer er da mit ihr gemacht hatte, erinnerte sie sich an seine explosive Reaktion, als sie Rachels Armreif benutzt hatte, um eine weitere Vision von der Vampirattacke in Professor Keatons Büro zu bekommen.
Keaton war gebissen worden, genau wie Gideon vermutet hatte.
Er war nicht länger der Mann, der er einst gewesen war, sondern ein willenloser Sklave seines Meisters.
Und Gideon schien wild entschlossen, ihn zu finden.
Er war vor Rastlosigkeit fast die Wände hochgegangen, als der Nachmittag sich draußen vor dem Haus scheinbar unendlich hinzog. Er konnte kaum erwarten, endlich hier herauszukommen, ging nervös auf und ab, wartete auf die Chance, endlich loszuziehen und Keaton zur Rede zu stellen und dann die Jagd auf seinen Meister aufzunehmen.
Savannah hatte mit ihm gehen wollen, aber er hatte ihren Vorschlag barsch und unnachgiebig zurückgewiesen. Er hatte darauf bestanden, dass sie hierblieb und sich nicht vom Fleck rührte, während er tat, was getan werden musste – allein. Oder mit seinen Brüdern vom Orden, wenn er Verstärkung brauchte.
Erst, als sie darauf bestanden hatte, dass sie nicht zurückbleiben würde, ihm mit einer Entschlossenheit widersprochen hatte, die so groß wie seine eigene war, ließ er sich endlich erweichen.
Er hatte sie zärtlich geküsst. Sie in eine schützende Umarmung gezogen und ihr sanft die Hand auf die Stirn gelegt. Und dann …
Nichts mehr.
Zumindest war das alles, woran sie sich von den letzten paar Stunden erinnern konnte.
Sorry, ging nicht anders,
hatte er in seiner Notiz geschrieben.
Verdammter Kerl!
Savannah sprang vom Bett, fuhr in ihre Kleider und rannte zur Haustür. Sie zerrte am Riegel. Er rührte sich nicht.
Hatte er sie etwa hier eingeschlossen?
Stinksauer ging sie zu den Fenstern und versuchte, sie zu öffnen. Sie waren alle dauerhaft versiegelt, jedes Einzelne von außen mit einer Platte zugeschraubt. Das ganze Haus war verschlossen, erkannte sie, nachdem sie sich in aller Eile davon überzeugt hatte.
Schließlich blieb sie in der kleinen, leeren Küche stehen, atemlos vor Empörung.
Es gab keinen Weg hinaus.
Sie war hier eingesperrt, und Gideon war irgendwo da draußen, wollte sich einem mächtigen Feind alleine stellen.
Sie wusste, dass sie ihm nicht helfen konnte – nicht bei der Art von Kampf, an den er gewohnt war. Aber sie einfach so
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