Versprechen eines Sommers
ist nett hier“, sagte sie. „Wie kommt das?“
„Dafür kannst du dich bei Lolly bedanken“, erklärte Dare. „Sie ist einen Tag früher gekommen, um unser Häuschen herzurichten.“
Lolly freute sich, dass es ihren Cousinen aufgefallen war. Es hatte so wenig bedurft, um aus der schlichten Hütte ein gemütliches Heim zu schaffen. Sie hatte die auf den Dachböden und in Schuppen gelagerten Schätze des Camps durchwühlt, die Stockbetten mit bunten Karodecken bedeckt, einen geflochtenen Teppich in den Wohnbereich gelegt und zwei alte Adirondack-Stühle und einen Tisch dazugestellt. Nana hatte sie ermutigt, sich ruhig an den kunsthandwerklichen Arbeiten zu bedienen, die im Laufe der Jahre im Camp zurückgelassen worden waren. Und so zierte nun ein Schild aus Birkenholz mit dem Schriftzug „Camp Kioga“ die Eingangstür, einige Laternen mit Pergamentschirm würden abends gemütliches Licht auf der kleinen Veranda verbreiten, und sie hatte sogar eine handgewebte Fußmatte gefunden. Auf den Fensterbänken standen Einmachgläser mit kleinen Sträußen von Wildblumen.
„Das hast du wirklich toll gemacht, Lolly“, rief Frankie ihr durch die Fliegentür zu. „Du hast wirklich ein Händchen für so etwas.“
„Ja, das bin ich“, sagte Lolly. „Das Mädchen mit dem Händchen.“
Sie und ihre Cousinen waren als Betreuer für die Gruppe mit den jüngsten Kindern eingeteilt worden – die Fledglings. Die kleinen Mädchen waren am Tag zuvor angereist und hatten die erste Nacht mit nur wenigen Tränen und ohne Hysterie hinter sich gebracht. Lolly mochte es, wie die Mädchen kicherten und quietschten, wenn sie Spaß hatten. Sie mochte es sogar, sich um ihre kleinen Verletzungen zu kümmern und sie zu trösten, wenn sie Angst hatten – was für einige Kinder, wie sie fürchtete, jede Nacht sein würde. Sie dachte besonders an die kleine Ramona Fisher, die sich letzte Nacht in die Ecke ihres Stockbetts gedrückt hatte wie ein Soldat im Kugelhagel des Gefechts.
Dare trat zu Lolly auf die Veranda hinaus und hob einen Feldstecher an die Augen. Sie richtete ihn in auf den See. „Gott, ich liebe diesen Ausblick.“ Lolly wusste, dass sie damit nicht den See meinte. Die Linsen waren direkt auf die Schwimmzone scharfgestellt, wo die Jungen der Fledglings unter den wachsamen Augen ihrer Betreuer gerade den ersten Schwimmtest durchführten, um danach in entsprechende Gruppen eingeteilt zu werden.
Die drei Cousinen stellten sich nebeneinander an die Brüstung ihrer Veranda und wechselten sich mit dem Fernglas ab. Die Betreuer trugen Shorts und Muskelshirts, und um ihre Hälse baumelten Trillerpfeifen. Sie alberten mit den Kindern herum und versuchten, ihnen das Einleben zu erleichtern.
Sogar aus der Entfernung und ohne Fernglas spürte Lolly auf einmal einen Schauer des Wiedererkennens. Der große, dunkelhaarige Junge dort war Connor Davis.
Sie hatte ihn noch nicht aus der Nähe gesehen. Die Ankunft der Camper war zu chaotisch gewesen und hatte ihre ganze Zeit und Aufmerksamkeit beansprucht. Als sie endlich mit dem Fernglas dran war, musste sie so tun, als würde sie alle Jungs der gleichen eindringlichen Betrachtung unterziehen. Was sie natürlich nicht tat.
Connor Davis war noch größer geworden, und auch wenn er immer noch dünn war, waren seine Schultern breiter als früher. Er war bereits leicht gebräunt, vielleicht von der Arbeit draußen mit seinem Vater. Er sah total entspannt aus, als wenn er dazu geboren worden wäre, sich um Kinder zu kümmern.
Lolly unterdrückte ein Seufzen und fragte sich, was sich zwischen ihnen verändert hatte und was noch gleich war. Ob es überhaupt noch Überreste ihrer Freundschaft gab oder ob sie jetzt Fremde wären. Sie wusste, dass sie sich auf ziemlich offensichtliche Art verändert hatte. Sie war jetzt beinahe achtzehn und hatte viel von der Welt gesehen. Sie sprach Französisch und hatte fünf Extraprüfungen bestanden, die ihr noch bessere Einstiegsnoten am College verschafft hatten.
Doch die eigentliche Lolly hatte sich nicht verändert. Sie war immer noch der übergewichtige Sidekick der beliebteren Mädchen. Anstatt mit Jungen zu Schultänzen zu gehen, hatte sie sich immer freiwillig für das Dekorationsteam gemeldet – worin sie beinahe schon beschämend gut war. Während ihrer Highschool-Zeit hatte sie die Sporthalle in den Wilden Westen verwandelt, in eine Unterwasserfantasie, sogar in eine Szene aus dem Film Men in Black. Sie war gut darin geworden, zu verbergen,
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