Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Versprechen eines Sommers

Versprechen eines Sommers

Titel: Versprechen eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
Vom Netzwerk:
wie einsam und unglücklich sie war. Ihre gute Laune und die anpackende Art waren eine sorgfältig aufrechterhaltene Fassade. Die Leute dachten, sie wäre zufrieden damit, die Dekorateurin zu sein, die beste Freundin, die kluge, aber unattraktive Musterschülerin. Lolly versuchte, sich so zu akzeptieren. Sie versuchte, glücklich zu sein – oder wenigstens zufrieden. Manchmal funktionierte das sogar, und sie konnte sich eine Weile vergessen, aber dann passierte unweigerlich etwas, was sie wieder in die Wirklichkeit zurückholte.
    Wie heute. Sie würde einen Badeanzug anziehen müssen, das vermutlich am wenigsten schmeichelhafte Kleidungsstück, das je erfunden worden war. Der ganze Vormittag war dem Training der Wasserrettung gewidmet, einer Schlüsselkomponente der Kioga-Erfahrung. Lollys Großeltern waren sehr stolz darauf, dass jeder Camper die Regeln zur Sicherheit am Wasser lernte, auch wenn das bedeutete, dass die Fetten sich wie Würstchen in enge Spandexdärme zwängen mussten.
    Frankie stützte ihre Ellbogen auf dem Geländer auf, um das Fernglas ruhiger halten zu können. „Ist es sehr seltsam, die Beine eines Jungen attraktiv zu finden?“, fragte sie mit träumerischer Stimme.
    „Vielleicht“, antwortete Dare genauso verträumt. „Gib mir das Fernglas, und ich sag es dir.“
    Lolly nahm ihr Klemmbrett in die Hand und schaute sich den Tagesplan an, wobei sie so tat, als würde sie der Unterhaltung der beiden Schwestern keine Beachtung schenken. Manchmal war es lustig, zuzuhören, wie die beiden von den verschiedenen Jungen schwärmten. Aber meistens war es einfach nur ermüdend. Sie verstand nicht, wie sie – oder jedes Mädchen in ihrem Alter – so total besessen vom Aussehen sein konnten. Ihr Blick schweifte hinüber zu dem großen, dunkelhaarigen Jungen am Seeufer, und sie verspürte ein leichtes Ziehen in der Magengegend. Vielleicht verstand sie es doch ein wenig.
    „Wir sollten uns lieber fertig machen“, sagte Dare und schnappte sich ihr Make-up-Täschchen. „Wir müssen die Mädchen in die Schwimmgruppen einteilen, und nach dem Vormittagssnack möchte ich mich auf die Lesung am Freitagabend vorbereiten. Ich dachte, ‚Die kleine Meerjungfrau‘ wäre ein gutes Thema.“ Dare liebte es, aus allem eine Show zu machen. Und sie war gut darin, so wie Lolly gut war, Dinge umzugestalten. Zusammen würden sie diesen Sommer ein gutes Team abgeben.
    Frankie legte das Fernglas zur Seite und ging in die Hütte, wobei sie im Gehen ihr T-Shirt auszog. Lolly verspürte den bekannten Anflug von Eifersucht. Es muss nett sein, dachte sie, sich in seinem Körper so wohlzufühlen. Frankie und Dare konnten es sich aber auch leisten. Sie waren beide schlank, und Frankie hatte sich heimlich den Bauchnabel piercen lassen.
    Lolly konnte ihre Cousinen im angrenzenden Zimmer lachen und reden hören, während sie sich fertig machten. Darum beneidete sie sie auch. Dass sie Schwestern waren. Auch wenn sie sich manchmal stritten, standen sie in allen wichtigen Dingen zueinander und teilten ein Band, das ein Leben lang halten würde.
    Lolly zog sich im Badezimmer um. Sie machte sich nicht die Mühe, so zu tun, als wäre sie nicht genant. Es war dumm, das hier waren ihre Cousinen, aber trotzdem, fett zu sein machte sie zu einer sehr abgeschotteten Person. So schnell wie möglich schlüpfte sie in ihren Camp-Badeanzug.
    Connor. Ich werde Connor Davis wiedersehen. Sie versuchte, das Gefühl der Aufregung zu unterdrücken, das in ihrem Herzen aufstieg, schaffte es aber nicht. Alles gute Zureden, es langsam anzugehen, half nicht. Vielleicht war er nicht mehr so süß, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Vielleicht war er ein mit Steroiden vollgestopfter Muskelberg oder hatte lauter Pickel im Gesicht, oder vielleicht hatte er sich in ein Ekel oder einen Widerling verwandelt. Während sie sich ein graues T-Shirt über ihren Badeanzug zog, dachte Lolly, dass es nur einen wirklichen Makel an der ansonsten perfekten Freundschaft gab, die sie jeden Sommer teilten. Und dieser Makel war ein so tief vergrabenes Geheimnis, dass sie manchmal sogar vergaß, dass sie es überhaupt hütete. Doch immer passierte irgendetwas, das sie daran erinnerte.
    Und diese schreckliche, stechende, tief verborgene Wahrheit war, dass sie hoffnungslos in Connor Davis verliebt war.
    Natürlich war sie das. Wie sollte sie es auch nicht sein? Er war stark und schnell und freundlich, und man wusste immer, woran man bei ihm war, weil er keine Spielchen spielte und

Weitere Kostenlose Bücher