Versprechen eines Sommers
Connor verrückt nach mir war. Auch wenn das nicht ganz dem entspricht, an das ich mich erinnere.“
Sie hierherzubringen war eine dumme Idee, dachte Connor. Wie zum Teufel war er nur darauf gekommen?
Terry kicherte. „Er hatte seitdem andere Freundinnen, aber mit keiner hat’s gehalten.“
„Mit mir auch nicht“, erinnerte sie ihn.
„Ja, aber das lag nur daran …“
„Hey, Dad.“ Zeit, das Thema zu wechseln. „Olivia hat dieses alte Foto gefunden und wir haben uns gefragt, ob du uns etwas darüber erzählen kannst.“
Olivia reichte den vergilbten Schnappschuss über den Tisch. „Es ist im August 1977 entwickelt worden. Der Mann auf dem Bild ist mein Vater.“
Als Connors Vater das Bild sah, veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Er wechselte von weich und sympathisch zu angespannt und gehetzt. Schnell gab er Olivia das Foto zurück. „Das ist ein Foto von Mariska Majesky“, sagte er. „Sie ist Helens und Leos Tochter. Sie ist seit zwanzig, vielleicht dreißig Jahren fort.“
„Sie meinen, sie ist gestorben?“
„Ich meine, sie ist weg. Eines Tages ist sie fortgegangen und niemand hat sie mehr gesehen. Sie war immer ein rastloser Mensch“, fügte er hinzu. „Hatte die Angewohnheit, für einige Zeit zu verschwinden, aber sie ist immer zurückgekommen, um nach ihrem Kind zu sehen. Bis auf dieses letzte Mal. Sie ist einfach gegangen und nie wieder zurückgekehrt.“
„Sie hatte ein Kind.“ Connor schaute Olivia an, und beide hatten den gleichen Gedanken. Jenny .
„War sie verheiratet?“, fragte Olivia mit zittriger Stimme. „Oder … in einer Beziehung?“
„Ich schätze, darüber sollten Sie mit Ihrem Vater reden, Ma’am“, sagte Terry.
Als sie das kleine, vollgepackte Häuschen verließen, fühlte Olivia sich, als hätte man ihr die Lebensenergie ausgesaugt. Sie musste wohl auch so ausgesehen haben, denn Connor legte eine Hand auf ihren Rücken, um sie zu stützen. Sie war sich nicht sicher, woher dieser latente Hang zur Ritterlichkeit kam, aber er war so vorsichtig mit ihr, wie es noch kein Mann zuvor gewesen war.
„Ich denke die ganze Zeit, dass es eine Million Erklärungen geben muss“, sagte sie, „aber das sind alles nur Ausreden.“
„Es kann sein, dass wir die falschen Schlussfolgerungen ziehen“, versuchte Connor, sie zu beruhigen. „Vielleicht gibt es gar kein Geheimnis um Jennys Vater.“
„Dein Dad weiß es“, beharrte Olivia. „Du hast seinen Gesichtsausdruck gesehen. Er wollte es nur nicht sagen.“ Sie hoffte, dass es irgendein Junge aus dem Ort war, jeder, nur nicht Philip Bellamy. Aber angesichts von Terry Davis’ Unbehagen und seinem Beharren darauf, dass sie mit ihrem Vater sprechen sollte, wurde ihre Vermutung immer mehr zur Gewissheit. Sie blieb stehen und hielt Connor das Foto hin. „Sieh es dir genau an. Siehst du das Kinn meines Vaters?“ Sie zeigte auf das Grübchen, das Cary Grant alle Ehre gemacht hätte. „Jenny hat auch so eins, aber ihre Mutter nicht.“
Er lächelte. „Das ist nicht gerade etwas Einzigartiges.“
„Aber es ist ein rezessives Merkmal, so wie blaue Augen. Gemäß der Vererbungslehre hat eine Person mit einem Grübchen im Kinn mindestens ein Elternteil, das auch eines hat.“
„Du wirst es nicht mit Sicherheit wissen, bis du deinen Vater danach gefragt hast.“ Connor zog den Autoschlüssel aus der Hosentasche.
Olivia konnte nicht vergessen, wie Terry Davis ihrem Blick ausgewichen war. Sie schaute sich auf dem Parkplatz um, betrachtete die Welt, die sich in den letzten Minuten nicht ein Stückchen verändert hatte. Doch das war eine Illusion. Es hatte sich alles verändert. Die Erde hatte ihre Ketten abgeworfen und taumelte haltlos durchs All. „Ich muss ihn nicht fragen. Ich weiß es. Abgesehen von den Gesetzen der Genetik, kann man anhand seines Blicks auf dem Foto erkennen, dass er … etwas mit dieser Mariska hatte, während er schon mit meiner Mutter verlobt war. Und Jenny Majesky ist …“
Sie schwankte ein wenig, und Connor half ihr, in den Pick-up einzusteigen. Sie fühlte sich wie das Opfer eines Verkehrsunfalls, als sie ihren nächsten Gedanken laut aussprach. „Ich habe eine Schwester.“ Eine Schwester. Eine Schwester. Das Wort hallte in ihrem Kopf nach.
„Das sind doch alles nur Spekulationen.“
„Wir wissen beide, dass sie sich bestätigen werden.“
„Und was dann? Wäre es so schlimm, eine Halbschwester zu haben?“
„Gott, nein. Der schlimmere Teil ist, dass wir nicht zusammen
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