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Versprechen eines Sommers

Versprechen eines Sommers

Titel: Versprechen eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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nicht log. Er war der perfekte Freund und ihre Freundschaft die perfekte Sommerfreundschaft – abgesehen von der Tatsache, dass sie vollkommen und Hals über Kopf in ihn verknallt war.
    Es war egal, dass sie ihn drei Sommer lang nicht gesehen hatte. Das machte ihn in ihren Gedanken höchstens noch perfekter. Manchmal versuchte sie, den genauen Moment zu bestimmen, in dem es passiert war. Hatte es einen Punkt gegeben, an dem ihre Gefühle von einfachem Mögen zur Schwärmerei über Prince Charming gewechselt hatten?
    Wenn sie einen Moment benennen sollte, einen Vorfall, seitdem sie ohne Zweifel wusste, dass ihr Herz verloren war, wäre es die Nacht, in der sie ihm das Ohrloch gestochen hatte. An dem Abend hatte sie es noch nicht gewusst, aber es sollte ihr vorerst letzter gemeinsamer Sommer sein, und es lag etwas Symbolisches in diesem Akt, der ihn für immer zeichnete. Sein Wunsch nach einem Ohrring entsprang vermutlich seinem Drang, gegen seinen verhassten Stiefvater zu rebellieren. Connor hätte sich das Ohr selber durchstochen, aber sie wusste, dass er damit nur Chaos anrichten und sich womöglich verletzen würde. Sie war eingesprungen und hatte sich ungerührt gegeben, auch wenn sie die ganze Zeit kurz davor gewesen war, ohnmächtig zu werden. Im Krankenzimmer des Camps, mit einem sterilen Skalpell und einem Gummihämmerchen, hatte sie sein Ohr durchstochen und offen geweint, als sie sah, wie Tränen des Schmerzes sich durch seine fest zusammengepressten Lider drückten.
    Er hatte den Silberring den ganzen Sommer über getragen, und jedes Mal, wenn sie ihn sah, verspürte sie eine geheime Freude. Sie zweifelte nicht daran, dass irgendein anderes Mädchen seine erste Liebe werden würde, aber auf eine merkwürdige Art hatte Lolly das Gefühl, ihn als den Ihren gekennzeichnet zu haben.
    Sie mochte ihn so sehr, dass ihre Hand zitterte, wenn sie über ihn in ihr Tagebuch schrieb. Die Zeit, die seitdem vergangen war, schien dieses Gefühl nur noch verstärkt zu haben. Sie zitterte auch jetzt, während sie sich bereit machte, zum Schwimmdock hinunterzugehen.
    Als sie aus der Tür eilte, schnappte sie sich schnell ihre dünne Jacke und band sie sich um die Hüften, sodass sie ihren Hintern bedeckte. Natürlich konnte sie damit niemandem etwas vormachen. Am wenigsten sich selber.
    Sie wanderten hinunter zur Saratoga-Hütte und sammelten die Fledgling-Mädchen ein.
    „Sollten wir nicht in einer Reihe gehen?“, fragte eine der Camperinnen, ein kleines Mädchen namens Flossie.
    „Vermutlich.“ Dare zerzauste ihr die blonden Haare. „Meinst du, es gibt Ärger, wenn wir es nicht tun?“
    Lolly betrachtete die Mädchen, die aufgeregte, kichernde Menge aus allen Größen und Formen. „Sie sollten definitiv in einer Reihe gehen, zumindest, bis ich sie einmal durchgezählt habe.“
    Unter leise gemurmelten Protesten stellten die Mädchen sich in Zweierreihen auf, und wie gedacht fehlte eine.
    „Ich gehe schon“, sagte Lolly und ging auf die Schlafbaracke zu. An der Tür begrüßte sie der bekannte Duft – Shampoo, Kaugummi und der stets präsente, leichte Modergeruch. Sie hatte ein Gespür für die Außenseiter, und sie wusste genau, wo sie nachschauen musste, denn sie kannte alle Verstecke. Sie fand die fehlende Camperin zusammengerollt auf einem unteren Bett, das Gesicht zur Wand gedreht, an der ein Kalender hing. Der erste Tag des Camps war abgestrichen worden, aber die restlichen Kästchen erstreckten sich in einer endlos erscheinenden Reihe über das Blatt.
    „Ramona?“, sprach Lolly das Mädchen vorsichtig an. „Wir gehen jetzt alle zum See hinunter.“
    Ramona stieß ein theatralisches Schniefen aus. „Ich habe Bauchschmerzen.“
    „Das tut mir leid. Wusstest du, dass Bauchschmerzen laut dem Handbuch für Betreuer die bei den Campbewohnern am häufigsten vorkommenden Schmerzen sind?“
    „Es sind die am meisten bei mir vorkommenden Schmerzen“, sagte sie unglücklich.
    „Wenn ich Angst habe, fängt mein Bauch auch immer an, wehzutun“, gab Lolly zu. „Das Gute ist, es geht sofort weg, sobald man aufhört, Angst zu haben.“
    „Das sind keine guten Neuigkeiten“, sagte Ramona. „Ich habe Angst vorm Camp, und ich hänge den ganzen Sommer über hier fest, also werden die Bauchschmerzen wohl gar nicht mehr weggehen.“
    „Oh doch, das werden sie.“ Vorsichtig löste Lolly die fest um den Bettrahmen gekrallten Finger des Mädchens. „Es gibt hundert Wege, seine Angst zu verlieren. Glaub mir, ich kenne

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