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Versprechen eines Sommers

Versprechen eines Sommers

Titel: Versprechen eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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ihm mit seiner Trinkerei jedes Jahr erneut das Herz brach. Sie war das unglückliche Mädchen mit einer viel zu großen Last auf den Schultern. In anderen Worten, sie passten überhaupt nicht zusammen. Und trotzdem klickte es. Vom ersten Tag an, als sie sich mit zwölf Jahren getroffen und gleich viel zu viel über den anderen erfahren hatten, teilten sie diese seltsame Freundschaft.
    Jeden Sommer trafen sie sich erneut und machten da weiter, wo sie im Jahr zuvor aufgehört hatten. Es war, als wären sie zwischendurch nie getrennt gewesen. Dann folgte ein Sommer voller mitternächtlicher Überfälle auf die Küchenvorräte, dummer, aber lustiger Streiche, die sie den Betreuern oder anderen Kindern spielten. Sie machten alles zusammen, wozu es Geschick und Gehirn bedurfte, denn er hatte das Geschick, und sie hatte das Gehirn.
    Im Laufe der Zeit erzählten sie einander auch Geheimnisse. Connor gestand ihr seine Scham bezüglich der Trinkerei seines Vaters und seine unerwiderte Verliebtheit in Evelyn Waller. Lolly gab zu, dass ihr Lieblingsfach in der Schule Textilkunde war und sie gar nicht genug von ihrem Idol Martha Stewart bekommen konnte. Er forderte sie, besser, mutiger und selbstbewusster zu sein, als sie es eigentlich war, und er war für sie da, wenn sie traurig war. Er behandelte sie wie eine Gleichberechtigte. Wie eine von den Jungs. Sie mochte das, weil es ihr erlaubte, in seiner Nähe zu sein ohne dieses peinliche Junge-Mädchen-Getue.
    Jedes Jahr am Labor Day kehrte Connor nach Buffalo zurück und sie nach New York, und sie sprachen oder sahen einander das ganze Jahr über nicht. Manchmal dachte sie daran, ihm einen Brief zu schreiben, aber sie wusste nie, was sie hätte schreiben sollen. Lieber Connor. Mein Leben ist Scheiße. Wer wollte so etwas schon lesen?
    Sie hätte sich bestimmt irgendetwas ausdenken können, so wie einige Mädchen aus ihrer Schule es taten. Aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass das Ausdenken von Geschichten über ihr fabelhaftes Leben die Realität weniger schlecht machen würde.
    Und dann, von jetzt auf gleich, ohne Vorwarnung, endete ihre Freundschaft. Im Sommer nach der neunten Klasse traf Lolly mit der Erwartung im Camp ein, Connor wiederzusehen, aber er tauchte nicht auf. Als sie genug Mut gesammelt hatte, um seinen Vater nach ihm zu fragen, sagte Mr Davis nur: „Mein Junge hat diesen Sommer einen Job in Buffalo. Er wird nicht kommen.“
    Nach Beendigung der zehnten Klasse dachte ihre Mutter, es wäre an der Zeit, dass Lolly etwas von der Welt zu sehen bekäme. Also nahm sie sie auf eine Reise zu den Hauptstädten Europas mit. Um nicht zurückzustehen, beanspruchte ihr Vater den gesamten Sommer nach dem elften Schuljahr und entführte sie auf eine Kreuzfahrt durchs Mittelmeer.
    Das klang alles fantastisch. Es hätte auch fantastisch sein sollen. Doch der Druck nahm den Erlebnissen etwas von ihrer Großartigkeit. Ihre Eltern erwarteten alles von ihr: perfekte Noten, perfekte Testergebnisse, Preise auf Musik- und Wissenschaftswettbewerben. „Ich möchte nur, dass du ein gutes College besuchen kannst“, sagte ihr Mutter nur, ohne sich zu erklären. Soweit Lolly es beurteilen konnte, hatte es ihrer Mutter kein Glück gebracht, nach Yale zu gehen und einen Yale-Absolventen zu heiraten; nur eine Menge Geld und eine Scheidung. Deshalb fragte Lolly sich, warum ihre Mutter so darauf beharrte, dass das richtige College der Schlüssel zum Himmelreich sei.
    Nun war sie mit der Highschool fertig und an der Columbia akzeptiert worden, was sie hoffen ließ, endlich alle Erwartungen ihrer Eltern an die Vorzeigetochter erfüllt zu haben. Das hier sollte der letzte Sommer ihrer Kindheit sein, und sie war ins Camp Kioga zurückgekehrt.
    Sie hatte überlegt, nicht zu kommen. Ihre Großeltern hätten das verstanden. Doch ein Anruf von Nana hatte ihre Meinung geändert. „Connor Davis wird diesen Sommer im Camp arbeiten“, hatte Nana gesagt. „Ich dachte, das würde dich interessieren.“
    „Dieses Jahr wird alles ganz anders“, erklärte Dare Yates, Lollys engste Cousine.
    „Was du nicht sagst, Sherlock“, sagte Frankie, Dares ein Jahr ältere Schwester. „Jetzt haben wir die Macht.“
    „Ich hoffe nur, dass Betreuer zu sein so gut ist, wie es als Kind immer ausgesehen hat“, überlegte Lolly, während sie auf die Veranda hinaustrat, um den Dreck von ihren Wanderstiefeln zu klopfen.
    Frankie schaute sich in der Hütte um, die sie drei sich für den Sommer teilen würden. „Es

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