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Versprechen eines Sommers

Versprechen eines Sommers

Titel: Versprechen eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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wieder misstrauische Blicke zu.
    „Wir haben ihnen immer Namen gegeben“, erklärte Olivia. „Und uns gegenseitig die Unterwäsche geklaut und sie an die Geweihe gehängt.“
    „Das ist noch verstörender.“
    Sie ging voran zum Speisesaal. Über ihnen spannte sich die holzgetäfelte, kathedralenähnliche Decke. An jedem Ende des Saals gab es einen riesigen, aus Flusssteinen erbauten Kamin, dazwischen standen lange Holztische und -bänke. Hohe Glastüren führten auf die Terrasse und auf einen mit einem Geländer versehenen Balkon. In der Luft lag noch ganz zart der Duft von verbranntem Holz.
    „Puh, das ist ganz schön heruntergekommen“, sagte sie.
    Freddy schien angesichts des Umfangs des Projekts die Sprache verloren zu haben. Seine Augen weiteten sich, als er sich einmal langsam im Kreis drehte und alles in Augenschein nahm.
    „Hör mal“, sagte sie. „Wenn du meinst, wir sollten den Auftrag lieber nicht übernehmen, musst du es mir nur sagen. Wir können ihn vielleicht an einen Externen vergeben, oder …“
    „Bist du verrückt?“ Er ging auf die Glastür zu, die zum See führte. „Ich werde hier nie wieder weggehen.“
    Angesichts seiner Verzauberung konnte Olivia ein Lächeln nicht unterdrücken. Seine Begeisterung nahm ihren Erinnerungen ein wenig den Stachel.
    Wie in Trance öffnete er die Tür und trat auf die große Veranda hinaus. „Mein Gott“, sagte er mit vor Wunder weicher Stimme. „Mein Gott, Livvy.“
    Sie standen eine lange Zeit nebeneinander und schauten auf den See hinaus. Mit den sich graziös zum Wasser neigenden Weiden sah er aus wie ein goldener Spiegel, in dem sich die umliegenden Bergketten spiegelten. Es war wirklich schön. Sogar magisch. Das hatte sie vollkommen vergessen. Was nicht sonderlich überraschend war. Wenn dein Leben sich unter deinen Händen auflöst, neigt man selten dazu, sich auf den Charme seiner Umgebung zu konzentrieren.
    „Da, in der Mitte“, sagte sie und zeigte mit dem ausgestreckten Arm in die Richtung, „das ist Spruce Island.“ Die Insel war groß genug für einen Pavillon, einen Anleger und eine Picknickstelle, und doch klein genug, um wie ein verzauberter Smaragd zu wirken, der sich in der Mitte eines Sees aus Gold erhob. „Dort haben meine Großeltern vor fünfzig Jahren geheiratet. Und dort wollen sie im August ihr Eheversprechen erneuern. Vorausgesetzt, wir kriegen den Laden bis dahin in Schuss.“
    „Wie, hast du irgendwelche Zweifel daran?“
    „Hey, mir gefällt deine Einstellung, aber wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen. Das hier ist kein zweihundert Quadratmeter großes Vorkriegshaus, das ein wenig Farbe und eine hübsche Beleuchtung braucht. Das hier sind 40 Hektar Wildnis mit ein paar alten Gebäuden, die teilweise noch aus den Dreißigerjahren stammen.“
    „Ist mir egal. Wir schaffen das. Wir müssen das schaffen.“
    Sie umarmte ihn. „Und ich dachte, ich müsste dir den Arm auf den Rücken drehen.“
    Er hielt sie ein bisschen länger und ein bisschen fester, als notwendig gewesen wäre. Sie entzog sich der Umarmung als Erste, lächelte ihn an und tat so, als sähe sie nur Freundschaft in seinen Augen. Zum ersten Mal verstand sie, wie es sich anfühlen musste, Rand Whitney zu sein, der in ihre anbetend blickenden Augen schaute und sich nicht in der Lage fühlte, die Gefühle zu erwidern.
    „Danke, dass du mitgekommen bist, Partner“, sagte sie. Dann trat sie ans Geländer und genoss die leichte Brise, die vom Wasser aufstieg. Der Geruch des Sees und der Wälder brachte so viele Erinnerungen zurück, und überraschenderweise waren nicht alle davon schlecht.
    „Ich glaube nicht, dass ich schon einmal an einem so einsamen Ort gewesen bin“, sagte Freddy. „Es kommt mir vor, als wären wir die einzigen Menschen auf der Welt. Der erste Mann und die erste Frau. Adam und Eva.“
    „Werde mir aber jetzt ja nicht komisch“, sagte sie.
    „Was, keine ‚Hier ist Johnny‘-Einlage mit der Axt?“ Er schaute sie mit wildem Blick an.
    „Ich denke, darauf kann ich verzichten. Danke.“
    „Okay. Aber wenn ich ein Buch in mir hätte, wäre dieses hier der perfekte Ort, um es zu schreiben.“
    Sie ging wieder hinein. „Lass uns mal sehen, wo wir heute Nacht schlafen können.“
    In der Nacht teilten Olivia und Freddy sich eine Hütte. Keinem von ihnen gefiel die Vorstellung, mitten in der Wildnis alleine in der höhlenartigen Koje zu liegen und auf jedes Rascheln und Schnüffeln zu horchen, das aus der undurchdringlichen

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