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Versprechen eines Sommers

Versprechen eines Sommers

Titel: Versprechen eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Construction irgendetwas mit Connor Davis zu tun hatte. Zumindest redete Olivia sich das ein. Und selbst wenn, was dann? Er erinnerte sich sicherlich nicht einmal mehr an sie. Was ein deprimierend tröstender Gedanke war, wenn man bedachte, was für einen Narren sie aus sich gemacht hatte.
    „Okay, sag mir, dass das keine überdachte Brücke ist.“ Freddy griff aufgeregt nach seiner Kamera.
    „Es ist eine überdachte Brücke.“
    „Ich kann es nicht glauben“, sagte er. „Das ist besser als in Die Brücken am Fluss .“
    „Eine Lobotomie ist besser als Die Brücken am Fluss .“
    Er knipste drauflos und bekam sich gar nicht mehr ein über das Schild, das den Bau der Originalbrücke mit dem Jahr 1891 angab. Sie hatte sogar einen Namen – Sky River Bridge. Wie aus dem Bilderbuch überspannte sie die flachen Stromschnellen des Schuyler Rivers. Olivia erinnerte sich daran, dass der Camp-Bus auf der Fahrt vom Bahnhof zum Camp Kioga immer gehupt hatte, sobald er in den schattigen Tunnel einfuhr, der unter dem Gewicht knarrte. Und sie erinnerte sich an die ganzen Schwalbennester innen unter dem Dach. Die Brücke war die letzte von Menschenhand gefertigte Sehenswürdigkeit vor dem Camp.
    Hinter der Brücke wand die Straße sich an einem Fluss entlang und an einer Bergkette vorbei, deren Namen und Höhen auf Schildern an der Straße kundgetan wurden. Freddy, durch und durch ein Stadtkind, war außer sich. „Das ist einfach unglaublich“, rief er aus. „Ich kann nicht glauben, dass eurer Familie so ein Ort gehört und du mir nie davon erzählt hast.“
    „Das Camp ist schon seit acht, nein neun Jahren geschlossen. Eine Grundstücksverwaltung kümmert sich um das Gelände. Einige Familienmitglieder kommen ab und zu in den Ferien oder für Familientreffen her.“ Olivia war zu einigen der Versammlungen eingeladen worden, aber nie hingegangen. Dieser Ort hielt zu viele schlechte Erinnerungen für sie bereit. „Im Winter“, fügte sie hinzu, „kommt die Familie meines Onkels Clyde oft hierher, um Langlaufski zu fahren und Schneewanderungen zu machen.“
    „Verrückt“, murmelte Freddy. „Das weckt in mir fast den Wunsch nach einer normalen Familie.“
    Sie warf ihm einen Blick zu. „Nun ja, wenn das, was du heute zu sehen bekommst, dich nicht schreiend zurück nach New York laufen lässt, wirst du einen Sommer inmitten der Bellamys vor dir haben.“
    „Klingt gut. Und, äh, hatte ich die Sache mit meiner Wohnung erwähnt?“
    „Oh Freddy.“
    „Da sagst du was. Ich bin arbeitslos und obdachlos. Ein echter Hauptgewinn.“
    „Diesen Sommer über arbeitest du für mich und wohnst im Camp Kioga.“ Er war ihr bester Freund, was könnte sie sonst sagen?
    Als sie aus dem Augenwinkel den weißen Schwanz eines Rehs aufblitzen sah, nahm sie den Fuß vom Gas. Einen Moment später erschien die Ricke samt ihrem Kitz, und Freddy war so aufgeregt, dass er beinahe seine Kamera hätte fallen lassen.
    Vor Jahren in dem Shuttle-Bus hatten die erfahrenen Camper unterwegs immer die Wahrzeichen laut ausgerufen. Mit wachsender Begeisterung wurde jeder neue Meilenstein auf dem Weg ins Camp begrüßt, bis sie endlich da waren.
    „Da ist der Lookout Rock“, rief jemand und sprang aufgeregt auf dem Sitz auf und ab. „Ich habe ihn zuerst gesehen.“
    Andere riefen die Namen schnell hintereinander: Moss Creek, Watch Hill, Sentry Rock, Saddle Mountain, Sunrise Mountain und endlich Treaty Oak, eine uralte Eiche, von der man sagte, dass Chief Jesse Lyon sie persönlich gepflanzt hatte, in Erinnerung an den Vertrag, den er mit dem Kolonialgouverneur Peter Stuyvesant geschlossen hatte.
    In ihrem zwölften Sommer hatte Olivia auf der ganzen Fahrt geschwiegen. Mit jedem weiteren Wahrzeichen hatte ihr Magen sich weiter zusammengezogen, bis die Furcht sich wie ein kaltes, totes Gewicht in ihrem Inneren anfühlte. Und im Äußeren, erinnerte sie sich. Das Gewicht, das sie hinzugewonnen hatte, repräsentierte den Stress wegen der Sorgen um ihre Eltern, die Anforderungen der Schule, ihre eigenen, unausgesprochenen Ängste.
    Ein kunstvoll gefertigtes Schild am Straßenrand wies auf eine Werkstatt für Glaskunst hin. Danach kamen sie an einer beinahe übernatürlich grünen Wiese und einem tiefen, mysteriösen Wald vorbei. Auf einer sonnigen Lichtung stand ein kleiner Wohnwagen, vor dem eine schwarze, chromverzierte Harley parkte.
    „Interessanter Wald“, bemerkte Freddy.
    „Hier leben immer noch einige aus der Gegenkultur-Bewegung“,

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