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Versprechen eines Sommers

Versprechen eines Sommers

Titel: Versprechen eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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dass der Winter nun endlich vorbei war. Der Himmel wölbte sich wie eine dunkelblaue Schüssel über die Landschaft. Sonnenstrahlen fielen durch die Äste der Bäume und malten goldene Muster auf die gewundene Straße. Es war allerdings noch ein wenig frisch. Zum Glück hatte Connor sich entschieden, die volle Montur anzuziehen: Jacke, Handschuhe, Stiefel, Chaps. Ach, zum Teufel, er konnte es ruhig zugeben: Leute wie die Bellamys schienen ihn mehr zu beachten, wenn er von Kopf bis Fuß in abgewetztes schwarzes Leder gekleidet war.
    Er kam nicht mehr oft hier hoch. Niemand außer den ganz entschlossenen Indian-Summer-Guckern tat das. Als Kind jedoch hatte die Straße zum Camp Kioga einer emotionalen Achterbahn geglichen. Jeden Sommer, in dem er hergekommen war, war es das Gleiche gewesen. Er hatte die Reise mit einem von Hoffnung und Möglichkeiten gefüllten Herzen angetreten. Dieses Jahr würde es anders sein. Dieses Jahr würde sein Vater ihn nicht im Stich lassen. Dieses Jahr würde sein Vater ihn nicht demütigen und den Wunsch in ihm wecken, sich in Luft auflösen zu können. Dieses Jahr könnte er einfach nur ein Kind sein, anstatt sich um den Mann zu kümmern, der sich um ihn kümmern sollte.
    Aber das war lange her. Jetzt war das Camp geschlossen, und an der Grundstücksgrenze stand ein Schild: „Privatgrundstück – Betreten verboten.“
    Der Bogen über der Auffahrt sah immer noch genauso aus wie früher. Vielleicht ein bisschen verwitterter, vielleicht ein wenig schiefer. Aber er war für die Ewigkeit gebaut worden und schien genauso Teil der Umgebung zu sein wie die Felsen und Bäume.
    Die Zeit fiel von ihm ab, als er unter dem Bogen hindurchfuhr. Er war wieder ein Kind, das seinen Seesack umklammerte und schnell zum Eingang lief, in der Hoffnung, dieses Jahr eine gute Hütte zugeteilt zu bekommen.
    Die drei Fahnen, die vor dem Haupthaus wehten, sahen … Connor schob seine Sonnenbrille auf der Nase hoch. Irgendetwas stimmte nicht. An dem höchsten Mast hing die US-Flagge seltsam schief an einer Ecke. Und jemand – ein sehr blonder Jemand in extrem kurzen Shorts – klammerte sich verzweifelt an dem Mast fest.
    Connor beschleunigte, und die Harley kündigte dröhnend seine Ankunft an. Das könnte interessant werden.
Camp Kioga – Verhaltensregeln
Der Missbrauch von Alkohol, Tabak und Drogen ist strengstens untersagt.
Bei der Kleiderwahl gelten Anstand und Bescheidenheit. Neckholder-Oberteile, kurze Shorts etc. werden nicht gestattet. Es sind stets Schuhe zu tragen. Die offizielle Kleiderordnung des Camps ist zu beachten.
Radios, Kassettenspieler, Zeitschriften, Comic-Bücher etc. sind Ablenkungen vom Camp. Der Dekan hat das Recht, sie, wenn nötig, zu konfiszieren.
Nach der Sperrstunde darf kein Camper mehr seine Hütte verlassen.
Essen ist in den Hütten zu keiner Zeit erlaubt; es zieht Käfer und andere Tiere an.
Außerhalb der Essenszeiten ist die Campküche tabu.
Die Betten dürfen nicht zusammengeschoben werden; das ist ein Staatsgesetz.

7. KAPITEL
    Sommer 1991
    I n seinem ersten Sommer im Camp Kioga, mitten während der Wasserrettungsübung, erfuhr Connor Davis aus erster Hand, was ein Steifer war. Sicher, die Jungs sprachen andauernd darüber, und eine Morgenlatte war für ihn auch nichts Neues, aber im wachen Zustand und bei vollem Bewusstsein war es … erschreckend. Es hatte nicht mehr als eines Blickes auf Gina Palumbo in ihrem roten Badeanzug bedurft, damit sein kleiner Krieger sofort seinen eigenen Kopf durchsetzte. Seine dunkelblauen Schwimmshorts waren auf einmal viel zu eng und sahen aus, als hätte er ein Zelt aufgestellt.
    Das Schlimmste allerdings war, dass Connor ihn nicht wieder wegbekam.
    Er und eine Gruppe Kinder waren auf den Aussichtsturm hinaufgeschickt worden; eine Plattform, die zehn Meter über der Schwimm- und Sprungzone des Sees thronte. Sie sollten die anderen Schwimmer beobachten, was ein Teil ihrer Ausbildung zum Rettungsschwimmer war. Doch er konnte den Blick nicht von Gina Palumbo abwenden, deren Brüste einen Platz in der Hall of Fame verdient hätten.
    Einer der Jungs in seiner Hütte hatte schmutzige Geschichten über sie erzählt. Connor bezweifelte, dass irgendetwas von dem stimmte, was sie angeblich hinter dem Bootshaus oder nachts auf der Schwimmplattform im See tat. Manchmal kam in den Geschichten sogar ein weiteres Mädchen vor, oder ein Deutscher Schäferhund, was einfach nur eklig war. Egal, er hatte nicht einmal an letzte Nacht und die geflüsterten

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