Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Versprechen eines Sommers

Versprechen eines Sommers

Titel: Versprechen eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
Vom Netzwerk:
schwimmen. Als Nächstes galt es, ungefähr drei Meilen mit dem Fahrrad zurückzulegen, und zum Schluss kam der Querfeldeinlauf, eine Meile bis zur Ziellinie. Der Erste, der das Ziel erreichte, bekam einen Preis.“
    „Und was war das für ein Preis?“, wollte Max wissen.
    „Komisch, daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Sehr wahrscheinlich so was wie eine Extraportion Kekse.“
    „Ganz schön viel Arbeit für ein paar Kekse.“
    „Junge, wir haben es doch nicht für die Kekse gemacht.“
    „Warum denn dann?“
    „Um zu gewinnen. Um das Recht, anzugeben, weil man das schnellste Team war.“
    „Pft, das kapier ich nicht.“
    „Komm schon, Max. Wo ist dein Wettbewerbsgeist?“
    „Ich schätze, den habe ich vergessen einzupacken.“
    „Wann fangen wir denn endlich mit dem Angeln an?“ Daisy hoffte, je eher sie anfingen, desto eher könnten sie wieder umkehren.
    „Wir müssen die perfekte Stelle finden“, erklärte ihr Dad. „Sie nennt sich Blue Hole.“
    Es dauerte ewig, bis sie den Ort erreichten, weil er ganz auf der anderen Seite des Sees lag und sie nur so langsam vorankamen. Das ganze Spritzen und Lärmen hatte aber vermutlich sowieso jeden Fisch verscheucht.
    Endlich, kurz bevor sich an Daisys Händen Blasen zu bilden begannen, erklärte ihr Vater, dass sie die Stelle erreicht hatten. Daisy musste zugeben, dass es hier wunderschön war. Das tiefe Angelloch wurde von einer Mauer aus ins Wasser reichenden Felsen gebildet. Hier war der See so still wie ein Stück Glas.
    „Und jetzt?“, fragte Max.
    „Jetzt befestigen wir unsere Köder an den Haken und hoffen aufs Beste. Reich mir mal die Kanne mit den Würmern, Daisy.“
    „Die würde ich nicht mal mit der Kneifzange anfassen“, erwiderte sie.
    „Angsthase.“ Max kletterte zu ihr, wobei er das Kanu zum Schwanken brachte.
    „Vorsichtig, Taubnuss“, sagte sie und hielt sich mit beiden Händen an den Seiten fest.
    Zu ihrer Überraschung bewies Max sogar ein wenig Geschick, als er die Kanne schnappte und seinem Vater reichte. In wenigen Minuten waren ihre Haken präpariert – von ihrem Dad, der zu wissen schien, was er tat – und die Leinen ausgeworfen.
    Und dann … nichts. Alle drei saßen da wie die Idioten, starrten auf ihre Köder, warteten auf einen Biss. Hin und wieder zog ihr Dad eine Leine ein und machte einen neuen Wurm an den Haken, als wenn die Forellen ihre Nase über die toten, aufgedunsenen Würmer rümpften. Ab und zu bewegte sich ein Blinker, tauchte ein wenig unter. Wenn das passierte, rollte einer von ihnen in wilder Aufregung die Leine ein, nur um festzustellen, dass ihnen der Köder vom Haken geklaut worden war.
    „Clevere kleine Teufel“, bemerkte ihr Dad.
    „Wer, die Forellen?“, fragte Daisy. „Seit wann sind Forellen clever?“
    „Seit sie einen Wurm klauen können, ohne den Haken zu schlucken“, erklärte Max. „Ich finde das ziemlich clever. Du nicht?“
    „Ja, wirklich toll.“
    Nach einer guten Stunde verwandelte sich die Langeweile in Alberei. Sie spielten Spiele, an die sie sich noch von früher erinnerten, wie „Ich sehe was, was du nicht siehst“ und „Wer bin ich“. Der Klang von Max’ Gekicher perlte wie Vogelgesang über das Wasser, und Daisy überkam ein seltsames, unerwartetes Gefühl. Ein Gefühl von Ruhe und … Frieden.
    Ein wenig später fing ihr Dad an, Geschichten zu erzählen. Er sprach von den alten Zeiten, als er noch ein Junge gewesen war und jeden Sommer seiner Kindheit hier verbracht hatte. „Es war das einzige Leben, das ich kannte“, sagte er. „Und ich habe gar nicht bemerkt, wie wundervoll es war. Aber das tun Kinder nie.“
    Ja, aber sie bemerken, wenn ihr Leben den Bach runtergeht, dachte Daisy.
    Max bekam Hunger und wickelte ein Sandwich aus. „Hm, mein Lieblingssandwich.“
    „Das hast du nicht getan“, sagte Daisy zu ihrem Vater.
    Der zuckte mit den Schultern. „Er mag es doch so gerne.“
    Ein entzückter Ausdruck legte sich über Max’ Gesicht, als er in die eklige Mischung aus Fleischwurst und Erdnussbutter biss. „Erzähl uns die Geschichte, als Onkel Philip Seewolf-Köder in der Hütte der Mädchen versteckt hat“, bat er, auch wenn er die Geschichte auswendig kannte.
    Die Minuten flogen vorbei, während sie ihrem Vater zuhörten. Max pulte die Kruste vom Brot und ließ sie über Bord ins Wasser fallen. Daisy sah zu, wie ein Schwarm Forellen angeschossen kam und die mit Erdnussbutter getränkte Kruste von der Wasseroberfläche schnappte. Wie

Weitere Kostenlose Bücher