Versprechen eines Sommers
Informationen.
Olivia stieg aus dem Auto. „Lass mich raten“, sagte sie und ließ ihren Blick über die Reihenhäuser gleiten, die jedes eine kleine Veranda vor der Haustür hatten. „Dein Vater wohnt in dem Haus mit den ganzen Vogelhäuschen. Du kleiner Schelm. Er baut sie für den Baumarkt und du kaufst sie alle auf.“
Erwischt, dachte Connor. „Tu mir einen Gefallen und sag ihm gegenüber nichts, ja?“
„Natürlich nicht.“ Ihr Blick wurde weich, und sein Herz schlug schneller. Vor langer, langer Zeit hatte sie ihn oft so angesehen. Und dieser Blick hatte ihm die Welt bedeutet.
Sein Vater empfing sie an der Haustür. „Hey, mein Sohn. Gut, dich zu sehen.“ Er streckte Olivia seine Hand hin. „Terry Davis, Ma’am.“
„Olivia Bellamy.“
„Miss Bellamy. Wie geht es Ihnen, Ma’am?“ Die kratzfüßige Art seines Vaters ließ Connor immer noch zusammenzucken. Als er es ihm gegenüber einmal erwähnt hatte, hatte sein Vater erklärt: „So bin ich aufgezogen worden. Man muss den Herrschaften gegenüber höflich sein.“
„Du bist doch kein Sklave, wieso sollte jemand deine Herrschaft sein?“
„Das sagt man nur so. Wenn jemand aus vermögendem Haus kommt, wenn er vielleicht sogar in der Position ist, dir etwas anzubieten, dann ist er dein Herr.“
„Das ist verrückt, Dad.“
„Aber so funktioniert die Welt nun einmal, mein Sohn.“
Und jetzt, wo Terry Davis Olivia begrüßte, packte er sie automatisch in die Welt der „Herrschaften“. Zugegeben, sie hatte dieses ordentliche, wie frisch aus dem Ei gepellte Aussehen. Man erkannte es an Kleinigkeiten: die schmalen, goldenen Ohrringe, das glatte Haar, die strahlend weiße Bluse mit dem aufgestellten Kragen, die Khaki-Shorts.
Connor erwartete, dass sie sich hier in dem kleinen, einfachen Häuschen unwohl fühlen würde. Doch als sie seinen Vater begrüßte, sah er in ihrem Lächeln nichts als aufrichtige Wärme. „Ich hoffte, dass wir Sie nicht bei irgendetwas stören.“
„Aber ganz und gar nicht.“ Er führte sie in die Küche und beeilte sich dann, das Radio abzuschalten. „Ich freue mich über die Gesellschaft.“ Er wuselte umher, räumte den Tisch frei von Post und ausgeschnittenen Coupons.
Olivia beobachtete ihn mit einer gewissen Nachdenklichkeit, aber auch Erleichterung, wie Connor vermutete. Er konnte ihr keinen Vorwurf machen. Der Terry Davis der Vergangenheit war in den Augen der Welt ein hoffnungsloser Säufer gewesen. Außer für Connor. Sogar als Kind hatte er sich geweigert, die Hoffnung aufzugeben. Das hatte ihm unzählige Male das Herz gebrochen, aber er war der einzige Verwandte, den sein Vater hatte. Aus dummer Loyalität oder Verzweiflung oder vielleicht auch aus der unerschütterlichen Liebe eines Sohnes hatte er immer fest daran geglaubt, dass sein Vater sich erholen könnte. Er hatte es so fest geglaubt, dass er, als er sich zwischen seinem Vater und Lolly hatte entscheiden müssen, ohne zu zögern seinen Vater gewählt hatte. Das war in dieser Sommernacht vor neun Jahren gewesen, einer Nacht, die sich für immer in Connors Gedächtnis gebrannt hatte.
„Ich bin froh, sie wiederzusehen“, sagte Olivia höflich. „Sie erinnern sich vermutlich nicht mehr an mich. Früher haben mich alle Lolly genannt.“
„Ah, das ist ein Name, den ich noch kenne“, versicherte Terry ihr. „Sie waren diese Süße, Pummelige, mit der Connor immer herumgelaufen ist.“
Connor unterdrückte ein Stöhnen. Betrunken oder nüchtern, sein Vater nahm nie ein Blatt vor den Mund. „Dad …“
Olivia lächelte immer noch. „Ich weiß nicht, ob ich süß war, aber ich war definitiv pummelig.“
„Wie ich sehe, haben Sie den Babyspeck verloren.“
„Dad .“
„Wie wäre es mit einem Mineralwasser?“, fragte Terry.
„Sehr gerne. Danke.“ Sie schien von seinen Aussagen nicht im Geringsten beleidigt zu sein, sondern schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, als er ihr eine Flasche Mineralwasser reichte und sich dann zu ihnen an den runden Tisch setzte.
„So, hier sitzen Sie nun, ganz erwachsen“, sagte Terry. „Wie lange ist es her, zehn Jahre?“
„Neun.“
„Mann. Connor war definitiv verrückt nach Ihnen. Sind Sie immer noch Single?“
„Dad, um Himmels willen …“
Terry winkte ab. „Schon gut, schon gut. Ich bin sicher, dass du nicht hergekommen bist, um dich wegen deiner alten Freundin aufziehen zu lassen.“
„Ist schon gut“, versicherte Olivia ihm. „Wirklich. Es macht mir gar nichts, zu hören, dass
Weitere Kostenlose Bücher