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Verstand und Gefühl

Titel: Verstand und Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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nervösen Beschwerden.«
    »Das tut mir leid. In ihrem Alter zerstört jede Art von Krankheit die Jugendblüte für immer! Die ihre war von sehr kurzer Dauer! Letzten September war sie noch ein so hübsches Mädchen, wie ich es nur je gesehen habe, ganz dazu angetan, die Männerwelt anzuziehen. In ihrer Art Schönheit lag etwas, das besonders gefiel. Ich erinnere mich, wie Fanny sagte, sie würde sich gewiß eher und besser verheiraten als du; nicht daß sie dich nicht auch überaus gern hat – aber das kam ihr so in den Sinn. Doch sie wird sich irren. Ich bezweifle, daß Marianne nun noch einen Mann bekommen wird, der mehr als höchstens fünf- oder sechshundert im Jahr hat, und ich müßte mich sehr täuschen, wenn
du
es nicht besser treffen würdest. Dorsetshire! Ich weiß sehr wenig von Dorsetshire, aber, meine liebe Elinor, ich würde es außerordentlich gern besser kennenlernen; und ich denke, ich kann mich dafür verbürgen, daß Fanny und ich zu deinen ersten und beglücktesten Besuchern gehören werden.«
    Elinor versuchte sehr ernsthaft, ihn davon zu überzeugen, daß es nicht die geringste Wahrscheinlichkeit für sie gäbe, Colonel Brandon zu heiraten; doch das war eine Hoffnung, die ihm zuviel Vergnügen machte, um sie fahrenzulassen; und er war wirklich entschlossen, mit dem Herrn einen vertrauten Umgang zu suchen und diese Heirat durch jede nur mögliche Aufmerksamkeit zu fördern. Und da er selbst nichts für seine Schwestern getan hatte, waren seine Gewissensbisse gerade groß genug, um äußerst bedacht darauf zu sein, daß alle anderen sehr viel für sie taten; und ein Heiratsantrag von Colonel Brandon oder eine Erbschaft von Mrs. |249| Jennings waren die einfachsten Mittel, sein eigenes Versäumnis wettzumachen.
    Sie hatten das Glück, Lady Middleton zu Hause anzutreffen, und auch Sir John kam noch dazu, bevor der Besuch endete. Eine Fülle von Höflichkeiten wurde allerseits ausgetauscht. Sir John war stets bereit, jeden zu mögen, und obgleich Mr.   Dashwood nicht viel von Pferden zu verstehen schien, betrachtete er ihn als einen sehr gutmütigen Burschen, während Lady Middleton in seiner Erscheinung genug Vornehmheit sah, um die Bekanntschaft mit ihm für lohnenswert zu halten; und ganz entzückt von den beiden, verließ Mr.   Dashwood sie wieder.
    »Ich habe Fanny einen reizenden Bericht zu überbringen«, sagte er, als er mit seiner Schwester zurückging. »Lady Middleton ist wirklich eine überaus vornehme Frau! Eine Frau, die Fanny bestimmt gern kennenlernen möchte. Und Mrs.   Jennings ebenfalls – so außerordentlich wohlerzogen, wenngleich nicht so elegant wie ihre Tochter. Selbst
sie
zu besuchen braucht deine Schwägerin gar keine Bedenken zu haben – was, um die Wahrheit zu sagen, ganz natürlich ein wenig der Fall gewesen ist; denn wir wußten nur, daß Mrs.   Jennings die Witwe eines Mannes ist, der all sein Geld auf eine sehr gewöhnliche Weise verdient hat; und Fanny und Mrs.   Ferrars waren beide stark voreingenommen und meinten, daß weder Mrs.   Jennings noch ihre Töchter von der Art Frauen wären, mit denen Fanny gern Umgang pflegen würde. Doch nun kann ich ihr höchst Zufriedenstellendes von beiden berichten.«

|250| Kapitel 34
    Mrs.   John Dashwood hatte so viel Vertrauen in das Urteil ihres Gatten, daß sie gleich am nächsten Tag sowohl Mrs.   Jennings als auch deren Tochter ihre Aufwartung machte; und ihr Vertrauen wurde belohnt, da sie sogar die erstere – die Frau, bei der sich ihre Schwägerinnen aufhielten   –, keinesfalls ihrer Beachtung für unwürdig befand; und was Lady Middleton betraf, so betrachtete sie diese als eine der bezauberndsten Frauen der Welt!
    Lady Middleton war von Mrs.   Dashwood gleichermaßen angetan. Es gab da auf beiden Seiten eine Art kaltherziger Selbstsucht, die sie einander sympathisch machte; und sie glichen einander sehr in ihrer geistlosen Beachtung aller Anstandsformen und ihrem allgemeinen Mangel an Intelligenz.
    Jedoch gerade diese Umgangsformen, die Mrs.   Dashwood der guten Meinung Lady Middletons so empfahlen, fanden bei Mrs.   Jennings keinen Anklang; für sie war sie nichts weiter als eine kleine, eingebildete Frau von unfreundlichem Benehmen, die den Schwestern ihres Gatten ohne jede Zuneigung, und fast ohne ihnen überhaupt etwas zu sagen zu haben, begegnete; denn von der Viertelstunde, die sie Berkeley Street gewährte, saß sie mindestens sieben und eine halbe Minute da, ohne ein Wort zu sagen.
    Elinor

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